• 03.08.2008 12:25

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Concorde-Agreement: Erster Entwurf steht

Noch gibt es kein formalisiertes Concorde-Agreement, ein erster Entwurf steht aber - John Howett sieht allerdings noch Lücken

(Motorsport-Total.com) - Erstmals seit vielen Jahren herrscht in der Formel 1 so etwas wie Aufbruchstimmung, was die zukünftige Gestaltung des Sports angeht. Sogar die Teams ziehen mehr oder weniger an einem Strang und haben die Formula One Teams Association (FOTA) gegründet, um eine gemeinsame Stimme in allen relevanten Verhandlungsrunden zu haben.

Titel-Bild zur News: Meeting der Teamchefs

Erstmals seit vielen Jahren ziehen die Teams gemeinsam an einem Strang

Das war nicht immer so - wir erinnern uns an frühere Alleingänge von Ferrari, an die Drohung einer "Piratenserie" der Automobilhersteller oder auch an den ewigen Streit um ein neues Concorde-Agreement. Der Wendepunkt wurde im Mai 2006 in Barcelona eingeleitet, als durch ein Memorandum of Understanding (MoU, Verständnismemorandum; Anm. d. Red.) endlich die Verteilung der Einnahmen zur Zufriedenheit aller Beteiligten geregelt wurde.#w1#

Wann gibt es ein neues Concorde-Agreement?

Allerdings ist 2007 das Concorde-Agreement, quasi die Verfassung der Formel 1, abgelaufen. Das neue Dokument soll auf das Verständnismemorandum von Barcelona aufsetzen, wurde aber immer noch nicht ratifiziert. FIA-Präsident Max Mosley hält es für möglich, die notwendigen Unterschriften bis Herbst unter das Concorde-Agreement zu bringen, Bernie Ecclestone wünscht sich ebenfalls eine rasche Lösung - aber manche sind noch skeptisch.

John Howett sieht beispielsweise Kritikpunkte: "Wir haben einen ersten Entwurf erhalten, aber in diesem Entwurf fehlen viele der Punkte aus dem kommerziellen Abschnitt des Memorandums. Was das Kommerzielle angeht, handeln wir und die FOA in gutem Glauben zusammen, basierend auf dem MoU. Aber ich persönlich denke, dass wir da noch einiges an Arbeit vor uns haben", so der Toyota-Teampräsident gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Wichtig ist, dass die Teams in den Verhandlungen an einem Strang ziehen. Die Stimmung beim ersten FOTA-Meeting am Dienstag in Maranello sei "sehr transparent, sehr offen, sehr positiv" gewesen, aber noch wurden keine konkreten Beschlüsse gefasst. Zunächst geht es darum, dem Grundkonzept der FOTA eine Struktur zu verpassen, dann sollen Ziele definiert werden, erst dann geht es an die konkrete Ausarbeitung von Vorschlägen.

FIA-Frist läuft am 3. Oktober ab

Doch die Zeit drängt, denn bereits am 3. Oktober müssen die Teams der FIA ihren Vorschlag für ein neues Reglement präsentieren. Zuletzt sickerten jedoch Signale durch, dass die FOTA um eine Verschiebung dieser Frist um einige Monate bitten könnte. Beschlossen wurde dies noch nicht. Auch Fragen wie die Verschiebung der Einführung von KERS, die sich sechs von zehn Teams wünschen, bleiben vorerst ungeklärt.

"Wir haben uns auf ein Grundkonzept verständigt. Jetzt ist der nächste Schritt, das zu konstituieren, damit wir konkret voranschreiten können. Bis das formell festgehalten ist, müssen wir abwarten", erklärte Howett in Bezug auf FOTA. Es steht die Idee im Raum, dass für einen FOTA-Beschluss sieben Stimmen notwendig sind und nicht wie bisher Einstimmigkeit, aber auch das muss erst noch formell abgesegnet werden.

Teams wollen eine gemeinsame Stimme

Howett: "Es ist notwendig, dass die Teams bei vielen Themen eine gemeinsame Position haben. Es ist unrealistisch, dass die Teams in allen Fragen zu einer einstimmigen Entscheidung kommen sollen, und das lähmt die Prozesse. Also haben wir entschieden, enger zusammenzuarbeiten und eine Organisation als Repräsentanz für die Teams in Diskussionen mit der FIA und dem Halter der kommerziellen Rechte zu gründen. Wir brauchen eine starke Stimme im Sport."

Die Struktur der FOTA soll "bewusst schlank" gehalten werden, so Howett. Soll heißen: Luca di Montezemolo wird in den ersten zwölf Monaten als Vorsitzender agieren, dazu wird es einige Arbeitsgruppen mit vorher nominierten Teammitgliedern geben und eventuell könnte noch ein Sekretariat eingerichtet werden. Ein großer Apparat, der Entscheidungsprozesse lähmen könnte, ist jedenfalls nicht gefragt.

Heute Morgen trafen sich die Teamchefs übrigens im Toyota-Motorhome am Hungaroring zu einer weiteren Besprechung. Worum es dabei gegangen ist, entzieht sich derzeit unserer Kenntnis, weil niemand mit den Medien darüber sprechen will. Termin für das nächste offizielle FOTA-Meeting gibt es noch keinen. Allerdings ist man in Maranello so verblieben, dass man die Arbeit so bald wie möglich fortsetzen möchte.