• 28.05.2006 15:48

Alonso gewinnt in Monaco vor Montoya

Fernando Alonso entschied den Klassiker in Monaco vor Montoya und Coulthard für sich - Schumacher nach Aufholjagd dank einigen Ausfällen noch Fünfter

(Motorsport-Total.com) - Nachdem schon das gestrige Qualifying in Monaco nicht wie erwartet in einem totalen Chaos geendet hatte, verlief auch der heutige Grand Prix im sonnigen Fürstentum an der Cote d'Azur in relativ geregelten Bahnen: Bei 24 Grad warmen Bedingungen entschied Fernando Alonso das siebente Formel-1-Rennen 2006 für sich - und feierte damit seinen ersten Triumph auf monegassischem Boden!

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso eilt momentan von einem wichtigen Sieg zum nächsten...

Vor dem Start drehte sich zunächst noch alles um den Skandal um Michael Schumacher, der im Top-10-Finale am Samstag laut FIA absichtlich die Strecke blockiert hatte und deshalb in der Startaufstellung ganz nach hinten versetzt wurde. Der Ferrari-Pilot äußerte sich vor dem Rennen nicht mehr zu dem Zwischenfall, entschied sich aber dafür, aus der Boxengasse loszufahren, um mit einem schweren Auto seine Aufholjagd beginnen zu können.#w1#

Alonso wieder mit dem besten Start

Polesetter Alonso stellte dann beim Umspringen der Ampel einmal mehr die erstklassige Startfunktion seines Renault R26 unter Beweis, kam vor Mark Webber (Williams-Cosworth) und den beiden "Silberpfeilen" von Kimi Räikkönen und Juan-Pablo Montoya aus der ersten Runde zurück. Dahinter nisteten sich zunächst Rubens Barrichello (Honda) und Nico Rosberg (Williams-Cosworth), der einen hervorragenden Start hatte, ein.

Michael Schumacher erwischte aus der Box ebenfalls einen soliden Auftakt, schnupfte gleich in der ersten Runde einige Konkurrenten und blieb dann erst hinter Jenson Buttons Honda an 16. Position stecken. Teamkollege Felipe Massa, der vom 21. Startplatz aus ins Rennen gegangen war, konnte zu Beginn nicht ganz so beeindruckend loslegen, sondern kam an 19. Stelle liegend schon an Christijan Albers (MF1-Toyota) nicht vorbei.

Apropos Albers: Der Niederländer bekleckerte sich am Start nicht mit Ruhm, als er - offensichtlich ohne Blick in den Rückspiegel - nach rechts zog und damit ausgerechnet seinen Teamkollegen Tiago Monteiro so hart gegen die Mauer drückte, dass dessen Frontflügel abbrach. Albers bekam dafür eine Durchfahrstrafe aufgebrummt, doch die weit schlimmere Lektion wartet erst noch in Form eines Vortrags von seinem Teamchef Colin Kolles auf ihn...

Webber musste Räikkönen vorbei lassen

Am Beginn der zweiten Runde bremste Webber in der Sainte Devote etwas zu spät, so dass er nach außen getragen wurde und auf dem Weg hinauf zu Massenet Räikkönen passieren lassen musste. Anschließend nahm das Rennen recht statische Züge an, doch die Top 4 - Alonso, Räikkönen, Webber und Montoya - blieben immer innerhalb von etwa zehn Sekunden, wobei die Abstände wegen der Überrundungen zum Teil recht stark schwankten.

Kimi Räikkönen vor Mark Webber

Kimi Räikkönen ging schon in der zweiten Runde an Mark Webber vorbei Zoom

Hinter den Spitzenreitern bildete sich relativ früh ein eng beisammen liegendes Mittelfeldpaket, weil der fünftplatzierte Barrichello randvoll betankt war und dementsprechend langsam war, seine Position jedoch aufgrund seiner Routine behaupten konnte. Mitten in dieser Phase fand dann Michael Schumacher nach 20 Runden endlich einen Weg an Button vorbei, als er den Briten mit einem kontrollierten Manöver in der Hafenschikane ausbremste.

In Runde 21 eröffnete Montoya die Serie der ersten Boxenstopps; in der 22. Runde folgte Räikkönen, in der 24. Alonso und in der 25. Webber, der kurzzeitig in Führung war und zu jenem Zeitpunkt sogar um einen Tick stärker wirkte als die beiden Fahrer vor ihm. Der Großteil der Fahrer aus dem Mittelfeld setzte im Gegensatz zu den Spitzenreitern freilich auf eine Einstoppstrategie - mit Ausnahme von Giancarlo Fisichella (Renault) und Rosberg.

