• 01.09.2012 20:49

  • von Dieter Rencken

Button: "Für mich ist die Pole schon wie ein Sieg"

Jenson Button holte heute in Spa die erste Pole-Position seit Monaco 2009 und freute sich vor allem über die tolle Balance seines McLaren-Boliden

(Motorsport-Total.com) - Über drei Jahre musste Jenson Button auf eine erneute Pole-Position warten: In Monte-Carlo 2009 stand der Brite zum letzten Mal auf dem ersten Startplatz, damals noch in Diensten des Brawn-Rennstalls. Die Pole heute in Spa-Francorchamps war somit die erste für seinen aktuellen Arbeitgeber McLaren-Mercedes. Oft war Button schon nah an Startplatz eins dran, aber nie reichte es für den Weltmeister von 2009.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button erzielte heute seine erste Pole-Position für McLaren Zoom

Mit Prognosen für das morgige Rennen auf dem Ardennen-Kurs hält sich Button indes zurück, auch weil ihm aufgrund der durch den Regen am Freitag verlorengegangenen Trainingszeit die Vergleichswerte mit der Konkurrenz fehlen. Das neue aerodynamische Element über den Seitenkästen der McLaren-Boliden habe laut Button keine bahnbrechenden Verbesserungen mit sich gebracht. In seinen Augen habe nämlich auch die Konkurrenz in der Sommerpause Dinge weiterentwickelt und sich verbessert.

Frage: "Jenson, es ist dein 50. Rennen in Diensten von McLaren. Ist es nicht toll, dieses Jubiläum mit deiner ersten Pole-Position für McLaren zu feiern?"
Jenson Button: "Es ist schon eine Weile her, dass ich meine letzte Pole-Position eingefahren habe. Das war glaube ich in Monaco 2009. Das ist jetzt sehr emotional. Sonntags lief es für uns in der Regel in den vergangenen Jahren immer gut, doch samstags fehlte es immer an etwas. Von daher ist das Ergebnis großartig und es ist auch sehr wichtig, aus einer so langen Pause mit solch einem Ergebnis zurückzukommen. Ich weiß, dass das Rennen erst morgen stattfinden wird, aber für mich ist es nach so einer langen Zeit schon wie ein Sieg."

Frage: "Auf dieser Strecke kamst du nicht immer gut zurecht. Entschädigt das nun für einiges?"
Button: "In den letzten Jahren lief es generell für mich im Qualifying nicht so gut. Nur bei meinem ersten Rennen hier vor zwölf Jahren war ich in der Startaufstellung Dritter, also habe ich auch schöne Erinnerungen an diesen Kurs. Jetzt natürlich noch schönere. Die Strecke ist für uns alle außergewöhnlich und hier auf Pole zu fahren bedeutet sehr viel, speziell nachdem ich so lange darauf warten musste."

Frage: "Wie sehr stimmt es dich zufrieden, schneller als jeder andere gewesen zu sein?"
Button: "Sehr! Heute machten wir im gesamten Qualifying keine Fehler. Und wenn ich 'wir' sage, meine ich das Team und mich. Die Ingenieure haben heute wirklich ihr Bestes gegeben. Es ist nicht einfach, wenn man nur eine Stunde Training zur Verfügung hat, weil man praktisch in einer einstündigen Sessions auch nur 20 Minuten auf der Strecke ist. Gratulation ans Team. Natürlich ist das noch kein Sieg, die Punkte gibt es erst morgen. Doch für uns ist das sehr wichtig."

Ergebnis ist "schon überraschend"

Frage: "Bist du vom Ergebnis überrascht?
Button: "So weit vorne zu sein, ist schon überraschend. Wir haben schon im Training erkannt, dass wir schnell sind, aber so weit vorne zu sein, das war schon überraschend."

Frage: "Wie konntest du dich für das heutige Qualifying motivieren?"
Button: "Genauso wie immer. Ich habe den besten Job der Welt. Ich darf jedes zweite Wochenende ein Formel-1-Auto fahren. Das ist etwas, wovon wir als Kinder schon geträumt haben. Es ist einfach, sich selbst zu motivieren, speziell wenn man mit einem Team wie McLaren zusammenarbeitet, ein Team mit einer so langen Geschichte, das seine Fahrer außerdem wirklich unterstützt. Auch wenn Freunde und Familie an die Strecke kommen, kann das einen Unterschied machen."

"Die lange Pause hat ihren Teil dazu beigetragen, dass ich motiviert war. Wieder zurück im Auto zu sein, ist ein sehr gutes Gefühl. Gestern kamen wir wegen des Wetters nicht so viel zum Fahren, aber heute war es toll, wieder ein Formel-1-Auto am Limit zu bewegen. Das macht mir wirklich sehr viel Spaß."

