• 27.03.2011 13:31

  • von Dieter Rencken

Buemi: "Es hätte etwas besser laufen können"

Toro-Rosso-Fahrer Sebastien Buemi spricht im Interview über seine Eindrücke aus Melbourne und seine Aussichten für die Rennsaison 2011

(Motorsport-Total.com) - Die Top 10 waren das erklärte Ziel von Toro Rosso und diese Mission konnte das italienische Team beim Saisonauftakt der Formel 1 auch erfüllen. Sebastien Buemi kreuzte die Ziellinie im Albert Park von Melbourne als Zehnter und erfüllte damit die Vorgabe seines Rennstalls. Im Interview spricht der junge Schweizer über seinen persönlichen Saisonauftakt, den Druck im Team und die Aussichten für die kommenden Rennen. Toro Rosso möchte auch weiterhin regelmäßig um WM-Punkte fahren.

Titel-Bild zur News: Sebastien Buemi

Sebastien Buemi kam in Melbourne als Zehnter über die Formel-1-Ziellinie

Frage: "Sebastien, du kamst beim Großen Preis von Australien auf dem zehnten Platz ins Ziel. Bist du zufrieden mit dieser Leistung?"
Sebastien Buemi: "Mit der Qualifikation bin ich sehr zufrieden, doch im Rennen hätte es meiner Meinung nach etwas besser laufen können. Vielleicht wäre noch eine Position drin gewesen. In der ersten Runde hatte ich eine leichte Kollision und danach war das Auto etwas instabil. Es gab ein Problem mit der Front. Es ist schwer zu sagen, was genau da los war."

"Andererseits konnte ich das Rennen beenden und musste deswegen nicht in die Box oder gar aufhören. Unterm Strich bin ich recht zufrieden mit diesem Ergebnis, wenn man diese Schwierigkeiten bedenkt. Unser Ziel muss in jedem Fall sein, eines der etablierten Teams wie Force India, Sauber oder Williams zu schlagen."

"Wir müssen also weiterhin Druck machen und immer wieder neue Entwicklungen einführen. Das ist von großer Wichtigkeit, wenn wir etwas Gutes erreichen wollen. Um mithalten zu können, müssen wir das Auto von Rennen zu Rennen verbessern."

"Zwischen Platz neun und Rang 16 ist es ungeheuer eng." Sebastien Buemi

Frage: "Das Mittelfeld scheint auch in diesem Jahr überaus breit aufgestellt zu sein. Wie siehst du die Konkurrenzfähigkeit in dieser Region?"
Buemi: "Es ist sehr schwierig. Zwischen Platz neun und Rang 16 ist es nämlich ungeheuer eng, würde ich sagen. Renault scheint im Augenblick nicht in unserer Reichweite zu liegen. Wir kämpfen derzeit wohl mit Sauber und Force India. Williams liegt vielleicht etwas zurück. Das ist so mein grober Eindruck."


Fotos: Sebastien Buemi, Großer Preis von Australien


"Wenn du Punkte holen willst, musst du an der Spitze dieser kleinen Gruppe liegen. Das hatte sich schon zu Beginn der Wintertests angedeutet. Melbourne ist eine seltsame Strecke. Sie gibt uns zwar einen ungefähren Anhaltspunkt zum Kräfteverhältnis in der Formel 1, aber für die nächsten Rennen wird uns erst der Kurs in Malaysia einen genauen Fingerzeig an die Hand geben."

2011: Das Entwicklungsrennen hat begonnen...

Frage: "Wie würdest du deine Leistung in der Qualifikation einordnen? Auf dem Weg zu Q3 hast du alle weichen Reifensätze verbraucht, oder? Wäre es für dich vielleicht besser ausgegangen, wenn du von Reihe sechs losgefahren wärst?"
Buemi: "Vielleicht hätten wir besser abgeschnitten, wenn wir dort mit der harten Variante angetreten wären."

"Das ist aber eine Teamentscheidung. Ich bin unterm Strich aber zufrieden, denn die Mannschaft hat gute Arbeit geleistet. Da muss man den Jungs ein Kompliment machen. Wir haben hier ein neues Auto, ein komplett neues Design und einige Innovationen. Wir stehen erst am Beginn dieses Konzepts."

