• 28.08.2011 23:13

Button: "Alles in allem ein gutes Ergebnis"

McLaren-Fahrer Jenson Button zieht ein gemischtes Fazit: Platz drei in Spa ist okay für den Briten, doch eigentlich war noch um einiges mehr drin...

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button hat ein turbulentes Wochenende erfolgreich hinter sich gebracht: Nach einem McLaren-Missverständnis in der Qualifikation musste der Brite mit Startplatz 13 vorlieb nehmen, doch im Rennen kam es dann noch dicker. Nach diversen Zwischenfällen lag Button anfangs nur auf Rang 19, konnte sich im weiteren Verlauf des Grand Prix' aber wieder nach vorne arbeiten und den zwölften WM-Lauf des Jahres auf Platz drei beschließen. In der Pressekonferenz schildert er seine Erlebnisse.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Schampus für Jenson Button in Spa: Der Ex-Champion fuhr auf Platz drei ins Ziel

Frage: "Jenson, es muss Spaß gemacht haben, von Platz 13 auf Rang drei nach vorne zu fahren. Erzähle uns vom chaotischen Start und dem dramatischen Finish..."
Jenson Button: "Ja. Ich glaube, wenn ich nach dem Start auf Position 13 geblieben wäre, hätte ich es wesentlich einfacher gehabt, um diese Jungs herauszufordern. So war es ein großes Chaos. Die Situation in Kurve eins ist auf die schwachen Starts an der Spitze zurückzuführen, denke ich."

"Dort traf di Resta meinen Heckflügel, wenn ich mich nicht irre, oder wir hatten eine Berührung und ich beschädigte mir das Teil. Die Hälfte der Endplatte war plötzlich nicht mehr da. Bei der Fahrt durch Eau Rouge löste sich bei jemandem der Frontflügel auf, der dann meinen Frontflügel durchschlug und mir den Rückspiegel abrasiert."

"Das war etwas erschreckend. Danach kämpfte ich um Grip. Mein Frontflügel war beschädigt und die Jungs sagten: 'Wir wissen Bescheid, aber fahre weiter bis Runde fünf.' So machten wir das. Wir kamen herein und wechselten den Frontflügel aus, holten uns weiche Reifen und bestritten alle weiteren Stints in diesem Rennen mit der weicheren Variante."

"Es machte Spaß, denn es gab einige schöne Überholmanöver. Es war toll dort draußen, doch du fragst dich natürlich immer: 'Was wäre, wenn...' Alles in allem ist es ein gutes Ergebnis, auf dem Podest zu stehen. Es ist prima, hier zu sein, wo Seb mich doch im vergangenen Jahr über den Haufen gefahren hat und ich nicht ins Ziel kam."

Zumindest ein Podest für McLaren in Spa...

Frage: "Dieser Kurs war in der Vergangenheit nicht immer gut zu dir. Du warst hier bisher nur viermal im Ziel. Platz drei ist daher ein gutes Ergebnis, oder nicht?"
Button: "Ja. Platz drei ist wohl mein bis dato bestes Resultat auf dieser Strecke. Das Rennen war lustig. Wie Mark schon sagte: Die erste Runde war ziemlich übel."

"Viele Fahrer aus der Region um Platz fünf, sechs, sieben kollidierten und sorgten für Chaos für die Hinterherfahrenden. Überall flogen Teile umher. In Kurve eins wurde ich von Paul oder Sutil am Heckflügel getroffen und so fehlte die halbe Endplatte, was dem Abtrieb nicht gerade zugute kommt. Als ich am Kurvenausgang ankam, flogen überall Teile."

"Der Frontflügel eines Konkurrenten krachte in meinen Frontflügel." Jenson Button

"Der Frontflügel eines Konkurrenten krachte in meinen Frontflügel und rasierte auch einen meinen Rückspiegel ab. Das war das Ergebnis meiner ersten Runde - ziemlich übel. Ich funkte an das Team: 'Ich habe einige Schäden davongetragen, ich muss hereinkommen.' Die Antwort lautete: 'Kannst du nicht machen, denn sonst würdest du im Verkehr festhängen."

"Mach einfach weiter Druck.' Das tat ich fünf Runden lang und dann kam das Kommando: 'Ab an die Box, du bekommst weiche Reifen.' Danach waren wir für das restliche Rennen nur mit weichen Pneus unterwegs. Die Balance war ziemlich gut, doch es gab nur wenig Grip, was auch an meinem beschädigten Heckflügel lag."

"Es war hart, machte aber Spaß. Andere Autos beim Eingang der Schikane auf der Außenseite zu überholen, war ganz schön witzig. Wir können im Hinblick auf das Missverständnis vom Samstag aber immer fragen, 'was wäre, wenn...?' - ohne zu fluchen. Ja, wir hatten über das komplette Wochenende hinweg ein gutes Tempo."

"Das Auto arbeitet sehr gut und wir als Team hatten alles beisammen. Wir hätten wahrscheinlich ein deutlich besseres Ergebnis einfahren können. So ist es aber nun einmal. Diese Jungs leisteten bessere Arbeit und wir müssen nun an Monza denken. Dort sollten wir ein gutes Paket haben. Ich finde, das Auto ist so gut wie noch nie in diesem Jahr. Heute machten wir nicht das Beste daraus."

