• 23.07.2009 19:04

Alguersuari: "Weiß, dass ich nicht sehr erfahren bin"

Quereinsteiger Jaime Alguersuari über seine fehlende Erfahrung und wie er diese mit einer zweiten Rennserie neben der Formel 1 kompensieren will

(Motorsport-Total.com) - Mit 19 Jahren, vier Monaten und drei Tagen wird sich Jaime Alguersuari am Sonntag auf dem Hungaroring als jüngster Grand-Prix-Pilot aller Zeiten in die Geschichtsbücher der Formel 1 eintragen. Der Spanier verbrachte bisher nur zwei sporadische Testtage als Vorbereitung auf die Königsklasse bei Red Bull und musste sich deswegen im Vorfeld einiges an Kritik anhören. Dabei macht der Toro-Rosso-Nachfolger von Sébastien Bourdais gar keinen Hehl daraus, dass er noch viel lernen will und muss.

Titel-Bild zur News: Jaime Alguersuari

Jünger als er war noch kein Formel-1-Neuling: Jaime Alguersuari

Frage: "Jaime, willkommen in der Formel 1! Zunächst mal eine ganz wichtige Frage: Wie möchtest du, dass dein Name ausgesprochen wird?"
Jaime Alguersuari: "Ich weiß, dass das ein bisschen schwierig ist. Mein Namen spricht man 'Cheimi Algeischuari' aus."#w1#

Noch so gut wie keine Erfahrung

Frage: "Mit welchen Gefühlen steigst du mitten in der Saison in die Formel 1 ein und wie viele Formel-1-Kilometer hast du schon auf dem Buckel?"
Alguersuari: "Ehrlich gesagt waren es bisher nur zwei Aerotests. Ich freue mich natürlich sehr darüber, hier zu sein, das Auto kennen zu lernen und eine neue Situation, aber unterm Strich ist es auch nur ein weiteres Auto in meiner Karriere und in meinem Leben. Ich freue mich schon darauf, es endlich zu fahren."

Frage: "Man könnte meinen, dass du die Strecken nicht kennst, weil du nicht GP2 gefahren bist. Wie ist da der Stand der Dinge?"
Alguersuari: "Ich kenne diese Strecke, bin schon hier gefahren. Das ist gut. Ich kenne fast alle Strecken in Europa, aber die in Übersee wie Japan, Singapur, Brasilien, die natürlich nicht. Also ist es auch ein gutes Jahr, um die Strecken zu lernen."

Frage: "Wie waren die Reaktionen in Spanien?"
Alguersuari: "Sehr gut. Sie wollten einen weiteren spanischen Fahrer. Den haben sie jetzt."

¿pbvin|512|1762||1|1pb¿Frage: "Es gibt Stimmen, die sagen, dass du wegen deiner Unerfahrenheit und wegen deines Alters nicht in der Formel 1 sein solltest und dass es andere gibt, denen ein solches Cockpit eher zustehen würde. Was hältst du diesen Stimmen entgegen?"
Alguersuari: "Ich weiß, dass ich nicht sehr erfahren bin. Ich weiß, dass ich Kilometer im Auto brauche - deswegen bin ich ja hier. Es ist wie gesagt ein neues Auto und eine neue Meisterschaft für mich. Ich muss lernen und Erfahrungen sammeln."

"Es wird am ersten Wochenende bestimmt nicht einfach, denn der Hungaroring ist keine einfache Strecke, aber so ist nun mal die Situation. Wir müssen unser Bestes geben. Das Wichtigste ist, dieses Jahr so gut es geht die Strecken zu lernen und das Bestmögliche herauszuholen."

Frage: "Wie sehr konnte dir dein Teamkollege Sébastien Buemi helfen, der ja selbst auch noch ein Rookie ist? Konnte er dir überhaupt helfen?"
Alguersuari: "Ehrlich gesagt arbeitet jeder für sich selbst, denn er hat auch viel Arbeit und er muss selbst auch noch lernen, denn wie du richtig sagst ist er in seinem ersten Jahr. Ich habe noch nicht viel mit ihm gesprochen, aber das werden wir an diesem Wochenende sicher nachholen. Aber er muss sicher auch noch lernen und Erfahrungen sammeln."

