• 16.11.2012 03:48

  • von Roman Wittemeier

Austin: Strecke kommt bestens an

Viele Fahrer ziehen nach einer ersten Streckenerkundung ein positives Fazit: Interessante Kurven, reichlich Steigungen und einige Überholmöglichkeiten

(Motorsport-Total.com) - Die Kritik am deutschen Streckenarchitekten Hermann Tilke wird immer leiser. Der Aachener hat es zuletzt immer wieder geschafft, interessante Kurse zu bauen. In Austin soll ihm ein Meisterstück gelungen sein. So zumindest lautet das Fazit vieler Piloten, die am Donnerstag eine erste Erkundung vornahmen. "Schwierig zu lernen, aber bestimmt fantastisch zu fahren. Schon im Simulator hatte ich viel Spaß, als ich mich erstmal daran gewöhnt hatte", sagt Lewis Hamilton.

Titel-Bild zur News:

Der "Circuit oft he Americas" kommt bei den Piloten sehr gut an Zoom

"Es sieht äußerst interessant aus", pflichtet Sebastian Vettel bei. Lotus-Pilot Romain Grosjean stimmt ebenfalls in diese Lobeshymne mit ein. "Beeindruckend. In Amerika ist eben alles etwas größer als in Europa. Die Strecke ist wie eine Achterbahn", so der Franzose mit Wohnsitz in der Schweiz. Am intensivsten fiel die Erkundungstour bei Jenson Button aus. Der Weltmeister von 2009 fuhr unter anderem gemeinsam mit McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh auf dem Rennrad mehrere Runden inklusiver zahlreicher Zwischenstopps.

"Martin hat schon vor dem Anstieg zur ersten Kurve gejammert. Als er dann oben war, rief er nach Wasser", scherzt Button. "Die Strecke mit ihren Steigungen und Gefällen ist wirklich gut. Ich weiß aber nicht, wie viel wir von den Höhenunterschieden im Auto tatsächlich spüren werden. Die erste Kurve ist interessant. Für die Zuschauer ist die Anlage super, denn die können wirklich von jedem Platz große Bereiche überblicken."

"Die erste Kurve bremst man bergauf an, man lenkt dort blind ein. Ich schätze, dass dort einige Leute auch mal andere Linien probieren werden. Man sieht die Kurve gar nicht richtig. Ich denke, ein guter Start wird sehr wichtig sein", sagt Button. Aus seinen Beobachtungen leitet der Brite eine interessante Erkenntnis ab: "Ich kann mir sogar vorstellen, dass der zweite Startplatz besser ist als der erste. Vom zweiten Startplatz hat man den besseren Weg in Richtung erster Kurve."

Wo Bremsen schneller geht

"Die Strecke ist sehr breit, man sieht den Scheitelpunkt der ersten Ecke nicht. Es ist extrem steil, ähnlich wie an der Paddock-Hill-Bend in Brands Hatch. Wenn man vom Start aus dann den Berg hochfährt, dann ist der Bremspunkt ganz anders", sagt der McLaren-Pilot. "Wenn man dort zwei Meter später bremst, dann ist das so, als wenn man auf ebener Strecke einen Meter später bremst. Da wird man bestimmt mit dem Bremspunkt einiges ausprobieren."

Jenson Button

Jenson Button radelte unter anderem auch mit Ex-Pilot Martin Brundle Zoom

"Der Ausgang von Kurve eins ist wichtig und schwierig. Die Strecke fällt dort nach außen ab. Die anschließende Passage ist cool, die hat sogar auf dem Rennrad richtig Spaß gemacht", meint Button, der vor allem von den dort geparkten Wohnmobilen angetan war. "Dort oben auf dem Dach eines solchen Wohnmobils musst du sitzen. Dann kannst du alles sehen. Ich überlege schon, ob ich nächstes Jahr auch mal dort parke."

"Danach geht es durch eine Haarnadel auf eine lange Gerade. Diese Gerade führt über einen Hügel. So etwas ist immer nett. Am Ende der Geraden wird es - auch dank DRS - sicherlich eine gute Überholmöglichkeit geben. Danach folgen einige langsame Ecken, wo Positionswechsel schwierig werden. Ich kann mir aber vorstellen, dass es auch dort mal jemand außen versuchen könnte", meint der erfahrene Pilot aus Frome.

Austin: Buttons neuer Favorit unter den Tilke-Kursen

"Am Ende kommt noch eine sehr lange Rechtskurve, die Kurve acht in der Türkei sehr ähnlich ist. Dort fahren wir vielleicht sogar Vollgas. Danach folgt eine recht schnelle Linkskurve und die letzte Ecke, vor der es vielleicht auch möglich sein wir zu überholen", sagt Button. Die große Frage wird sein, ob sich die aerodynamisch anfälligen Formel-1-Autos durch das schnelle Geschlängel im ersten Sektor so dicht folgen können, sodass der Abstand an der DRS-Messstelle unter einer Sekunde liegt.

"Es sind auch ein paar Kurven dabei, die wir im dritten Gang nehmen werden. Ich schätze, es wird schon ganz gut gehen, am Gegner dran zu bleiben", erklärt der McLaren-Pilot nach seinen Runden in Austin. "Mein Favorit unter den Tilke-Kursen war bisher immer die Strecke in der Türkei, zuletzt habe ich Indien als den besten neuen Kurs im Kalender empfunden. Diese Strecke in Austin wird Spaß machen. Es gibt diese richtig schnellen Passagen, die man bei den neueren Kursen fast nie hat. Dies hier hat mehr von Suzuka oder Becketts in Silverstone. Ich hoffe es fühlt sich so gut an wie man nach Betrachtung meint."

Und auch die Fans sollen auf ihre Kosten kommen. "Indianapolis war auch eine schöne Strecke, der Schauplatz war spektakulär, aber es war eben eine Anlage, die eher für IndyCars und NASCAR-Autos gebaut wurde. Die Formel 1 braucht eher schnelle Kurven, um demonstrieren zu können, was unsere Autos zu leisten imstande sind. Wenn man den Bereich zwischen der zweiten und achten Kurve sieht, dann wird man bei all den schnellen Richtungswechseln ein Formel-1-Auto wirklich am Limit erleben. So etwas kann man nicht überall in dieser Form sehen", bereitet Button die US-Fans auf spektakuläre Eindrücke vor.