Brawn über Schumacher-Skandale: Monaco 2006 war "dumm"

Ross Brawn spricht über Skandale rund um die Karriere von Michael Schumacher - Generelle Kritik am Rekordchampion lässt er dabei allerdings nicht gelten

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher ist bis heute der erfolgreichste Formel-1-Fahrer aller Zeiten. Seine sieben WM-Titel und 91 Siege in der Königsklasse sind unerreicht. Trotzdem war "Schumi" unter Experten und Zuschauern nicht immer unumstritten. Schumachers Karriereweg pflastern neben zahlreichen Rekorden auch einige dunkle Flecken. So gewann er seinen ersten WM-Titel 1994 nach einer Kollision mit Damon Hill im letzten Rennen und 1997 krachte er beim Finale mit Jacques Villeneuve zusammen.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Ross Brawn

Michael Schumacher und Ross Brawn durften 2006 in Monaco nur kurz jubeln Zoom

Kurz vor seinem ersten Karriereende im Jahr 2006 kam es in Monaco zu einem weiteren Zwischenfall, als der Rekordchampion seinen Ferrari im Qualifying in der Rascasse parkte, um eine gelbe Flagge zu provozieren und damit schnellere Zeiten der Konkurrenten zu verhindern. Ross Brawn begleitete Schumachers Karriere zunächst bei Benetton und später auch bei Ferrari und war bei allen drei fraglichen Aktionen hautnah dabei.

"Wir haben diese Dinge nie wirklich detailliert besprochen", verrät Brawn im Gespräch mit 'BBC Radio 5' und erklärt: "Ich kann sie nicht verteidigen, und ich glaube, dass Michael das auch nicht könnte. Die Sache mit Damon war schwierig. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich Absicht war. Die Sache mit Villeneuve war offensichtlich ein Rempler - und die Aktion in Monaco war dumm."

"Michael weiß auch, dass es dumm war", ist sich Brawn sicher und erklärt: "Er hat einfach instinktiv reagiert." Schumacher selbst streitet bis heute ab, den "Unfall" in Monaco bewusst provoziert zu haben. In seiner Autobiografie "Aussie Grit: My Formula One Journey" behauptet Ex-Formel-1-Pilot Mark Webber allerdings, dass ihm der Rekordweltmeister einst unter vier Augen verraten hat, dass die Aktion volle Absicht gewesen sei.


Fotostrecke: Michael Schumacher: Die Ferrari-Jahre

Auch Brawn ist sich sicher, dass "Schumi" in der fraglichen Szene keinesfalls einen Fahrfehler beging. Trotzdem erklärt der 61-Jährige, dass er Schumacher für die besagten Zwischenfälle keinesfalls verurteilen wolle. "Ich kann diese Aktionen nicht verteidigen, aber ich glaube, dass man sie einfach in Relation zu allem setzen muss, was er erreicht hat", schildert Schumachers langjähriger Wegbegleiter seine Sichtweise.

Dementsprechend standen die durchaus fragwürdigen Aktionen bei der Zusammenarbeit auch nie zwischen den beiden. "Ich habe kein Problem damit, mich mit solchen Dingen herumzuschlagen. Sie waren nur eine kleine Abweichung, wenn man sich das große Ganze anschaut", so Brawn, der trotz "Rascasse-gate" und Co. immer den höchsten Respekt vor Schumacher hatte.


Ross Brawn spricht über die Geschichte von BrawnGP

Ross Brawn hat sich 2009 in die Formel-1-Geschichte eingeschrieben. Der Brite gewann mit Jenson Button und Rubens Barrichello beide WM-Titel Weitere Formel-1-Videos

"Er war ein sehr talentierter Fahrer. Ich glaube, was ihn von anderen sehr talentierten Fahrern abgehoben hat, war seine Intelligenz und seine Hingabe zum Sport", stellt Brawn heraus und ergänzt: "Er hat das Fitnesslevel der Formel-1-Piloten auf eine neue Ebene gebracht." Außerdem habe Schumacher es "geliebt", ein Team aufzubauen. "Das war eine große Motivation für ihn", verrät Brawn.

"All diese Zutaten haben ihn so besonders gemacht", verrät der 61-Jährige, der zwischen 2010 und 2012 bei Mercedes noch ein drittes und letztes Mal mit Schumacher zusammenarbeitete. Anschließend beendete der 91-malige Grand-Prix-Sieger seine Formel-1-Karriere endgültig, Brawn folgte ihm ein Jahr später in den Ruhestand. Gemeinsam gelten die beiden als eines der genialsten Fahrer-Ingenieurs-Duos in der Geschichte des Sports.