• 28.11.2011 01:23

Button: "Seb war außerhalb meiner Reichweite"

McLaren-Fahrer Jenson Button spricht über seinen dritten Platz in Brasilien und seine Sicht der Dinge zum Endstand der Formel-1-Rennsaison 2011

(Motorsport-Total.com) - Beim Saisonfinale der Formel 1 fielen die letzten Entscheidungen. Eine davon war, dass Jenson Button das Rennjahr 2011 als Gesamtzweiter hinter Sebastian Vettel (Red Bull) beschließt. Beim Großen Preis von Brasilien musste sich der britische Rennfahrer jedoch auch noch hinter dessen Teamkollegen Mark Webber anstellen, der in Sao Paulo ganz nach vorne fuhr. Mit seinem dritten Platz kann sich Button aber sehr gut arrangieren, wie er in seiner Medienrunde betont.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button hatte eine starke Saison und stand noch einmal auf dem Podest

Frage: "Jenson, du musstest in Brasilien schwer kämpfen, um den dritten Platz zu erobern. Du hattest zum Beispiel ein interessantes Duell mit Fernando Alonso..."
Jenson Button: "Ja, es war ein schwieriges Rennen für mich, vor allem auf der weicheren der beiden Reifenmischung. Fernando kam ausgangs von Kurve fünf sehr nahe an mich heran, also machte ich vor Kurve sechs zu. Normalerweise ist das eine gute Stelle, um jemanden hinter sich zu halten."

"Ich schaute aber, wo er war, und als ich wieder nach vorne blickte, sah ich auf der Innenseite sehr viele Trümmerteile herumliegen. Ich denke, diese Teile stammten von Michaels (Schumacher; Anm. d. Red.) Reifen oder vielleicht war es auch ein Stück von einem Frontflügel. Ich sah es und wollte auf keinen Fall hindurchfahren."

"Nach links konnte ich aber nicht ziehen, denn dort war schon Fernando. Ich musste also nachgeben und mich hinter Alonso einsortieren. Das war etwas enttäuschend und auch unglücklich. Auf den weicheren Pneus hatte ich aber einfach nicht das richtige Tempo. Wir beschlossen daher, in den beiden letzten Stints auf die härteren Reifen zu setzen."

"Das funktionierte ziemlich gut für mich. Vor allem natürlich im letzten Abschnitt des Rennens, als ich auf Fernando aufschließen konnte. Ferrari hatte mit den härteren Reifen zu kämpfen, vermute ich. Ich konnte ihn überholen, doch mehr als Platz drei war nicht drin. Ich fuhr jede Runde wie im Qualifying, aber Seb war außerhalb meiner Reichweite."

Der Verschleiß war unerwartet groß

Frage: "War es geplant, dass du und dein McLaren-Teamkollege Lewis Hamilton derart früh an die Box fahren würdet?"
Button: "Nein. Ich kam eher herein, als wir das erwartet hatten. Ich hatte wirklich sehr mit den Reifen zu kämpfen, was sich über das gesamte Wochenende hinzog. Ich konnte die Pneus einfach nicht schonen und hatte Probleme mit dem Verschleiß. Das war vor wirklich ein großer Schock. Im ersten Stint saß mir Fernando im Nacken."

"Ich wählte die falsche Linie." Jenson Button

"Er setzte mich stark unter Druck. In einer solchen Situation fährst du ein bisschen härter und nimmst daher auch deiner Reifen mehr ran. Ausgangs von Kurve fünf setzte sich Fernando neben mich und ich wählte die falsche Linie, denn es lagen einige Trümmer auf der Linie, über die ich nicht hinweg fahren wollte. Ich sortiere mich daher hinter ihm wieder ein."

"Ich würde sagen, er bekam die Position quasi auf dem Silbertablett serviert. Danach fuhr ich früh an die Box, weil ich meine Reifen einfach nicht schonen konnte. Das war ein Problem. Wir holten einen frischen Satz, doch damit war es genau gleich. Danach wechselten wir auf die härtere Mischung - und damit lief es gleich viel besser. Das Auto fühlte sich konstanter an."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Brasilien


"Wir bekamen ein gutes Gefühl. Im letzten Stint konnte ich dann schließlich auch Jagd auf Fernando machen. Es war definitiv die richtige Entscheidung, noch einmal die härteren Pneus zu nehmen. Wir müssen uns aber die Gründe für diese Situation anschauen, denn das war doch sehr ungewöhnlich. Alles in Allem ging es aber gut aus und ich hatte viel Spaß damit, mit Fernando zu kämpfen."