Jenson Button, Lewis Hamilton

Jenson Button war heute begeistert von der Balance seines McLaren Zoom

Frage: "In Q1 hattest du dich übers Teamradio noch über Untersteuern beschwert und bist dann Sekunden später Bestzeit gefahren. Du warst die ganze Zeit über wirklich sehr schnell. Was war passiert? Lag das an den Reifen, war es psychologisch bedingt oder warum änderte sich das so schnell?"
Button: "Wenn das so einfach wäre. Speziell bei diesen Temperaturen und der begrenzten Fahrzeit auf der Strecke ist es schwierig, die Reifen in ihr Fenster zu bekommen. Heute Morgen war es genau umgekehrt, sie funktionierten anfangs sehr gut und ließen dann später nach. In Q1 war es dann wieder andersrum: In Runde eins hatte ich keinen Grip auf der Vorderachse und in Runde drei war er dann wieder da. Es ist wirklich schwierig einzuschätzen, wie stark man pushen muss. Auch wenn man drei Runden am Stück fährt, weiß man nicht, wie sehr man auf der zweiten Runde angreifen soll, ob man mehr Temperatur in die untere oder obere Schicht des Reifens bringen muss. Man kann nicht mehr einfach die ganze Zeit angreifen. Es war gut, heute die richtige Balance gefunden zu haben."

Frage: "Du hast die limitierte Zeit am Freitag angesprochen: Wo hinter steht deiner Meinung nach morgen das größte Fragezeichen? Dem Abbau der Reifen, der richtige Reifenwahl während des Rennens oder dem Setup mit mehr oder weniger Abtrieb?"
Button: "Hinter allem. Wir wissen nicht, ob wir für morgen die richtige Flügeleinstellung gewählt haben. Unser Speed auf der Geraden scheint sehr gut zu sein, was fürs Rennen wichtig ist, speziell wenn man viel Benzin im Tank hat. Die negative Seite daran ist jedoch, dass man im Mittelsektor viel Zeit verlieren kann. Vielleicht kann man den Reifen mit weniger Abtrieb eher schaden, aber vielleicht auch nicht. Vielleicht ist es auch so, dass man mit mehr Abtrieb mehr Temperatur in die Reifen bekommt, das müssen wir abwarten. Momentan ist die Situation etwas undurchsichtig."

"Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass die Jungs mit mehr Abtrieb schneller sein würden als wir. Es ist deshalb ein gutes Gefühl, mit drei Zehntelsekunden Vorsprung auf Pole zu stehen. Die Konkurrenz mit viel Flügel ist immer noch schnell auf der Geraden, aber es ist dennoch schön, vorne zu stehen und diesen Vorteil zu haben."

Balance war im Qualifying super

Frage: "Alle deine drei Runden im Qualifying wären gut genug für die Pole-Position gewesen. Was war dein Geheimnis? Warum lief es heute für dich so gut, während die Konkurrenz Probleme hatte?"
Button: "Wenn ich das wüsste! Wir haben heute Morgen die Balance richtig hinbekommen und das Auto war den ganzen Tag über stark. Unsere Zeit auf der Strecke war zwar beschränkt, doch auf jeder Runde stimmte die Balance des Autos, vor allem im Qualifying war sie super. Die Balance ist ganz nach meinem Geschmack. Bei meinem Fahrstil ist es definitiv schwierig, ein Auto zu finden, das dann im Qualifying schnell ist. Doch wenn es darauf ankommt, kann man damit auf Pole fahren. Ein großer Dank gilt meinem Team, vor allem Dave und Tom, meinen beiden Ingenieuren, die es manchmal an Samstagen nicht einfach hatten. Heute ist aber ein guter Tag und für morgen haben wir jetzt eine deutlich bessere Ausgangsposition als sonst. Es wird dennoch ein schwieriger Tag."

Frage: "Hast du jetzt das Geheimrezept fürs Qualifying gefunden oder war es einfach ein Zufallstreffer?"
Button: "Ich weiß es nicht. Vielleicht brauche ich einfach immer eine fünfwöchige Pause. Spaß beiseite: Das Auto war den ganzen Tag über gut. Wir haben im dritten Freien Training und auch im Qualifying die ganze Zeit am Auto gearbeitet und auf beiden Reifenmischungen fühlte es sich gut an. Es ist dieses Jahr schwierig, mit diesen Reifen eine gute Runde hinzubekommen. Und selbst eine Pole-Runde wie diese fühlt sich nicht perfekt an. Nach dem Qualifying ist der Adrenalinspiegel sehr hoch und man blickt zurück und denkt, dass es eine gute Runde war. Doch wenn man sie genauer analysiert, erkennt man, dass es sehr schwierig ist, mit diesen Autos eine perfekte Runde hinzulegen. Damit hatte ich immer Probleme, mein Fahrstil passte nicht."

