• 29.03.2009 18:46

  • von Fabian Hust

Brawn mit der erfolgreichen WM-Taktik von 1994

Einst opferte Ross Brawn 1993 die Entwicklung des aktuellen Autos, um 1994 konkurrenzfähig zu sein - geht diese Taktik 2009 erneut auf?

(Motorsport-Total.com) - Die nach den Winter-Testfahrten von der Konkurrenz geäußerte Befürchtung, dass Brawn zu Beginn der Saison nicht zu schlagen ist, haben sich beim Großen Preis von Australien bestätigt. Jenson Button fuhr ungefährdet den Sieg in Melbourne entgegen, drehte zwar nicht die schnellste Rennrunde - er war um 0,314 Sekunden langsamer als Nico Rosberg -, aber er hatte auch gar nicht nötig, etwas unnötiges zu riskieren.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn (Teamchef)

Gelingt Ross Brawn mit "seinem" Team das "WM-Wunder"?

Angesichts der Tatsache, dass nun die ersten Rennen in Übersee stattfinden und während der Saison im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht mehr Testfahrten auf Rundkursen stattfinden dürfen, hat es die Konkurrenz umso schwerer, den Rückstand auf das Team des ehemaligen Technischen Direktors von Ferrari aufzuholen.#w1#

Und der bereitet seine Konkurrenz schon einmal moralisch darauf vor, dass seine beiden Autos auch bei den kommenden Rennen ganz vorn auftauchen werden. Gleichzeitig kann er sich jedoch nicht die Befürchtung des einen oder anderen anschließen, dass das Team Mitte der Saison als neuer Weltmeister fest steht.

"Wir opferten das Jahr 1993 und 1994 gewannen wir den WM-Titel." Ross Brawn

"Das würde ich natürlich gern glauben, aber davon kann man nie ausgehen", wird der Brite von 'Autosport' zitiert. "Durch die neuen Regeln wird das Tempo der Fortschritte gewaltig sein. Manche Leute hier haben vergessen, was passiert, wenn neue Regeln eingeführt werden. 1994 war ich bei Benetton. Wir opferten das Jahr 1993 und 1994 gewannen wir den WM-Titel. Das war in gewisser Weise eine Abnormalität, denn wir waren ein kleiner T-Shirt-Hersteller, der die Weltmeisterschaft gewann."

Und genau diese Taktik wandte Brawn vergangenes Jahr an, als er merkte, dass Honda keine Chance hat, in der Saison 2008 etwas zu erreichen. Von dieser gewaltigen Entwicklungsarbeit für das Jahr 2009 profitiert nun der Nachfolge-Rennstall: "Die Leute mögen das nicht, denn sie können sich nicht an dieses Konzept anpassen. Die Konkurrenz wird sich sehr schnell verbessern, aber wir haben mit diesem Auto vor 15 Monaten begonnen und ich denke, dass wir das einzige Team sind, das dies getan hat."

"Die erste Aufgabe ist es, so viele Punkte wie möglich zu sammeln und Rennen zu gewinnen." Ross Brawn

An den WM-Titel denkt der 54-Jährige im Moment noch nicht: "Das ist natürlich das Ziel, auch wenn man sicherlich nicht spezifisch um den Titel fährt. Man versucht, Rennen zu gewinnen, und wenn man genügend Rennen gewinnt, dann endet dies in der Meisterschaft. Manchmal trifft man Entscheidungen im Hinblick auf die Situation in der Meisterschaft, aber die erste Aufgabe ist es, so viele Punkte wie möglich zu sammeln und Rennen zu gewinnen."

Trotz der Tatsache, dass Brawn aus Kostengründen bald 270 Mitarbeiter entlässt, glaubt er, dass die Restrukturierung seines Teams dazu führen wird, dass er mit dem Entwicklungstempo der Top-Teams mithalten kann: "Es gibt ein paar Gebiete, in die wir wohl nicht investieren müssen, aber in andere tun wir dies. Bei der Restrukturierung fokussieren wir uns auf die Leistung, denn ohne diese haben wir keine Zukunft."

"Wir müssen mit dem Auto für 2010 schon bald anfangen." Ross Brawn

Für das Rennen in Barcelona ist ein Update des Autos geplant, das "ganz gut aussieht". Während der Saison soll es zwei oder drei Ausbaustufen des Autos geben: "Aber kommendes Jahr haben wir dann wieder ein paar andere Regularien. Das Reglement 2010 ist aufgrund des Tank-Verbots ziemlich anders, und wir müssen mit dem Auto für 2010 schon bald anfangen. Das ist alles anders einfach, wir müssen versuchen, konkurrenzfähig zu bleiben."