• 09.07.2010 19:01

  • von Dieter Rencken

Button: "Noch ist nichts verloren"

Mit dem Trainingsauftakt in Silverstone ist Weltmeister Jenson Button nicht zufrieden, verspricht sich aber einiges von den Nacharbeiten über Nacht

(Motorsport-Total.com) - Für Jenson Button hielten die beiden Freien Trainings am Freitag kein gutes Ergebnis bereit: Der britische McLaren-Fahrer klassierte sich bei den ersten Übungseinheiten zum Grand Prix von Großbritannien im breiten Mittelfeld und hatte letztendlich zwei Sekunden Rückstand auf die Spitze - dabei hat sein Rennstall doch ein umfangreiches Update am Start. Was es damit auf sich hat und weshalb der Freitag für McLaren recht zäh verlief, erklärt Button in seiner ausführlichen Medienrunde.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Undurchsichtig: Jenson Button und McLaren verstehen das neue Paket noch nicht

Frage: "Jenson, wie ist es dir am ersten Trainingstag in Silverstone ergangen?"
Jenson Button: "Zunächst einmal möchte ich sagen, wie schön es ist, hier zu sein. Aufgrund der vielen Fans, die uns anfeuern, findet die Arbeit in der Box doch bei einer ganz speziellen Atmosphäre statt. Wir hatten prompt einen guten Start in den Tag, doch insgesamt war der Freitag etwas kniffliger, als wir das erwartet hatten."#w1#

"Wir haben hier ein neues Paket am Start und ich fand einfach kein gutes Setup dafür. Das hat sich zwar im Verlaufe der Sessions gebessert, aber noch haben wir unser Ziel nicht erreicht. An gewissen Stellen auf der Strecke ist das Auto ungeheuer nervös. Uns sind zwar einige Verbesserungen gelungen, die Balance passt meiner Meinung nach aber noch nicht."

"Wir hatten keinen perfekten Tag und das ist enttäuschend." Jenson Button

"Wir hatten also keinen perfekten Tag und das ist enttäuschend. Es ist nur der Freitag und wir haben schon so viele Zuschauer an der Strecke. Das ist klasse, denn einige von ihnen mussten sicherlich Urlaub nehmen, um uns fahren zu sehen. Hoffentlich können wir am Samstag eine bessere Leistung und eine bessere Show für alle Fans zeigen."

Frage: "Es ist beeindruckend, wie viele Rotkäppchen hier unterwegs sind..."
Button: "Einfach unglaublich, genau. Ich dachte erst, das seien Anhänger anderer Teams. Dann ist mir aber das Licht aufgegangen, dass die Unterstützung dieser Personen unserem Rennstall gilt. Das ist wirklich ein tolles Gefühl."¿pbvin|512|2900|mclaren|0|1pb¿

McLaren legt eine Nachtschicht ein

Frage: "Wie ist es um dein Gefühl für die Qualifikation und das Rennen bestellt? Was ist drin für McLaren an diesem Wochenende?"
Button: "Das ist im Augenblick noch etwas schwierig zu sagen. Mit viel Sprit scheint das Auto jedenfalls sehr gut zu funktionieren. Wenn wir hingegen nur wenig Benzin an Bord haben, sind die Schwierigkeiten größer."

"Man darf nicht vergessen: Wir werden hier mit einigen Bodenwellen konfrontiert und noch haben wir keine gute Balance gefunden. Wir haben aber sehr gute Leute und werden auch dieses Problem in den Griff kriegen. Am Samstag sehen wir dann, wohin uns das führt."

"Red Bull ist unheimlich schnell. Es wir schwierig werden, sie herauszufordern." Jenson Button

"So schlecht sieht es ja nun auch wieder nicht aus, denn wir liegen ja nicht ganz am Ende des Feldes. Nur: Red Bull ist unheimlich schnell. Es wir schwierig werden, sie herauszufordern. Wir müssen einfach darauf hoffen, über Nacht einen großen Schritt zu machen. Die kommenden Stunden werden gewiss sehr intensiv und stressig."

Frage: "Werden eure Ingenieure die Probleme in nur einer Nachtschicht in den Griff bekommen?"
Button: "Mit Sicherheit. Außerdem sind wir nicht weit weg von der Teamzentrale. Wir werden am Freitag sicherlich noch lange arbeiten, um uns zu steigern. Wir konnten in den Freien Trainings viele wichtige Informationen sammeln. Wir haben zahlreiche Veränderungen vorgenommen, um möglichst viele Daten zusammen zu tragen."

"Am Samstag wird sich zeigen, wie weit wir damit kommen. Wir geben jedenfalls Vollgas, um das neue Paket bestmöglich umzusetzen. Das ist uns bislang noch nicht gelungen. Entsprechend ist das unser Ziel für den Samstag, denn dieses Wochenende ist etwas Besonders für unser Team. Wir wollen uns von unserer besten Seite zeigen."

Noch stimmt die Balance nicht ganz

Frage: "Was genau ist der Hemmschuh für dein Team in Silverstone? Um wie viel habt ihr euch im Vergleich zu Valencia gesteigert?"
Button: "Das können wir noch nicht genau sagen. Wir müssen erst einen Blick in die Daten werfen. Es gibt einige Fortschritte und auch einige negative Aspekte, doch genau eingrenzen kann ich das vermutlich erst am Samstag."

Frage: "Du hast es angesprochen: Silverstone ist nicht weit von der Teamzentrale entfernt. Werdet ihr also über Nacht noch einmal einen Schwung neuer Teile produzieren?"
Button: "Ich denke nicht, dass es darauf hinauslaufen wird. Vielmehr geht es uns darum, die Daten zu analysieren und das Auto richtig einzustellen. Wir wollen verstehen, wie die neuen Teile arbeiten."

