Barrichello-Bestzeit mit Slicks und "Dumbo-Flügel"

Mit einem neuartigen Zusatzflügel fuhr Rubens Barrichello am zweiten Tag in Barcelona Bestzeit vor Giancarlo Fisichella - Updates sprießen aus den Autos

(Motorsport-Total.com) - Wohin man auch sah, am zweiten Tag der Testfahrten in Barcelona sprossen bei fast allen Autos neue Flügel und Luftleitbleche aus der Karosserie - und zwar noch mehr als beim gestrigen Auftakt. Die ungewöhnlichste aerodynamische Neuerung war am Honda RA108 zu sehen, nämlich ein Flügel auf der Nase, der vom Team selbst augenzwinkernd "Dumbo" genannt wird.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello erzielte seine Tagesbestzeit ohne den "Dumbo-Flügel"

"Dumbo" soll eine Anspielung auf die verblüffende Ähnlichkeit mit Elefantenohren sein. Das Gestell erinnert vom Prinzip her ein wenig an die "Tomcats" des BMW Sauber F1 Teams, ragt aber wesentlich weiter nach oben und ist weiter vorne befestigt. Man darf annehmen, dass FIA-Mann Charlie Whiting die Konstruktion genau unter die Lupe nehmen wird, denn nach Magny-Cours 2006 hat die FIA eine ansatzweise vergleichbare Variante des BMW Sauber F1 Teams schon einmal verboten.#w1#

Einige mit Slicks, andere nicht

Rubens Barrichello (79 Runden) fuhr heute großteils mit dem "Dumbo-Flügel", absolvierte aber speziell in den letzten zwei Stunden einige Runs mit konventioneller Nase und Slicks. In jener Phase stellte er auch die Tagesbestzeit von 1:18.929 Minuten auf - immerhin die bisher zweitbeste je erzielte Zeit eines 2008er-Formel-1-Autos auf dem Circuit de Catalunya. Aber genau wie gestern muss man die Zeiten mit Vorsicht genießen, weil manche mit Slicks unterwegs waren, andere nicht.

Giancarlo Fisichella

Giancarlo Fisichella war mit dem runderneuerten VJM01 flott unterwegs Zoom

Ganz problemlos verlief der Tag für Honda freilich nicht, denn am frühen Nachmittag kam Barrichello mit einem stark qualmenden Heck an die Box zurück. Ob es ein Motorschaden war oder nicht, wurde vom Team verschwiegen, aber fest steht, dass es gestern mit Testfahrer Alexander Wurz einen ähnlichen Zwischenfall gegeben hat. Unübersehbar sind dennoch die Fortschritte, die Honda mit dem ersten von insgesamt zwei großen Updates in diesem Jahr gemacht zu haben scheint.

Ein runderneuertes Paket stand auch Giancarlo Fisichella (79 Runden) zur Verfügung, der seinen Force-India-Ferrari auf Bridgestone-Slicks 0,793 Sekunden hinter Barrichello auf den zweiten Platz steuerte. Fisichellas VJM01 verfügt diese Woche unter anderem über einen modifizierten Heckflügel sowie über eine komplett neue Vorderradaufhängung, mit der das lästige Untersteuern in Kurvenmitte ausgebügelt werden soll.

Boxenstoppübungen bei Ferrari

Der Schnellste von gestern, dessen 2008er-Rekord von Barrichello nicht unterboten wurde, Felipe Massa (Ferrari/113 Runden), wurde mit bereits 1,355 Sekunden Rückstand Dritter. Ferrari testete wieder mit dem zweigeteilten Loch in der Nase, das für eine bessere Anströmung des Heckflügels sorgen soll, und übte außerdem fleißig Boxenstopps - mit der Performance der Crew in Bahrain war Teamchef Stefano Domenicali offenbar nicht restlos glücklich.

Felipe Massa

Bei Ferrari wurden heute den ganzen Tag hindurch Boxenstopps geübt Zoom

Die drei deutschen Fahrer landeten am Ende des Feldes - Nico Rosberg (7./Williams-Toyota/+ 1,872/103 Runden), Timo Glock (Toyota/+ 1,942/112 Runden) und Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team/+ 2,232/77 Runden) waren heute am langsamsten. Zumindest von Rosberg ist bestätigt, dass er auch einmal mit Slicks unterwegs war. Generell verschoben die meisten Teams ihre Bridgestone-2009er-Tests aber auf die ursprünglich nicht geplante vierte Session am Donnerstag.

Nur eine einzige rote Flagge

Die heutigen Tests waren übrigens äußerst produktiv für die neun anwesenden Rennställe, denn es herrschten vom Wetter her traumhafte Bedingungen knapp unter 20 Grad und es gab vor allem kaum Unterbrechungen. Die einzige rote Flagge kam heraus, als Fernando Alonso (Renault) gegen 15:00 Uhr in der dritten Kurve stehen blieb und per LKW zurück an die Box gebracht werden musste. Nach 90 Minuten Zwangspause ging es für den Spanier aber weiter.

Fernando Alonso

Fernando Alonso mit Renaults neuer Motorabdeckung im Red-Bull-Stil Zoom

Apropos: Renault fährt für Alonsos bevorstehendes Heimrennen in Barcelona große Geschütze auf, präsentierte neben einem neuen Frontflügel und den bereits gesehenen Luftleitblechen im Bereich der Seitenkästen auch einen Fortsatz der Motorabdeckung - ganz ähnlich der Lösung, die Red Bull schon im Winter für den RB4 entwickelt hat. Alonsos Zeiten waren trotzdem nicht berauschend: 1,688 Sekunden Rückstand nach 116 Runden, Platz sechs.

Auf die Premiere des neuen Toro-Rosso-Ferrari STR3 wartete man heute vergebens - Sébastien Bourdais wird morgen und Sebastian Vettel am Donnerstag das ernsthafte Testprogramm mit dem Red-Bull-Chassis aufnehmen. Außerdem wird Superstar Michael Schumacher in den Ferrari F2008 steigen, um die drei neuen Bridgestone-Slick-Varianten auszuprobieren, die auf Basis der Erkenntnisse des ersten Slick-Tests im Winter in Jerez entwickelt wurden.