Fisichella mit zwei starken Überholmanövern

Fisichella war dann auch der Mann, der gegen Rennmitte für prächtige Unterhaltung sorgte, als er sich erst immer wieder in Michael Schumachers Rückstand zeigte und anschließend binnen zwei Runden David Coulthard (Red-Bull-Ferrari) und Jacques Villeneuve (BMW Sauber F1 Team). Auch Schumacher zeigte wenig später gegen Villeneuve ein sehenswertes Manöver, ehe das Rennen durch die Safety-Car-Phase ein wenig aus dem Ruder gebracht wurde.

In der 49. Runde verrauchte auf dem Weg zu Massenet hinauf Webbers Cosworth-Motor, wodurch das Safety-Car rausgehen musste. Die Fahrer, die ihren Boxenstopp noch nicht absolviert hatten, nutzten diese Gelegenheit natürlich - während für Williams-Cosworth eine kleine Welt unterging: Erst schied Webber aus, dann blieb in der Zielkurve auch noch Rosbergs Gaspedal hängen, was zu einem eigenartig aussehenden Unfall führte.

Räikkönen wieder einmal Pechvogel des Rennens

Noch während der Safety-Car-Phase fing am Hafen auch Räikkönens Auto Feuer: Der Finne, unterwegs zu einem sicher scheinenden zweiten Platz und immer im Windschatten von Alonso, bog mit jeder Menge Qualm im Cockpit in der Hafenkurve nach links ab und ging anschließend wie in Trance zu Fuß den ganzen Weg durch den Tunnel zurück zu seinem Team. Er und Webber sollen dann hinter verschlossenen Türen ihrem Ärger über die Technik Luft gemacht haben...

Damit stand Alonso praktisch schon als Sieger fest, denn der Renault-Pilot hatte zwischen sich und seinem verbliebenen Verfolger Montoya beim Restart mehrere Autos und sechs Sekunden Polster. Dritter war zu jenem Zeitpunkt Barrichello, Vierter Jarno Trulli (Toyota), Fünfter der im Rennen bärenstarke Christian Klien (Red-Bull-Ferrari) und Sechster Coulthard. Michael Schumacher lag als Siebenter ebenfalls bereits in den Punkterängen.

Fernando Alonso vor Kimi Räikkönen

Fernando Alonso hatte ständig Kimi Räikkönen in seinem Windschatten Zoom

Innerhalb von einer Runde waren nur noch die sechs Erstplatzierten, wobei es hinter Alonso und Montoya noch einige Verschiebungen gab: Klien, der heute auf das Podium fahren hätte können, schied mit Defekt aus, Barrichello wurde wegen Speedings in der Boxengasse mit einer Durchfahrstrafe belegt, Trulli musste seinen TF106B ebenfalls abstellen - und Coulthard rutschte dadurch nach einer fehlerfreien Vorstellung auf Platz drei nach vorne.

Schumacher mit schnellster Runde im Rennen

Barrichello musste in den letzten Runden den von hinten heranstürmenden Schumacher im Ferrari hinter sich halten, machte dies aber routiniert, während Fisichella als Sechster drei Punkte holte. Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team) und Ralf Schumacher (Toyota) rundeten nach soliden Vorstellungen ein solides Resultat aus deutscher Sicht mit den Positionen sieben und acht aus. Massa schrammte als Neunter um 0,5 Sekunden an einem Punkt vorbei.

Insgesamt sahen 16 Piloten die Zielflagge; Villeneuve wurde wegen eines Überholmanövers während der Safety-Car-Phase zu einer Durchfahrstrafe verdonnert und beendete ein für sein Team enttäuschendes Wochenende an 14. Position, während sich die Franzosen immerhin über Rang 16 von Franck Montagny (Super-Aguri-Honda) freuen konnten. Trulli wurde wegen seines späten Ausfalls immerhin noch als 17. gewertet, obwohl er eigentlich nicht ins Ziel kam.

In der Fahrer-WM ist in Monaco möglicherweise eine erste Vorentscheidung zu Gunsten von Alonso gefallen, denn sein Vorsprung auf Schumacher beträgt nun schon 21 Punkte - alle anderen Konkurrenten sind im Titelrennen praktisch ohnehin nicht mehr vorhanden. Auch bei den Konstrukteuren herrschen nun relativ klare Verhältnisse: Renault (91) hat die Führung ausgebaut, liegt nun vor Ferrari (63) und McLaren-Mercedes (50) in Führung.