• 23.10.2008 12:11

  • von Roman Wittemeier

Barrichellos Kampf um ein Cockpit

Formel-1-Urgestein Rubens Barrichello will sich mit dem drohenden Karriereende nicht abfinden: "Habe noch Feuer in mir"

(Motorsport-Total.com) - Fast 270 Grands Prix und noch kein bisschen müde. So präsentiert sich zurzeit Honda-Pilot Rubens Barrichello. Von vielen Beobachtern wird der Brasilianer bereits abgeschrieben, doch er selbst kämpft weiter leidenschaftliche um ein weiteres Formel-1-Jahr. Das Problem des 36-Jährigen liegt vielmehr am Auto. Der RA108 ist nicht eben geeignet, um sich in Zeiten des Jugendwahns noch einmal in die Notizbücher von Teamchefs zu schreiben.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Kämpft um seine Zukunft in der Formel 1: GP-Veteran Rubens Barrichello

Dass man bei Honda sehr wohl ein Auge auf den zweifachen Champion Fernando Alonso geworfen hat ist kein Geheimnis und wird von Teamchef Ross Brawn auch ganz offen artikuliert. Doch nun scheint der Spanier auch in der aktuellen Ehe mit Renault wieder Glück und Leistung gefunden zu haben, ein Wechsel zur kommenden Saison wird dadurch nicht eben wahrscheinlicher. Barrichello könnte profitieren, denn möglicherweise bleibt die Honda-Hoffnung auf Alonso unerfüllt.#w1#

Während auch Jenson Button nach eigener Aussage noch auf eine Bestätigung für 2009 wartet, haben die Japaner gleichzeitig allerdings auch die Fühler in Richtung Nelson Piquet und Bruno Senna ausgestreckt. Während der eine noch in Diensten von Renault seine Debütsaison zu Ende kämpft, wird der namhafte junge Brasilianer bereits im November einen ersten Test mit Honda absolvieren. Ungeachtet der Entwicklungen und Tendenzen bei Honda lotet Barrichello seine Chancen auf dem Markt aus.

Kontakte zu Renault und Toro Rosso?

Erst kürzlich spazierte er zu einem längeren Gespräch ins Motorhome von Toro Rosso, um gemeinsam mit Gerhard Berger möglicherweise Zukunftspläne zu schmieden. Der Österreicher hatte mehrfach betont, dass er nach dem Abschied von Jungstar Sebastian Vettel einen erfahren Mann brauche. Auch bei Renault soll Barrichello vorstellig geworden sein - bahnt sich ein Tausch mit Alonso oder Piquet an? Fest steht, dass der sympatische Brasilianer gegen das drohende Schicksal ankämpft, auch wenn man ihn schon zu den Indycars schreiben wollte. Er will in der Formel 1 bleiben.


Fotos: Rubens Barrichello, Großer Preis von China


"Ich habe meine Botschaft schon ausgesendet", erklärte Barrichello gegenüber 'autosport.com'. "Ich kann mich kaum über Erfahrung und Speed anbieten, weil das alle schon von mir kennen. Ich kann mich aber mit Motivation präsentieren", erklärte der Brasilianer, dessen Leistungen nicht immer konstant waren in der laufenden Saison. Was aber kaum auffiel: Im Trainingsduell gegen den deutlich jüngeren Button hat er im Augenblick mit 9:8 die Nase vorn.

"Die Leute fragen sich wahrscheinlich, was ein 36-jähriger Mann, der Riccardo Patreses Rekord schon überboten hat, eigentlich noch will. Ich habe aber noch Feuer in mir und Speed. Wenn das nicht mehr da wäre, dann wäre ich der Erste, der sagen würde: 'Vielen Dank, es ist Zeit nach Hause zu gehen und Golf zu spielen'. Aber zurzeit ist Golf für mich nur ein Hobby und ich brenne noch auf Rennen." Barrichello hat mit der Formel 1 noch eine Rechnung offen - und das hat auch einen guten Grund.

Den Teamkollegen fest im Griff

Als er im Schatten von Michael Schumacher bei Ferrari keine Chance mehr sah, wollte er ganz bewusst das Team wechseln, um sich den Traum von der WM möglicherweise noch erfüllen zu können. "Aber ich habe damit falsch gelegen", gab der zweifache Vater zu. "Im kommenden Jahr könnte es besser laufen. Also fände ich es nur fair, wenn sie mir dieses bessere Auto zum fahren geben würden. Ich werde aber alle Entscheidungen respektieren."

Rubens Barrichello

Viele Fans haben Rubens Barrichello immer noch in ihr Herz geschlossen Zoom

Er sei ruhiger geworden, seit er nicht mehr an der Seite von Schumacher arbeiten müsse, betonte der 36-Jährige. "Ich bin besser, als jemals zuvor. Man lernt aus seinen Fehlern und durch harte Zeiten. Dafür sind ja diese harten Zeiten da. Ich habe bei Ferrari nie die Behandlung erfahren, die mir zugestanden hätte. Wäre Michael nicht gewesen, wäre ich ganz sicher mit um den Titel gefahren. Aber so ist es nun einmal. Ich bin mit mir und meinen Leistungen zufrieden."

Einen goldenen Moment erlebte Barrichello in dieser Saison: Rang drei in Silverstone - ausgerechnet im Heimatland seines Teamkollegen. Dort holte der Brasilianer die doppelte Anzahl Punkte in einem einzigen Rennen wie Button sie im Laufe der gesamten Saison holte. "Man muss immer in den Spiegel schauen können und sicher sein, dass man Fortschritte gemacht hat. Ein 14. Platz sieht sicherlich sehr, sehr schlecht aus. Aber für uns ist das wie eine Pole-Position."