Frage: "Du warst schon 2005 Dritter in Spa, um es genau zu nehmen..."
Button: "Ja, damals fuhr ich von Platz 13 oder dergleichen los. Es wäre schön, vorne zu stehen. Wir hatten die Geschwindigkeit, um das zu schaffen, doch es klappte nicht. Das Rennen war lustig."

"Es ist einer dieser Grand Prix', von dem man rückblickend sagt, dass es Spaß machte und dass wir viele Überholmanöver sahen. Es kommt nicht allzu oft vor, dass man zwei Fahrzeuge auf der Außenseite von Kurve eins auf einen Schlag überholt. Das war witzig."¿pbvin|512|4002||0|1pb¿

Button ringt Alonso nieder und wird Dritter

Frage: "Zum Schluss schnapptest du dir den dritten Rang von Fernando Alonso. Wie hast du das angestellt?"
Button: "Zu diesem Zeitpunkt des Rennens ging das recht einfach. Ich konnte mich auf der Geraden in seinen Windschatten setzen. Vor ihm lag niemand und ich konnte ohne verstellbaren Heckflügel an ihm vorbeigehen. Das hatte ich auch mit einigen anderen Fahrzeugen gemacht."

"Anfangs war das aber nicht so einfach, denn da war quasi jeder mit hochgeklapptem Flügel unterwegs. Du musstest also normal überholen, was klasse war und mehr Spaß machte, wo man normal doch auf dem Weg zur letzten Schikane und vor Kurve eins überholt. Das war zu der Zeit, als ich an einem Renault und an einem Sauber vorbeiging."

"Ich schnappte mir beide auf der Außenseite und überholte sie en bloc." Jenson Button

"Ich schnappte mir beide auf der Außenseite und überholte sie en bloc. Das Problem war: Nach der Abfahrt zur Eau Rouge setzten beide den verstellbaren Heckflügel ein und so hatte ich ausgangs der Eau Rouge ein Auto zu beiden Seiten meines Rennwagens. Das war am Eingang von Les Combes eine ziemlich witzige Geschichte, doch ich blieb vorne."

Frage: "Die Mercedes ließen sich aber nicht so einfach überholen..."
Button: "Ja, weil sie sehr wenig Flügel fuhren. Sie waren gewissermaßen mit einer Monza-Konfiguration unterwegs."

"Ich kann mich daran erinnern, wie ich hinter Michael (Schumacher; Anm. d. Red.) lag und mit dem verstellbaren Heckflügel einen Versuch wagte. Auf der Hälfte der Geraden war ich aber schon im Limiter und konnte nicht mehr schneller fahren. Michael zog mir dann wieder davon. 'Wie ist das nur möglich?', fragte ich mich."

"Sie hatten sich einfach für ein ganz anderes aerodynamisches Paket entschieden. Sie waren auf der Geraden ungeheuer schnell, was das Überholen schwierig machte. Unterm Strich gelang es mir aber doch, sie zu schnappen - ich holte mir Michael vor der Schikane. Das war sogar noch viel besser."

Frage: "Wann dachtest du erstmals daran, dass du eine Podestchance haben könntest?"
Button: "Nach der Safety-Car-Phase und als ich die Leute reihenweise überholen konnte. Ich dachte: 'Wow, ich habe ein gutes Tempo.' In Anbetracht der Schäden war meine Geschwindigkeit auch prima."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Belgien


"Zudem mussten noch viele Autos die härtere Reifenmischung aufziehen, wohingegen wir ausschließlich noch die weiche Variante fahren konnten. Der weichere Reifen ist der bessere Reifen. Das war sehr aufregend. Wenn wir jetzt noch die kleinen Fehlerchen abstellen, dann können wir auch Rennen gewinnen. Das Auto ist schnell genug dafür und ich habe großes Vertrauen ins Fahrzeug."

Schlägt McLaren in Monza zurück?

Frage: "Spa war keine Katastrophe für dich, doch dein Team hatte kein sehr gutes Wochenende, wenn man die Entwicklungsschritte vor dem Belgien-Event bedenkt. Es muss enttäuschend sein, einen Doppelsieg von Red Bull zu sehen..."
Button: "Ja, sehr sogar. Das Fahrzeug war das gesamte Wochenende über großartig."

"Für mich war die Balance im Nassen, im Feuchten und im Trockenen einfach phänomenal." Jenson Button

"Für mich war die Balance im Nassen, im Feuchten und im Trockenen einfach phänomenal. Es fühlte sich so an, als hätten wir seit Ungarn noch einmal einen Fortschritt gemacht. Nur mit einem dritten Platz abzureisen, ist enttäuschend, doch man muss schon das Gesamtbild betrachten."

"Wir hatten ein Missverständnis in der Qualifikation. Außerdem war Red Bull unheimlich schnell und leistete gute Arbeit. Wer weiß denn schon, was passiert wäre, wenn wir uns gut qualifiziert hätten? Wir wissen nur: Diese Jungs holten sich mehr Punkte als wir. Hoffentlich können wir den Spieß in zwei Wochen wieder herumdrehen."

Frage: "Womit ist in Monza zu rechnen?"
Button: "Monza ist eine Strecke für wenig Abtrieb, aber sehr interessant. Im vergangenen Jahr verloren wir den Sieg an Fernando. Ich hoffe nur, in diesem Jahr ist das nicht der Fall. Wir wollen auch am Ende vorne sein."