• 27.06.2010 22:28

Button: "Ein gelungener Tag"

McLaren-Fahrer Jenson Button über sein Rennen hinter Kamui Kobayashi, die undurchsichtige Lage um das Safety-Car und den Unfall von Mark Webber

(Motorsport-Total.com) - Nach der Qualifikation musste Jenson Button damit rechnen, ein schwieriges Rennen vor sich zu haben - der britische Rennfahrer ging "nur" vom siebten Platz in den Großen Preis von Europa. Durch eine frühe Safety-Car-Phase kam Button allerdings zunächst gut voran, hing anschließend aber lange Zeit hinter BMW Sauber F1 Team Fahrer Kamui Kobayashi. In der Pressekonferenz spricht Button über diese Situation und nimmt auch Stellung zum heftigen Unfall von Red-Bull-Pilot Mark Webber.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button landete in Valencia wieder einmal auf dem Podium der Formel 1

Frage: "Jenson, von Startplatz sieben auf das Podium - wahrscheinlich ein bisschen unerwartet. Aber du hattest sicherlich ein etwas frustrierendes Rennen, weil du lange Zeit hinter Kamui Kobayashi festhingst..."
Jenson Button: "Ja. Ich halte dieses Ergebnis aber nicht für eine Überraschung, wenn man meine Geschwindigkeit bedenkt. Dass ich von Startplatz sieben auf Rang drei fahren konnte, wurde aber sicherlich vom Safety-Car unterstützt."#w1#

"Gerade als ich in die Boxengasse einbog, wurde das Safety-Car auf die Strecke geschickt. Das war gewissermaßen perfektes Timing für mich, wohingegen die anderen Jungs eine weitere Runde zurücklegen mussten. Das war prima. Danach hing ich aber für den Rest des Rennens hinter Kobayashi."

"Seine Geschwindigkeit war recht ordentlich. Er konnte sich etwas vom Feld absetzen, doch überholen ist halt nicht drin auf dieser Strecke. Ich war mit wenig Abtrieb unterwegs und hatte eine gute Geschwindigkeit auf den Geraden, nur haben mir die Kurvenausgänge halt kein Manöver erlaubt. Ich habe es nicht so hinbekommen, wie ich es wollte."

"Als Kamui drei Runden vor dem Ende an die Box kam, konnte ich noch etwas Spaß haben." Jenson Button

"Als Kamui drei Runden vor dem Ende an die Box kam, konnte ich noch etwas Spaß haben und schauen, welche Rundenzeit tatsächlich in meinem Auto steckte. Ich hatte ein großartiges Finish. Auch meine erste Runde war recht spaßig. Mit Robert und Mark ging es aber auch ziemlich verrückt zu. Wir fuhren zu dritt in Kurve acht ein, aber das war großartig. Wir berührten uns nicht und hatten einen guten Kampf."

"Für das Team ist es ein herausragendes Ergebnis, auf den Rängen zwei und drei ins Ziel zu kommen. Wir waren nicht ganz dazu in der Lage, hier zu gewinnen. Red Bull und Sebastian haben großartige Arbeit geleistet. Im Augenblick steht es 0:1 zwischen Deutschland und England, aber schauen wir einmal, was nachher noch passiert (zum Zeitpunkt der Pressekonferenz hatte das Fußball-WM-Spiel noch nicht begonnen; Anm. d. Red.)."

"Für uns ist es ein gelungener Tag. Ich möchte aber auch noch etwas zu Mark sagen. Er hatte einen schrecklichen Unfall, wie wir alle am Fernseher sehen konnten. In der GP2 ist etwas Ähnliches passiert und ich freue mich sehr, dass er es ohne Blessuren überstanden hat. Schlimmer kann es schier nicht kommen. Aus diesem Grund bin ich froh darüber, dass er okay ist."

Verwirrung um die Safety-Car-Phase

Frage: "Kannst du uns ein bisschen Aufklärung darüber liefern, weshalb gegen dich und acht weitere Fahrer im Anschluss an das Rennen eine Untersuchung eingeleitet wurde? Dabei ging es um die Situation, als das Safety-Car herauskam und die Rundenzeit, die ihr bei der Einfahrt in die Boxengasse hingelegt habt..."
Button: "Als ich in die letzte Kurve einbog, sah ich die Hinweise in Bezug auf das Safety-Car und das Team hatte mich auch entsprechend informiert."

"Nach einer schnellen Kurve fährst du besser nicht langsam." Jenson Button

"Die letzte Kurve geht voll. Ich fuhr um diese Ecke herum und machte dann natürlich nicht langsam, denn das konnte ich nicht. Nach einer schnellen Kurve fährst du besser nicht langsam. Ich hätte bei der Warnung sofort in die Eisen steigen sollen."

"Das Problem ist also, wo ich mich zu diesem Zeitpunkt auf der Strecke befunden habe - ich war am Ende der Runde. Vor mir bog nur ein weiteres Auto ebenfalls in die Boxengasse ein, weil es für alle anderen bereits zu spät war. Es war einfach nicht möglich, noch zu verzögern."

Frage: "Du reist als WM-Zweiter nach Silverstone. Was denkst du darüber?"
Button: "Das ist einfach klasse für unser Team und prima für Lewis und mich. Zwei Briten führen beim Grand Prix von Großbritannien die Gesamtwertung der Formel 1 an."