"Wir müssen jetzt weiter am Ball bleiben." Sebastien Buemi

"Wir müssen jetzt weiter am Ball bleiben, um das Maximum aus diesem Paket herauszuholen. Dann werden wir sehen. Die Updates, welche wir im Jahresverlauf ans Auto schrauben werden, dürften in dieser Saison eine Schlüsselrolle einnehmen. Hast du ein gutes Fahrzeug und belässt es dabei, bist du zur Jahresmitte aus dem Rennen. Man muss sich also steigern."

Frage: "Wie sieht der Updateplan deines Teams für die kommenden Wochen aus? In der Türkei bringt ihr bestimmt ein größeres Paket an den Start..."
Buemi: "In Malaysia gibt es ein paar neue Teile, weitere Kleinigkeiten folgen in China. In Barcelona werden wir schließlich eine größere Veränderung am Auto einführen. Davon versprechen wir uns natürlich eine gute Verbesserung."

"Für Valencia steht ebenfalls schon etwas auf dem Programm. Das ist zwar noch weit weg, doch wir gehen eben wie die großen Teams vor. Es geht darum, bei jedem Rennen ein paar Details zu optimieren, und im Abstand von fünf bis sechs Rennen ein größeres Paket einzuführen. Das ist das Hauptziel. Wir müssen aber erst einmal abwarten, wie die Entwicklung im Starterfeld ausfällt."

Buemi sieht sich auf dem aufsteigenden Ast

Frage: "Rechnest du damit, mit dem STR6 in jedem Rennen dazu in der Lage zu sein, zumindest um Punktepositionen kämpfen zu können?"
Buemi: "Ich denke, wir konnten seit den ersten Tests unter Beweis stellen, dass unser Auto nahe an die Punkteränge herankommt. Wir liegen knapp in den Punkten oder knapp dahinter. Mercedes ist nicht so weit weg."

"In der Formel 1 verändern sich die Dinge sehr schnell." Sebastien Buemi

"Es ist mir schließlich gelungen, Michael (Schumacher; Anm. d. Red.) in der Qualifikation hinter mir zu lassen - obwohl er auf weichen Reifen alles versuchte. Unser Fahrzeug sollte dabei sein. Wenn uns die Strecke liegt, wenn ich eine gute Runde hinbekomme und wir das Maximum aus unserem Rennwagen herausholen können, dann sieht es gut aus. In der Formel 1 verändern sich die Dinge aber sehr schnell."

"2009 begannen wir beispielsweise ziemlich gut, hatten dann aber keinen Doppeldiffusor und fielen weit zurück. Zum Saisonende landete ich schließlich wieder dreimal in Folge in Q3 und sammelte auch Punkte. Du musst halt ständig für Verbesserungen sorgen und das Auto schneller machen. Ansonsten wirst du durchgereicht. Davon hängt sehr vieles ab."

Frage: "Wie wertest du dieses Wochenende für dich persönlich? Es gibt ja immer wieder Gerüchte um mögliche Fahrerwechsel bei Toro Rosso. Dieser Saisonauftakt muss daher ganz nach deinem Geschmack gewesen sein..."
Buemi: "Ich bin jetzt nicht total aus dem Häuschen, nur weil ich ein ordentliches Wochenende habe. Gleichwohl bin ich auch nicht am Boden zerstört, wenn es einmal nicht so gut läuft."

"Ich weiß genau, dass Daniel (Ricciardo, Red-Bull- und Toro-Rosso-Ersatzfahrer; Anm. d. Red.) freitags bei uns im Auto sitzt. Mein Ziel ist natürlich, vor Jaime und Daniel zu sein. Wir haben dadurch einen gewissen Wettbewerb im Team - und das ist ja nie verkehrt. Unterm Strich konzentriere ich mich einzig und alleine auf meine Arbeit. Erledigst du deine Aufgaben gut, bekommst du auch kein Problem mit Druck und dergleichen."