"Alles in Allem ging es gut aus." Jenson Button

Frage: "Hättest du mit dem ersten härteren Reifensatz durchfahren können oder sah deine Strategie in jedem Fall noch einen weiteren Reifenwechsel vor?"
Button: "Es war schon ziemlich früh, um auf die härtere Mischung zu setzen. Mein Eindruck war aber, dass diese Pneus sehr gut funktionierten."

"Nach etwa zehn Runden legten sie sogar noch einmal zu. Wir hatten zwei Möglichkeiten und wir waren uns nicht sicher, bis ich per Funk meldete, dass meine Hinterreifen nachließen. Ausgehend davon entschieden wir, noch ein drittes Mal an die Box zu fahren. Das war die richtige Entscheidung, denn so fuhren wir auf das Podest."

Die Reifen entscheiden über den Podestplatz

Frage: "Zu einem gewissen Zeitpunkt warst du auf der härteren Mischung schneller unterwegs als Lewis Hamilton, der die weicheren Reifen am Auto hatte..."
Button: "Ja. Keine Ahnung ob die Reifenprobleme nur an meinem Auto auftraten. Für mich trafen wir am Ende jedenfalls die richtige Entscheidung. Wir hatten aber nicht das Tempo, um mit Red Bull zu kämpfen."

"Mit dem Podestrang bin ich zufrieden." Jenson Button

"Mit dem Podestrang bin ich daher zufrieden. Es ist schön, zum zwölften Mal in diesem Jahr auf dem Treppchen zu stehen. Wie ich schon sagte: Es ist zwar kein perfektes Jahr, aber ein gutes. Wir können viel Positives aus dieser Saison mitnehmen. Wenn wir die Schwierigkeiten, die es bei der Zuverlässigkeit gab, aussortieren können, dann sollten wir ziemlich gut aussehen."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Brasilien


"Ich denke, für uns geht es nun in erster Linie darum, einen starken Winter zu haben. Wir können zwar das Auto noch nicht fahren, doch ich spreche ja auch von einem starken Winter in der Fabrik, sodass wir schon beim Testen und nicht erst beim ersten Rennen damit beginnen können, Farbe zu bekennen."

"Nein, vielen Dank an die Jungs. Ich denke, wir wuchsen in diesem Jahr als Team. Ich fühle mich als Teil der McLaren-Familie. Von außen mag es zwar nicht danach aussehen, doch dieses Team hat viel Leidenschaft und sie werden alles daran setzen, zu gewinnen."

"Ich denke, wir wuchsen in diesem Jahr als Team." Jenson Button

Frage: "Apropos Zuverlässigkeit: Sebastian Vettel hatte im Rennen ein Getriebeproblem. Er konnte aber trotzdem noch gute Rundenzeiten fahren. Es hatte fast den Anschein, dass es gar nicht stimmte..."
Button: "Von außen betrachtet, kann ich sagen, was ich will. Als Fahrer lernst du aber, dich an eine gewisse Situation anzupassen."

"Wenn man dir sagt, du musst Sprit sparen oder deine Bremsen schonen, dann lernst du, dich daran anzupassen und anders zu fahren. Wir mussten in diesem Jahr schon oft Benzin sparen und nach fünf bis sechs Runden kannst du die Zeiten mitgehen, weil du dich daran anpasst und einfach ein bisschen anders fährst. Dafür werden wir bezahlt."

Button will erneut Weltmeister werden

Frage: "Man kann den Eindruck bekommen, 2011 war deine bisher beste Saison. Was denkst du?"
Button: "Naja, da war aber noch ein Bursche etwas besser... Es war eine gute Saison. Wir sind aber hier, um den Titel zu holen. Deshalb würde ich sagen: 2009 war mein bisher bestes Jahr. Ich habe großes Vertrauen in die Arbeit mit dem Team. Hoffentlich können wir einfach auf unsere gute Basis aufbauen."

