Alonso und Rossi über das "Leben in Rot"

Ferrari-Fahrer Fernando Alonso und Ducati-Pilot Valentino Rossi sehen sich in ihren jeweiligen Teams der großen Erwartungshaltung der Tifosi ausgesetzt

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Wechsel von Renault zu Ferrari zur Formel-1-Saison 2010 änderte sich für Fernando Alonso weit mehr als nur der Name des Fahrzeugs, mit dem er auf die Jagd nach Siegen und Titeln geht. Der Mythos Ferrari ist für den zweifachen Weltmeister seit nunmehr zwei Jahren überall und zu jeder Zeit am eigenen Leib spürbar.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi, Fernando Alonso

Fernando Alonso und Valentino Rossi: Zwei Champions mit diversen Parallelen

"Für Ferrari zu fahren bedeutet, jeden Tag einen Traum zu leben", schwärmt Alonso. "Dieses Gefühl überkommt mich, wenn ich morgens aufwache und hält bis zum Abend an und das jeden Tag." Als Ferrari-Fahrer werden selbst alltägliche Dinge wie Sponsorenauftritte oder sonstige Termine plötzlich "etwas Besonderes" wie der Spanier betont. "Die Erwartungen, die man an sich selbst hat und die Erwartungen all der Leute, die um einen herum arbeiten, sind bei Ferrari deutlich höher", hält er fest.

Seit seinem Wechsel zur Scuderia steht der zweifache Weltmeister anders als zuvor bei Renault nicht mehr selbst im Mittelpunkt des Interesses. Einen großen Anteil an diesem Umstand hat die Ferrari-Fangemeinde, die weltberühmten "Tifosi". "Mir kommt es inzwischen nicht mehr so vor, dass ich meinen eigenen Fans gegenüber stehe. Vielmehr werde ich mit der Masse an Menschen konfrontiert, die einfach mein Team lieben - ein Team, das mich mit einschließt", sagt Alonso.


Fotos: Ducati-Wrooom in Madonna di Campiglio


"Als ich für Renault fuhr, fühlte ich mich selbst viel mehr im Mittelpunkt", erinnert sich der Spanier, der für das im britischen Enstone beheimatete Team in den Jahren 2005 und 2006 den WM-Titel einfuhr. "Dort gab es im Grunde nicht viel mehr als einen Fahrer, in den das Unternehmen investiert hat." Bei Ferrari sei dies komplett anders.

"Die Fans auf der ganzen Welt unterstützen ihr geliebtes Team. Das haben sie schon getan, bevor ich dazu stieß und sie werden es auch noch tun, nachdem ich das Team verlassen habe", versucht Alonso den Mythos Ferrari in Worte zu fassen und fügt an: "Das ist es, was die Erfahrung für Ferrari fahren zu dürfen, so einmalig und unvergesslich macht."

Rossi spürt vorher nicht gekannte Leidenschaft

Einer, der die Emotionen Alonsos seit nunmehr einem Jahr sehr gut nachvollziehen kann, ist MotoGP-Superstar Valentino Rossi. Der Italiener wechselte zur Saison 2011 nach insgesamt elf Jahren für Honda und Yamaha zu Ducati - dem Team, das in der Königsklasse des Zweiradsports gewissermaßen die Rolle von Ferrari in der Formel 1 einnimmt.

"Mir war vorher nie klar, dass das Dasein als Ducati-Pilot eine derartige Leidenschaft erzeugen kann", bekennt Rossi und vergleicht die Atmosphäre im Werk in Bologna mit jener in einem Atelier: "Es ist beinahe so wie im Studio eines Künstlers, der sich sorgfältig um seine eigenen Werke kümmert."


Fotos: Ferrari-Wrooom in Madonna di Campiglio


Rossi erinnert sich noch genau an den Moment, als er im November 2010 erstmals auf der Ducati saß: "Plötzlich wurde mir klar, wie faszinierend das auf all die Fans da draußen gewirkt haben muss." Ab sofort saß der italienische Superstar auf dem italienischen Motorrad schlechthin. Im Zuge dieser Verbindung verspürte auch Rossi fortan den großen Erwartungsdruck der Fangemeinde, erkennt aber einen wesentlichen Unterschied im Vergleich zur Formel 1.

"Im Motorradsport ist es etwas anders. Dort sind die Fans eher auf den Fahrer und weniger auf die Maschine fokussiert", weiß Rossi. "Dennoch hebt sich Ducati von den anderen Herstellern ab, denn es gibt eine eigene Fangemeinde für dieses rote Motorrad, die an jeder Strecke auf der Welt dieselbe Leidenschaft an den Tag legt."

Den Fan-Rummel um seine eigene Person kannte Rossi bereits aus den Jahren zuvor. Seit er für die "Roten" fährt, hat sich die Anzahl seiner Fans sogar noch erhöht, wie er betont: "Durch diese 'Hochzeit' habe ich die Ducati-Fans dazu gewonnen. Neue Fans sind mir nicht nur sehr wichtig, ich würde sagen, sie sind beinahe elementar."