• 27.11.2001 12:14

  • von Fabian Hust

Ästhetik und die Formel 1

Formel-1-Designer erzählen, wie sie dafür sorgen, dass die Formel-1-Autos so attraktiv wie möglich aussehen

(Motorsport-Total.com) - In jedem Jahr warten die Fans gespannt auf die Enthüllung der neuen Autos ? wenn die Präsentation eines neuen Boliden ansteht, so herrscht auf F1Total.com Hochbetrieb, jeder möchte wissen, wie sieht das neue Auto aus? Und obwohl die Formel-1-Autos doch recht ähnlich aussehen, so gibt es dennoch kleine aber feine Unterschiede, an denen sich die Geister scheiden. In diesem Jahr sorgten vor allem Ferraris "Hakennase" und die Frontflügel mit der Ausbuchtung in der Mitte für Aufsehen. Die einen fanden das schön, die anderen weniger attraktiv.

Titel-Bild zur News: Zusatzflügel

Die Zusatzflügel von Arrows wurden wegen ihres Aussehens schnell wieder verbannt

Während im PKW-Bereich oftmals zu Gunsten eines attraktiven Aussehens Abstriche in Sachen Luftwiderstand gemacht werden, so kann sich die Formel 1 solche Spielereien nicht leisten. Das Auto wird so konstruiert, dass es die optimale Leistung bringt ? und sei das Auto noch so hässlich. "Klar sitze ich am liebsten in einem schönen Auto, aber lieber fahre ich mit einem hässlichen Auto, das schnell ist, als mit einem schönen Auto, das langsam ist", bringt es Michael Schumacher auf den Punkt.

Doch alle Designer packt logischerweise auch der Ehrgeiz, ihre Autos so schön wie möglich zu designen: "Manchmal ändere ich noch etwas, obwohl es das Auto nicht schneller macht. Aber das Auto sieht dann einfach schöner aus!", so McLaren-Designer Adrian Newey. "Wenn das brandneue Auto zum ersten Mal fährt, dann bin ich völlig aufgeregt und habe Flugzeuge im Bauch. Eigentlich sollte sich das ja im Laufe der Jahre legen, aber das ist nicht der Fall."

Auch Ross Brawn, Technischer Direktor bei Ferrari, ist das Aussehen eines Autos nicht unwichtig: "Wenn wir ein Auto entwerfen, dann versuchen wir, einen Sinn für Ästhetik im Hinterkopf zu behalten. Als man in den 70er-Jahren die Aerodynamik zu verstehen begann, dann veränderten sich die Autos stark, weil man ein Auto komplett im Hinblick auf die Aerodynamik designte. Die Autos wurden dadurch sehr eckig, weil es so viele Einschränkungen im Design gab. Aber wir versuchen, die Autos so schön wie möglich aussehen zu lassen, denn wir sind Enthusiasten, die gerne ein schönes Auto haben möchten. Das ist aber schwierig, denn schlussendlich zählt nur die Funktion und die bestimmt die Form vor dem Aussehen."

Für viele war in diesem Jahr der Jaguar das schönste Auto, natürlich unterstützt durch die aufwändige Lackierung. Jaguars Chefdesigner John Russell brennt ebenfalls darauf, einen schönen Boliden auf die Beine zu stellen: "Ich mache mir über die Ästhetik sehr viele Gedanken. Eine der frustrierendsten Sachen in der Formel 1 ist es im Moment, dass das Reglement ziemlich genau vorgibt, wie die Autos auszusehen haben. Man kann seinen persönlichen Geschmack kaum einbringen, da dieser oft zu Leistungsverlusten führt und da kann man sich einfach keine Abstriche leisten."

Laut Russell war in diesem Jahr die Form der Nase praktisch vorgegeben, auch wenn Ferrari und Minardi mit eigenwilligen Lösungen daherkamen: "In diesem Jahr haben die Leute mit den verschiedensten Frontflügelkonfigurationen herumgespielt, aber das Heck ist so eng definiert, dass es kaum Spielraum für Innovationen gibt. Leider haben unsere Simulationen bestätigt, dass es kaum perfekte Lösungen gibt und diese sich auch noch sehr ähnlich sehen."

Während das neue Reglement im abgelaufenen Jahr dafür gesorgt hat, dass die Teams auf unterschiedliche Lösungen für die Nase kamen, ist anzunehmen, dass der markanteste Teil des Autos bei den verschiedenen Boliden im kommenden Jahr ähnlicher aussehen wird. Dennoch werden auch in diesem Winter die Designer bei mehreren Variationen eines Teils die schönere Lösung herauspicken, wenn alle die gleiche Leistung bringen.

Manchmal ist es aber auch der Motorsportweltverband FIA, der dafür sorgt, dass die Autos schön aussehen. Zwar musste man die Boliden schmaler machen und mit Rillenreifen ausstatten, damit sie nicht zu schnell werden, aber dennoch wird hier und da der Modellierstift angesetzt. So verbot man 1998 die hässlichen X-Wings, die sich neben dem Fahrer in den Himmel emporhoben und für mehr Abtrieb sorgen sollte. Die offizielle Erklärung war jene, dass die Flügel zu gefährlich waren. Inoffiziell war es natürlich das Aussehen, das sie schnell wieder verschwinden ließ. Reglementänderungen ohne Zustimmung der Teams sind bekanntlich nur dann möglich, wenn es um Sicherheitsaspekte geht?

Interessanterweise verbot die FIA die von Tyrrell erstmals eingesetzten X-Wings erst dann, als sie auch Ferrari das erste Mal aufschraubte. In diesem Jahr gab es ein ähnliches Urteil der FIA. Arrows und Jordan rückten in Monaco mit zuvor genehmigten Zusatzflügeln auf der Nase der Autos aus. Diese wurden mit dem gleichen Vorwand der Gefährdung der Fahrer noch während dem Rennwochenende verboten.

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