Frage: "Du konntest immerhin deinen Teamkollegen Lewis Hamilton hinter dir lassen..."
Button: "Ja, ich rangiere unterm Strich vor ihm. Wenn du einen so schnellen Stallgefährten wie Lewis hast, ist das keine einfache Aufgabe."

"Es ist nie einfach, mehr Punkte zu holen als er." Jenson Button

"Er ist ja ebenfalls ein Weltmeister. Es ist nie einfach, mehr Punkte zu holen als er. Für uns beide stellt es eine Herausforderung dar, den jeweils anderen zu schlagen. Das treibt uns an und bringt das Team voran. Wir arbeiten sehr gut zusammen. Es ist aber sicher nicht verkehrt, eine wettbewerbsorientierte Umgebung im Team zu haben."

Frage: "Mit diesem Ergebnis steht fest: Du bist der WM-Zweite. Wohin geht die Reise für dich und McLaren ausgehend von diesem Resultat?"
Button: "Uns steht erst einmal ein langer Winter bevor, doch wir sind bereit für das kommende Jahr. In diesem Augenblick sollten wir aber nicht zu sehr über 2012 nachdenken, sondern erst einmal an diesen Abend. Wir sollten unsere Leistung feiern. Es war sicher kein perfektes Jahr. Red Bull war schneller als wir und auch konstanter."

¿pbvin|512|4267||0|1pb¿"Insgesamt war es aber eine ordentliche Saison. Wir wuchsen als Team noch enger zusammen und ich denke, wir haben eine sehr gute Basis für 2012. Ich möchte mich daher einfach nur sehr bei Allen bedanken. Vielen Dank an die Jungs im Team aber auch an alle Personen, die in den vergangenen zwölf Jahren meiner Karriere an meiner Seite waren. Vielen Dank dafür - 2012 kann kommen!"

Wie lautet das Rezept gegen Red Bull?

Frage: "Denkst du, du hättest 2011 bis zum Schluss um den Titel kämpfen können, wenn dein Team keinen derart schwierigen Winter gehabt hätte? Ist aus deiner Sicht alles vorhanden, damit es 2012 besser läuft und dass ihr mit Red Bull kämpfen könnt?"
Button: "Ich denke, wir dürfen die Leistung von Seb und Red Bull in diesem Jahr nicht schmälern."

"Tatsache ist: Wir hatten keinen sehr guten Winter." Jenson Button

"In meinen Augen leisteten sie nämlich phänomenal gute Arbeit. Es wäre falsch, zu sagen, wir hätten mit ihnen kämpfen können, wenn wir nur einen besseren Winter gehabt hätten. Das wissen wir einfach nicht. Tatsache ist aber: Wir hatten keinen sehr guten Winter. Die Jungs machten wirklich einen tollen Job, indem sie das Blatt zum ersten Rennen wendeten."

"Unsere Leistung war ziemlich gut, doch man verliert natürlich viele vorbereitende Arbeiten bei der Zuverlässigkeit und dem Setup sowie natürlich bei der Entwicklung der Aerodynamik und dergleichen. Wir hatten keinen einfachen Auftakt in die Saison, aber so ist es nun einmal. Diese Jungs kamen besser aus den Startblöcken. Zu 2012: Wir hoffen, einen Winter zu haben, in dem wir testen können."

"Das war in diesem Jahr quasi nicht der Fall. Wir konnten aufgrund unserer Probleme ja kaum Setuparbeit verrichten. Hoffentlich gelingt uns ein guter Start in die Testphase, sodass wir die Arbeit an den Einstellungen nicht durch die Bank beim ersten Rennen vornehmen müssen. Wir wollen bei den Wintertests etwas bewegen. Das ist das Ziel für 2012. Ich hoffe, wir können es erreichen."

Frage: "Wie lautet deiner Meinung nach das Rezept, um Red Bull zu schlagen?"
Button: "Wir müssen schneller sein. Abgesehen davon weiß ich wirklich nicht, was wir tun können. Wir arbeiten aber alle sehr hart, um sie zu überholen. Das wird nicht einfach, denn sie sind ein starkes Team und konnten 2011 nur noch mehr Selbstvertrauen aufbauen. Sie zu schlagen, wird schwierig, doch einfach ist es nie. Deswegen lieben wir es so sehr: Es ist eine Herausforderung."