Frage: "Wie geht es dir jetzt? Fühlst du dich sehr gestresst, selbstbewusst? Was glaubst du, dass bei diesem Rennen und bei den nächsten passieren kann?"
Alguersuari: "Ich bin entspannt, denn ich weiß, was ich drauf habe. Ich weiß, was die Leute von mir erwarten können und was meine Aufgabe ist. Wie gesagt: Es ist ein weiteres Auto, ein weiteres Rennen in meiner Karriere - und das Auto hat auch nur zwei Pedale und ein Lenkrad. Das Ziel ist, zu fahren und dabei zu lernen."

Gespräch mit Landsmann Alonso

Frage: "Heute Morgen hattest du Besuch von Fernando Alonso. Was hat er dir gesagt und wie kommst du mit ihm aus?"
Alguersuari: "Wir hatten heute Morgen ein Gespräch. Er hat mir zum Cockpit gratuliert. Er ist sehr glücklich und hat mir gesagt, dass ich Spaß haben und den Moment genießen soll. Das würde ich einem anderen Fahrer in der gleichen Situation auch sagen."

Frage: "Hast du das Gefühl, dass dich deine Zeit in der Formel 3 und in der Renault-World-Series gut auf die Formel 1 vorbereitet hat?"
Alguersuari: "Die Britische Formel 3 ist eine nette Meisterschaft mit vielen verschiedenen Strecken - wenn auch mit schlechtem Wetter! Man lernt dort eine Menge. Es ist eine lange Meisterschaft mit vielen Testfahrten, also sammelt man dort viel Erfahrung. Man lernt auch viel über das Entwickeln des Formel-3-Autos, was mir sicher noch helfen wird. Die Britische Formel 3 war sehr wichtig für meine Karriere. Das werde ich nie vergessen."

Jaime Alguersuari

Der Helm von Jaime Alguersuari ist ganz im Red-Bull-Design gehalten Zoom

"Die World-Series ist ganz anders. Einige Fahrer waren schon viel länger dort als ich und hatten dadurch einen Vorteil. Am Ende war ich als junger Fahrer aber immer unter den besten Fünf. Ich glaube, für mein erstes Jahr ist das okay."

Frage: "Möchtest du neben der Formel 1 weiterhin in der Renault-World-Series fahren?"
Alguersuari: "Das ist der Plan. Ich bin jung und muss so viele Rennen wie möglich fahren. Ich brauche so viel Erfahrung wie möglich, um in so vielen Situationen wie möglich zu wissen, wie ich mich verhalten muss. Ein Parallelprogramm wäre gut für mich, solange es keine Terminkollisionen mit der Formel 1 gibt. Solange das passt, spricht nichts dagegen. Wenn es zum Problem wird, müssen wir den Plan neu überdenken."

Frage: "Hältst du es für schwierig, von einem Auto ins andere zu wechseln?"
Alguersuari: "Normalerweise ist es besser, in einem Auto zu bleiben, aber in diesem Fall könnte ein ständiger Wechsel besser sein, um so viel wie möglich zu lernen. Ich überlasse die Entscheidung Red Bull. Das Wichtigste ist, so viel wie möglich zu lernen."

Frage: "Die Formel 1 wird nun aber Priorität haben. Was sind die Ziele in der Renault-World-Series?"
Alguersuari: "Ich bin ein junger Fahrer, 19 Jahre alt, muss viele Rennen fahren. Ich will in der World-Series wirklich gewinnen. Vor allem brauche ich aber mehr Erfahrung. Wir verbessern und mit jeder Session. Nach weiteren drei Rennen werde ich schon mehr wissen als jetzt. Das kann auch für die Formel 1 nicht schaden."

Frage: "Hättest du vor 18 Monaten, als du in Großbritannien im Regen Formel 3 getestet hast, geglaubt, dass du heute hier sein würdest?"
Alguersuari: "Nein, nie! Ein Traum wird wahr. Jetzt muss ich diesen Moment genießen und so hart wie möglich arbeiten. Mir wurde eine fantastische Möglichkeit gegeben, daher muss ich jetzt das Vertrauen, das Red Bull in mich setzt, mit Leistung rechtfertigen."