• 16.11.2013 20:03

  • von Christian Schrader

Andretti machte es Kovalainen einst vor

Der US-Amerikaner über Formel 1 in seiner Heimat, Talente aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, Sebastian Vettel und eine Rückkehr nach Maß

(Motorsport-Total.com) - Den Großen Preis der USA in Austin lässt sich Mario Andretti, Formel-1-Weltmeister aus dem Jahr 1978, selbstverständlich nicht entgehen. "Letztes Jahr waren wir zum ersten Mal hier und es ist großartig, wie groß der Boom hier vor den Event bereits einige Monate zuvor war", schwärmt der mittlerweile 73-Jährige gegenüber 'Sky Sports F1' und ist sich sicher: "Wir genießen hier ein weiteres herausragendes Wochenende, größer und besser als vergangenes Jahr."

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Lewis Hamilton, Fernando Alonso

Im vergangenen Jahr interviewte Andretti die Top 3 auf dem Austin-Podium Zoom

Beinahe hätte Andretti im kommenden Jahr zweimal zur Formel-1-Stippvisite in seiner Heimat kommen können. Ein Rennen in New Jersey stand zur Disposition, wurde dann jedoch verworfen. Zwei Rennen in den USA? "Ich weiß nicht, ob das Land das braucht. Es wäre aber sicherlich gut", ist die Meinung der Motorsport-Legende. "Ich denke, das Land ist groß genug, um definitiv zwei Grands Prix austragen zu können", so Andretti weiter.

Auf eines müssen die Fans an der Strecke und auch Andretti jedoch verzichten: auf einen US-amerikanischen Stammpiloten in der Königsklasse. Immerhin durfte Alexander Rossi bei Caterham am Freitag ein bisschen Formel-1-Luft schnuppern. Doch weitere Talente sucht man vergebens. "Es ist interessant, als ich heute Morgen durchs Fahrerlager gegangen bin, habe ich Helmut Marko (Red-Bull-Motorsportkonsulent; Anm. d. Red.) getroffen. Er hat mich gefragt: 'Kennst du irgendwelche Youngstars im Alter von 16 oder 17 Jahren?'", berichtet Andretti.

Helmut Marko fragt bei Andretti nach

"Vielleicht ist da ein Bedarf an amerikanischen Talenten, die sich der Formel 1 anschließen." Mario Andretti

"Sie sind anscheinend sehr interessiert daran, sie in ein Entwicklungsprogramm oder so etwas aufnehmen zu können. Vielleicht ist da ein Bedarf an amerikanischen Talenten, die sich der Formel 1 anschließen." Andretti würde es begrüßen. "Vielleicht gäbe es auch einige Sponsors, die dahinterstehen könnten und die Jungs unterstützen, dass sie ihren Traum realisieren können."

Einer, der seinen Traum schon realisieren konnte, ist der mittlerweile viermalige Champion Sebastian Vettel. "Er geht seinen Weg und das macht er sehr stark, keine Frage", lobt Andretti den Heppenheimer und hebt insbesondere dessen Rekorde in der Königsklasse hervor. "Es schwer, ihn nicht als eines der Top-Talente aller Zeiten in der Formel 1 zu betrachten", adelt der US-Amerikaner den Deutschen.

"Der Schlüssel ist, zur richtigen Zeit im richtigen Auto zu sitzen." Mario Andretti

Auch für Heikki Kovalainen, der bei Lotus Kimi Räikkönen in den verbleibenden zwei Rennen ersetzt, findet Andretti lobende Worte. Wie man spontan in die Formel 1 und in ein Stammcockpit zurückkehren kann, bewies er selber im Jahr 1982. Damals ersetze Andretti beim Großen Preis von Italien in Monza Didier Pironi - und fuhr im Ferrari 126C2 sofort auf die Pole-Position. "Der Schlüssel ist, zur richtigen Zeit im richtigen Auto zu sitzen", resümiert Andretti trocken.

Situation mit der von Kovalainen nicht vergleichbar

"Ferrari hat mir die Möglichkeit gegeben, es so zu machen zu können, wie ich es getan habe." Für einen Sieg hat es dann zwar nicht gereicht, aber immerhin konnte er in der Heimat der "Tifosi" auf Rang drei Champagner spritzen. "Ich hatte nur ein Testtag in Fiorano, bevor ich zum Rennen kam", erinnert sich Andretti. "Heikki hat den Luxus nicht", vergleicht er seine Situation mit der von Kovalainen.

"Ich habe mit ihm vor dem Training am Freitag gesprochen. Er sagte: 'Das Auto fühlt sich gut an.' Er war einfach in der Lage, seinen Job zu machen", sagt Andretti. "Ich denke, er hat mit seiner Schnelligkeit alle überrascht. Es ist kein großer Abstand zu Romain (Grosjean; Anm. d. Red.), der in dieser Saison einen sagenhaften Job macht."