• 24.03.2011 11:53

  • von Dieter Rencken

Button: "Wir werden zurückschlagen"

McLaren-Fahrer Jenson Button möchte in Melbourne an seine Erfolge aus der Vergangenheit anknüpfen und gibt sich 2011 recht zuversichtlich

(Motorsport-Total.com) - Bei den Wintertests der Formel 1 blieben Jenson Button und das McLaren-Team hinter den eigenen Erwartungen zurück, doch so schnell gibt das britische Gespann nicht kleinbei: Der Weltmeister von 2009 und seine Mannschaft haben bereits wieder einige Neuentwicklungen im Gepäck, mit denen sie bereits beim Saisonstart in Melbourne für Furore sorgen wollen. In seiner Medienrunde erklärt Button, was er vom neuen Rennjahr erwartet und welche Chancen er für sein McLaren-Team sieht.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button würde 2011 gerne seinen dritten Melbourne-Sieg in Folge feiern...

Frage: "Jenson, dein Team brachte das neue Fahrzeug noch nicht beim ersten Test an den Start und schien noch dazu Probleme bei den Probefahrten zu haben. Wie würdest du eure Ausgangslage einschätzen?"
Jenson Button: "Unsere Herangehensweise an dieses erste Rennen war vermutlich recht risikoreich, wie Martin Whitmarsh schon erklärte. Gerade deswegen hat McLaren aber bereits so viele Titel gewonnen: Sie gehen die entsprechenden Risiken ein. Wir wollen nicht um kleine Punkte kämpfen, sondern um Siege mitfahren. Hoffentlich klappt das schon in Australien."

Frage: "Welche Verbesserungen konntet ihr am Auto umsetzen, seit ihr damit den Testbetrieb aufgenommen habt?"
Button: "Wir hatten ein paar Probleme mit der Zuverlässigkeit und konnten so beispielsweise beim Testabschluss nicht gar so viele Runden absolvieren. Wir kamen nicht einmal in die Nähe der Kilometerzahl, die wir gerne erreicht hätten. Es war also ein schwieriger Winter, doch wir werden zurückschlagen."

"Wir haben schon in Australien einige neue Teile am Start, unter anderem ein neues Auspuffsystem. Das sollte uns eine große Hilfe sein. Bisher war es aber nur auf dem Prüfstand und noch nicht im Einsatz. Man darf also gespannt sein. Es ist eine risikoreiche Herangehensweise, doch eben dieses Risiko müssen wir eingehen, wenn wir unsere Ziele verwirklichen wollen."

"Wir haben schon in Australien einige neue Teile am Start." Jenson Button

"Nach dem letzten Test war ich noch öfters im Simulator, um neue Dinge auszuprobieren. Dabei gelangen uns einige Fortschritte. Wir konnten uns recht gut verbessern. Der Freitag wird sehr wichtig für uns, hoffentlich bleibt es trocken.

Frage: "Peilst du den dritten Melbourne-Sieg in Folge an?"
Button: "Klar. Man muss immer positiv gestimmt an solche Aufgaben herangehen. Einfach wird das aber sicher nicht. Die Stimmung im Team ist aber gut, auch wenn unser Winter nicht gerade einfach war."

"Möglich ist es allemal. Im vergangenen Jahr hatten wir hier in Australien zum Beispiel ein Auto, das zwar schnell war, aber eben nicht so schnell wie Red Bull oder Ferrari. Dennoch gelang es uns damals, das Rennen zu gewinnen. Der Hattrick wäre also drin, es könnte klappen."¿pbvin|512|3533|inside|0|1pb¿

Button rechnet mit einem engen Wettbewerb

Frage: "Was erwartet uns in dieser Saison? Wird es wieder einmal sehr eng zugehen?"
Button: "Dieses Rennjahr wird sicherlich nicht weniger konkurrenzfähig sein als das vergangene."

"Ganz im Gegenteil: Ich rechne damit, dass es sogar noch enger zugehen wird. Beim Testen waren speziell Ferrari und Red Bull sehr gut unterwegs. Wo wir stehen, weiß ich nicht. Sauber, Mercedes, Renault, Williams - all diese Teams konnten ebenfalls starke Rundenzeiten hinlegen und einige gute Longruns absolvieren."

"Uns sollte also eine konkurrenzfähige Saison ins Haus stehen und das ist doch großartig für den Sport. Es gab wieder einige Veränderungen. Wir fahren nun zum Beispiel mit Reifen von Pirelli, KERS ist wieder da und dann wäre da noch der verstellbare Heckflügel. Man kann also mit vielen Variablen herumspielen. Hoffentlich ergeben sich dadurch auch tolle Rennen."