Frage: "Lewis hat gesagt, dass euer neues Luftleit-Element an den Seitenkästen eine Verbesserung mit sich bringt, vor allem auf den Geraden."
Button: "Wir haben ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, im Qualifying dadurch schneller zu sein, sondern hatten eher gedacht, dass die Konkurrenz schneller sein würde. Ich bin überrascht, dass das Element so gut funktioniert. Das Element hat also einen guten Effekt, auch wenn es natürlich auch an anderen Dingen wie der Balance lag."

Frage: "Glaubst du, dass ihr in der Sommerpause im Vergleich zur Konkurrenz größere Fortschritte gemacht habt?"
Button: "Nicht wirklich. Wir haben natürlich dieses neue aerodynamische Element an den Seitenkästen, das für Strecken mit wenig Abtrieb wie Spa entwickelt wurde. Aber ich denke, solche Neuerungen hat jedes Team. Wir haben zwar ein paar Updates am Auto, aber nichts weltbewegendes. Aber vielleicht sind wir besser vorbereitet als andere, das kann ich nicht einschätzen."

Frage: "Im morgigen Rennen dürfte es angesichts der Startaufstellung für dich schwierig sein, deinem Teamkollegen Lewis Hamilton im WM-Kampf zu helfen. Wie schwer fiel es dir, dich trotz deiner Lage in der Weltmeisterschaft darauf zu konzentrieren, Rennen zu gewinnen?"
Button: "Nicht sehr schwierig. Es sind noch die Hälfte der Rennen zu fahren und vielleicht war die Pause einfach zu lang und manch einer musste sich darüber Gedanken machen. Es ist Teil der Formel 1 und ich habe das schon einmal erlebt. Wichtig ist, dass wir innerhalb des Teams eine gute Stimmung haben und wir zusammenarbeiten um das bestmögliche Auto zu haben. An den Rennwochenenden wollen wir dann das Beste daraus machen."

"Der heutige Tag ist sehr gut für uns und ich bin mir sicher, dass Lewis über seine Platzierung enttäuscht ist. Doch für mich ist es ein toller Tag und hoffentlich macht er den morgigen für uns einfacher. Doch wie ich schon sagte: Wir wissen nicht, was morgen im Rennen passieren wird. Wir konnten am Freitag aufgrund des Wetters nicht viel fahren und es wird schwierig sein, die Konstanz der Konkurrenz zu bewerten. Es ist eine große Unbekannte, doch wir werden heute Nacht alles durcharbeiten, jede Szenario durchgehen und sicherstellen, dass wir für morgen vorbereitet sind."

Situation ist schwierig einzuschätzen

Frage: "Beruhigt es dich, dass hinter dir Fahrer wie Kobayashi und Maldonado stehen?"
Button: "Das kann man mit gemischten Gefühlen betrachten! Die Sauber sind sehr schnelle Autos und sie haben mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie im Rennen schneller sind als im Qualifying. Man muss sie definitiv auf der Rechnung haben. Wir werden heute Nacht anhand der Daten analysieren, wo sie schnell sind und wo nicht. Es wird sehr schwierig sein, die Situation richtig einzuschätzen."

Frage: "Wie wichtig wäre es für dich, morgen zu gewinnen und in der Weltmeisterschaft dadurch Boden gutzumachen?"
Button: "Sehr wichtig. Viele Leute haben mich gefragt, ob ich weiterhin um den Titel kämpfen kann. Es ist noch ein langer Weg, ich liege 80 Punkte hinter Fernando (Alonso; Anm. d. Red.). Ich muss bei jedem Rennen aufs Podium fahren und vor Fernando ins Ziel kommen, was nicht einfach wird, weil er sehr konstant ist. Aber das ist ein guter Anfang. Ein Sieg wäre sehr wichtig für den Titelkampf."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Belgien


Frage: "In den letzten drei Jahren war dein Freund Sebastian Vettel sehr oft hier an diesem Tag Gast bei der Pressekonferenz. Heute fehlt er. Gefällt dir das? Was möchtest du ihm sagen, damit er sich besser fühlt?"
Button: "Nichts. Das ist nicht meine Aufgabe. Ich glaube er startet von Platz elf, stimmt das? Ich bin schon von schlechteren Positionen gestartet und fuhr dann anschließend aufs Podium. Das bedeutet also nicht, dass sein Wochenende vorbei ist, sondern lediglich, dass es für ihn schwieriger wird als letztes Jahr, als er von der Pole startete. Er wird trotzdem schnell sein. Es gibt hier viele Überholmöglichkeiten. Ich denke, dass wir Sebastian morgen noch um einige Punkte kämpfen sehen werden."

Frage: "Wie sieht deine Taktik für den Start aus?"
Button: "Es wird nicht einfach werden, da die Sauber im Rennen sehr schnell sind. Wir wissen nicht, wo wir genau an diesem Wochenende stehen, da noch niemand wirklich viele Runden am Stück mit viel Benzin absolviert hat. Das ist eine Unbekannte, macht es aber auch interessant."

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