"Wir haben am Freitag sehr viel am Auto umgebaut. Das müssen wir bis Samstagmorgen auswerten." Jenson Button

"Es ist kein normales Paket und wenn du es ans Auto schraubst, dann funktioniert es eben nicht sofort. Diese Erfahrung haben aber sicherlich schon andere Teams gemacht. Daran musst du mit der Balance arbeiten, nur drum herum fahren geht halt nicht. Wir haben am Freitag sehr viel am Auto umgebaut. Das müssen wir bis Samstagmorgen auswerten."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Großbritannien


Frage: "Das Team hat es euch Fahrern freigestellt, die neuen Teile zu verwenden. Wie stehst du dazu?"
Button: "Ich möchte das Update ins Rennen führen - natürlich. Das muss auch unser Ziel sein. Es ist eine Verbesserung und sollte das Auto daher auch schneller machen. Nur sind wir uns dessen im Augenblick nicht so sicher. Ich will das Paket einfach zum Arbeiten bringen und daran werden wir mit Nachdruck arbeiten. Die Jungs haben sich so viel Mühe gegeben, dass wir es hier an den Start bringen können. Das soll sich lohnen."

Die Atmosphäre als zusätzlicher Ansporn

Frage: "Ist es dir schon einmal passiert, dass du am Freitag weit weg lagst und am Sonntag dennoch siegreich sein konntest?"
Button: "In diesem Zusammenhang erinnere ich mich zum Beispiel an das Rennen in der Türkei 2009. Am Freitag hatte ich damals richtig viele Probleme. Das Rennen gewann ich aber schließlich mit einem Vorsprung von etwa 30 Sekunden, wenn ich mich nicht irre."

"Noch ist nichts verloren, denn wir haben gerade einmal den ersten Trainingstag hinter uns. Es lief nicht perfekt, das ist die Wahrheit. Ich wünschte nur, es wäre uns etwas leichter von der Hand gegangen. So war es aber nicht, deshalb müssen wir über Nacht hart arbeiten."

Frage: "Wie wichtig ist dein Heimrennen für den weiteren Verlauf der Meisterschaft?"
Button: "Wir sagen ja immer, dass das Heimrennen nichts Besonderes ist, denn es werden genau gleich viele Punkte verteilt, wie bei jedem anderen Rennen auch."

"Ich würde furchtbar gerne mein Heimrennen gewinnen - speziell vor diesem tollen Publikum." Jenson Button

"Ich würde aber furchtbar gerne mein Heimrennen gewinnen - speziell vor diesem tollen Publikum und den zahlreichen Fans. In Silverstone sind am Freitag schon mehr Leute an der Strecke als bei anderen Grands Prix am Rennsonntag. Die Atmosphäre ist also gigantisch. Daher wollen wir den Fans eine gute Show bieten. Dafür werden wir unser Bestes geben."

Frage: "Was bedeutet es dir, hier in Silverstone zu fahren? Dieser Kurs ist sehr geschichtsträchtig..."
Button: "Allerdings. Genau wie Spa und Suzuka, so weist auch diese Strecke einige sehr schnelle Abschnitte auf. Silverstone zählt für mich zu den besten Kursen überhaupt. Wenn du hier ein Auto hast, das eine gute Balance aufweist, dann ist das ein großartiges Gefühl - vor allem im ersten Sektor. Silverstone war schon immer eine sehr schnelle Strecke."

"Aus der Vogelperspektive sieht diese Rennbahn zudem nicht sehr viel anders aus als vor 60 Jahren. Jetzt gibt es ein paar neue Passagen und mache sagen, dass Silverstone nun nicht mehr so flüssig ist. Es kommt aber freilich auch etwas dazu, denn nun haben wir neue, technische Kurven. Darüber hinaus gibt es hoffentlich eine weitere Überholmöglichkeit. Das wollen die Fans schließlich sehen."

Button hofft auf ein Plus an Überholmanövern

Frage: "Wärst du vor 60 Jahren in ein damaliges Auto gestiegen, um hier zu fahren?"
Button: "Da bin ich mir nicht so sicher. Es wäre sicherlich ein Erlebnis gewesen. Ich würde gerne jetzt mit einem solchen Fahrzeug fahren."

"Ich bin vor Kurzem den Wagen von Alain Prost von 1986 gefahren und dieses Auto schien älter als drei Jahrzehnte zu sein. Das war in Goodwood und ich war regelrecht schockiert. Ich würde das gerne hier in Silverstone wiederholen, doch in die meisten Autos dieser Zeit passe ich gar nicht hinein, weil ich zu groß bin."

"Es ist für alle Piloten etwas seltsam, bei Abbey nach rechts abzubiegen..." Jenson Button

Frage: "Wie gefällt dir der neue Arena-Kurs? Wie ist dieser Abschnitt aus der Sicht des Fahrers?"
Button: "Ich denke, es ist für alle Piloten etwas seltsam, bei Abbey nach rechts abzubiegen, statt nach links zu fahren. Dort ist es zudem recht holprig. Das neue Layout scheint allerdings zu ganz nett zu sein."

"Es gibt ein paar neue Tribünen an den Stellen, wo man vielleicht auch überholen kann. Das sollte in Kurve 13 möglich sein. Wenn jemand aus Kurve elf heraus einen Fehler macht, dann hast du in Kurve 13 auf jeden Fall eine Chance, ein Manöver an den Start zu bringen. Wenn ich Zuschauer wäre, würde ich mich an diesem Ort positionieren, denn dort wird sich vermutlich einiges ereignen."