"Uns sollte eine konkurrenzfähige Saison ins Haus stehen." Jenson Button

Frage: "Auch in diesem Jahr müssen sich die Teams mit vielen Regeländerungen beschäftigen. Eine davon ist, dass Stallregie wieder erlaubt ist. Die Teams dürfen also die Positionen ihrer Fahrer tauschen. Ist das im Hinblick auf die Zuschauer eine gute Entwicklung?"
Button: "Ich denke nicht. Gleichzeitig gehe ich nicht davon aus, dass es viele Teams geben wird, die von Anfang an auf Stallregie setzen werden."

"Das hoffe ich zumindest. Jeder Pilot hier hat schließlich sehr hart darum gekämpft, in der Position zu sein, in der er sich jetzt befindet. Es ist sehr hart, wenn man dann den Befehl bekommt, seinen Platz zugunsten des Teamkollegen zu räumen. Wir alle wollen gewinnen, das ist klar. Ich möchte aber auf faire Art und Weise siegen."

"Meiner Meinung nach würde mir die Mehrzahl der Piloten beipflichten. Man hat das gleiche Material wie der Stallgefährte - und das reicht. Du solltest schon dazu in der Lage sein, den Rest zu erledigen. Gelingt es dir dann nicht, deinen Teamkollegen fair in die Schranken zu verweisen, musst du den Fehler bei dir selbst suchen."

Pedro de la Rosa als wichtige McLaren-Stütze

Frage: "Neu sind in diesem Jahr unter anderem der verstellbare Heckflügel und KERS. Wie sehr wird dich all das als Fahrer im Cockpit in Beschlag nehmen?"
Button: "Als Formel-1-Pilot ist man immer ziemlich beschäftigt. Durch die Wiedereinführung von KERS und durch den verstellbaren Heckflügel hast du nun eben noch mehr zu tun in deinem Cockpit."

"Im Augenblick sagen vermutlich die meisten, dass es zu viel ist. Nach ein paar Rennen sollte man sich aber daran gewöhnt haben. Dann wird dieses Thema auch nicht mehr Gesprächsgegenstand sein. Ich habe kein Problem damit. Nur: Bei KERS muss man halt auf das Display schauen, um zu erfahren, wie viel Leistung man noch abrufen kann."

"Das kann manchmal etwas ablenkend sein. Ich denke, wir haben gute Systeme. Bisher hatten wir keine Probleme damit. Allerdings hatte noch niemand die Chance, diese Dinge auch im Rennen zu erproben. Wir wissen also nicht, was uns diesbezüglich erwartet."

"Ich denke, wir haben gute Systeme. Bisher hatten wir keine Probleme damit." Jenson Button

Frage: "Pedro de la Rosa ist wieder zurück im Team. War er euch im Hinblick auf die neuen Pirelli-Reifen eine Hilfe?"
Button: "Ich habe noch nicht sehr viel Zeit mit ihm verbracht, seit er wieder bei uns ist. Eigentlich sah ich ihn am Donnerstag das erste Mal wieder."

"Ich bin mir sicher, dass er viele nützliche Informationen beitragen kann. Die Reifen sind nun einmal, wie sie sind. Wir alle sitzen diesbezüglich im selben Boot. Wir müssen einfach unser Bestes geben. Pedro ist ein sehr guter Testfahrer und er leistet auch gute Arbeit im Simulator. Er ist schön, ihn wieder bei uns zu wissen."

"Das verschafft mir ein gutes Gefühl. Wir Stammpiloten können ja nicht jeden Tag im Simulator sitzen, doch diese Tätigkeit ist überaus wichtig. Auch Gary (Paffett; Anm. d. Red.) ist da schwer eingespannt. Er braucht hin und wieder eine Pause. Pedro zu haben, kommt uns da sicher zugute."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Australien


Wer hat das beste Timing beim Boxenstopp?

Frage: "Viele Leute sind der Ansicht, dass die neuen Reifen deinem weichen Fahrstil entgegen kommen sollten. Was denkst du darüber?"
Button: "Es ist natürlich wichtig, das man auf die Reifen Acht gibt. Du brauchst aber auch ein gutes Auto. Hast du keinen guten Rennwagen, wirst du nicht gewinnen, auch wenn du gut mit den Reifen umgehst."