"Mehr können wir nicht erwarten. Darüber hinaus werden wir bei diesem Rennen einige Verbesserungen erhalten. Viele Teams hatten bereits in Valencia einige Updates am Start - wir nicht. Dennoch erreichten wir ein ordentliches Ergebnis. Im Augenblick ist also alles prima."

"Der Große Preis von Europa war nicht gerade das spannendste Rennen für mich." Jenson Button

"Der Große Preis von Europa war nicht gerade das spannendste Rennen für mich, denn ich verbrachte die meiste Zeit hinter Kobayashi. Die erste Runde hat aber sehr viel Spaß gemacht. Von Kurve eins bis Kurve zwölf war ich Seite an Seite mit Robert unterwegs. Beide sind wir in Kurve acht an Mark vorbeigefahren - der eine auf der Außenseite, der andere auf der Innenseite."

"Die erste Runde war klasse. Danach hatte ich viel Glück mit der Safety-Car-Phase, denn ich war just in den beiden Schlusskurven unterwegs. Das Team sagte nur 'Safety-Car, Safety-Car' und da sah ich auch schon die Hinweistafeln. Ich fuhr sofort in die Box und dadurch konnte ich Robert und zwei andere Autos überholen. Da hatte ich viel Glück."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Europa


"Anschließend landete ich hinter Kobayashi, der einen guten Job mit seinem ersten Reifensatz machte. Dennoch hielt er mich etwas auf. Überholen ist aber nicht möglich und erst als er in die Box fuhr, konnte ich 1,2 oder 1,3 Sekunden schneller fahren als vorher. Das ist etwas frustrierend, doch als Dritter auf dem Podium zu stehen, ist ausgehend von Startplatz sieben so schlecht nicht."

Eine schnelle Runde - nur zum Spaß...

Frage: "Deine schnellste Runde zum Rennende war also eine Demonstration, was drin gewesen wäre?"
Button: "War es die schnellste Rennrunde? Ja, es hat viel Spaß gemacht, herauszufinden, was das Auto kann. Ich war hier mit ziemlich wenig Abtrieb unterwegs. Ich denke, das hat sehr gut für uns funktioniert. Ich hatte trotzdem keine Chance, auf der Geraden zu überholen. Als ich freie Bahn hatte, konnte ich das Fahrzeug endlich einmal laufen lassen und das fühlte sich supertoll an."

"Meiner Meinung nach befinden wir uns in einer guten Ausgangslage." Jenson Button

"Erstaunlich, wie viel Anpressdruck man doch auf einmal hat, wenn kein anderes Fahrzeug vor dir unterwegs ist. Mein Auto war spitze. Ich wünschte, ich hätte noch mehr solcher Runden zurücklegen können. Meiner Meinung nach befinden wir uns in einer guten Ausgangslage. Besonders, wo doch noch ein Update ansteht."

Frage: "Entwickelt sich diese Meisterschaft zu einem Zweikampf zwischen Red Bull und McLaren?"
Button: "Es hat den Anschein, dass diese beiden Teams sehr stark sind. Ferrari sollte man aber niemals unterschätzen. Sie hatten ganz offensichtlich ein hartes Rennen."

"Sie haben unglücklich agiert und das trifft auch auf Mercedes zu. Sie hatten ein schlechtes Rennen, doch das passiert uns allen früher oder später einmal. Ich hatte im vergangenen Jahr ein paar Grands Prix dieser Sorte. Du kannst dich davon erholen und zurückschlagen. Ich rechne jedenfalls fest damit, dass sie konkurrenzfähig sein werden."

"Viele Teams hatten einige Updates bei diesem Rennen am Start und vielleicht haben sie deren Potenzial nicht vollkommen ausgeschöpft. In Silverstone werden wir einen besseren Eindruck vom Kräfteverhältnis erhalten. Wir müssen einfach weiterhin viel Druck machen. Du musst in jedem Rennen neue Teile haben, sonst fällst du zurück. So ein Jahr habe ich noch nie erlebt."

Das Risiko ist immer mit dabei

Frage: "Du hast mittlerweile die TV-Bilder vom Unfall mit Mark Webber gesehen. Was fühlst du, wenn du diese Szene verfolgst?"
Button: "Das zeigt wieder einmal, wie sich die Sicherheit in diesem Sport entwickelt hat. Es war ein heftiger Unfall und das Auto ist sehr hoch aufgestiegen - genau wie beim Crash in der GP2. Auch dort haben wir einen sehr üblen Zwischenfall gesehen, doch dieser Bursche wurde etwas mehr durchgeschüttelt als Mark."

"Wir tun aber alles dafür, um den Sport so sicher wie möglich zu machen." Jenson Button

"Dadurch sehen wir halt, wie schwere Unfälle wir haben und überstehen können. Natürlich kann es dabei immer leicht andere Umstände geben und schon ist die Sache deutlich ernster. Wir tun aber alles dafür, um den Sport so sicher wie möglich zu machen. Wir fahren mit über 300 km/h, durchfahren Kurven mit hoher Geschwindigkeit, viele g-Kräfte zerren an uns. Die Formel 1 wird niemals ein sicherer Sport sein."

"Das ist uns allen bewusst und du musst das Auto respektieren, mit dem du an einem Rennen teilnimmst. Wir haben es mit einem 800 PS starken Biest zu tun, das einfach nicht gezähmt werden will. Dafür haben wir Verständnis, wenn wir uns ins Auto setzen. Ich denke, wir können sehr zufrieden sein mit den Verbesserungen, die man in den vergangenen Jahren im Hinblick auf die Sicherheit vorgenommen hat."