"Hoffentlich ist mir mein Fahrstil eine Hilfe. Der Rest des Feldes ist aber sehr gut darin, zu lernen, wie man die neue Situation meistern muss. Ich bin zufrieden mit meinem Fahrstil und hoffe, er wird mir zugute kommen. Ohnehin ist speziell der letzte Stint sehr wichtig. Dort kommt es darauf an, die Reifen am Leben zu erhalten."

"Hoffentlich ist mir mein Fahrstil eine Hilfe." Jenson Button

"Am Anfang ist entscheidend, die frühen Boxenstopps zum richtigen Zeitpunkt zu absolvieren. Wenn du eine Runde vor dem Vordermann abbiegst, wirst du die Chance haben, ihn zu überholen. Ich glaube daher: Es wird darum gehen, wer seine Boxenstopps möglichst früh einlegen, das Rennen aber trotzdem beenden kann."

Frage: "Kannst du strategisch vielleicht ein bisschen anders vorgehen als die Konkurrenz oder geben das die Reifen einfach nicht her?"
Button: "Keine Ahnung. Um eine Antwort darauf zu haben, drehten wir bei den Tests nicht genug Runden, fürchte ich."

"Es ist schwierig zu sagen. Am Freitag werden wir die Probeeinheiten für das Wochenende absolvieren. Seit dem letzten Test in Barcelona gingen wir bei der Entwicklung des Autos sehr aggressiv zu Werke. Das wird auch an diesem Wochenende so sein."

Australien statt Bahrain die Nummer eins

Frage: "Was ist es für ein Gefühl, sich auf die Saison vorzubereiten, und dann zu erfahren, dass der Auftakt erst zwei Wochen später stattfinden wird?"
Button: "Das ist hart. Für uns Fahrer ist das Testen sehr wichtig, doch wir lieben es einfach, Rennen zu fahren. Wir waren schon sehr enttäuscht darüber, dass Bahrain gestrichen wurde. Sie haben sicherlich größere Probleme zu lösen, bevor sie über die Ausrichtung des Grand Prix' nachdenken können."

Frage: "Wie sah dein Programm für die beiden zusätzlichen Wochen aus?"
Button: "Wir setzten unsere Testarbeit fort und absolvierten auch einige Übungseinheiten im Simulator. Anschließend reisten wir eher als üblich zum Rennen nach Melbourne. Ich bin schon seit Montag hier."

"Bislang war das Wetter hier sehr nett - dann kamt ihr Medienleute." Jenson Button

"Wir trainierten, passten uns an die klimatischen Bedingungen an und hatten bisher sehr viel Spaß. Wir bereiten uns halt auf den Saisonstart vor. Bislang war das Wetter hier sehr nett - dann kamt ihr Medienleute (lacht; Anm. d. Red.). Ich fühle mich aber bereit für den Saisonstart. Es wird Zeit, dass es endlich wieder losgeht."

Button spricht sich für Melbourne aus

Frage: "Es gibt viele Spekulationen über die Zukunft des Melbourne-Rennens und darüber, was nach dem Auslaufen des bisherigen Vertrages 2015 geschieht. Du giltst als Fan dieses Grand Prix'. Wie stehst du dazu?"
Button: "Uh, bis 2015 ist es noch lange hin. Ich weiß nicht einmal, ob ich dann noch immer mit von der Partie sein werde. Ich halte Melbourne jedenfalls für einen tollen Rennplatz. In diesem Jahr ist es der erste Grand Prix des Jahres. Ich mag Bahrain, doch es fühlt sich klasse an, das erste Rennen in Australien abzuhalten."

"In Melbourne erhalten wir immer eine tolle Bühne, auf der wir eine gute Show für die Fans bieten können. Ich genieße es sehr, hier an den Start zu gehen. In der Vergangenheit war ich hier auch schon richtig gut unterwegs. Melbourne war zuletzt sehr gut zu mir. Hier in einem tollen Auto seine Runden zu drehen, ist ein gutes Gefühl."

"In Melbourne erhalten wir immer eine tolle Bühne." Jenson Button

"Einige meiner besten Rennen fanden hier statt und hier begann ich 2000 meine Formel-1-Karriere. Ich habe also beste Erinnerungen an diese Strecke. Es wäre eine Enttäuschung, diesen Rennplatz nicht mehr im Kalender zu haben. Ich kenne aber nicht die Details oder die Gründe, die für oder gegen einen Verbleib in Melbourne sprechen. Ich komme gerne hierher."

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