Abiteboul: "Wir haben es ein kleines bisschen mehr verdient"

(Motorsport-Total.com) - Die Weltmeisterschaft ist entschieden: Die wichtigen Entscheidungen spielen sich dahinter ab. Neben dem Kampf um Rang zwei bei den Konstrukteuren ist besonders das Duell um die Rote Laterne im Fokus der Aufmerksamkeit, denn kein Zweikampf ist auf dem Papier so eng, wie das von Caterham und Marussia. Die beiden Teams trennen effektiv null Punkte voneinander, und dennoch stehen die Grün-Gelben vor der schwierigen Aufgabe, den Rückstand aufholen zu müssen.

Dafür genügt ein 13. Platz in Sao Paulo, der besonders im Regen durchaus im Bereich des Möglichen liegt, wie das vergangene Jahr bewiesen hat. Doch in dieser Saison war die Formel 1 allerdings nicht gerade vom Regengott geküsst: "Sonntags war es eine trockenere Saison", seufzt Caterham-Teamchef Cyril Abiteboul. "Wir hatten ein paar Events mit ein bisschen Regen am Freitag und manchmal auch samstags."

Und wenn der Himmel seine Schleusen öffnete, dann war Caterham eigentlich immer für eine Überraschung gut, wie die Q2-Teilnahmen von Giedo van der Garde in Monaco oder Spa beweisen. "Das ist eine schöne Erinnerung. Wir mögen Regen", sagt der Franzose und betet schon einmal für einen Schauer - oder zwei. Denn unter normalen Umständen wird der 13. Rang für Caterham unerreichbar sein, da macht sich Abiteboul keine falschen Hoffnungen.

Allerdings gilt das gleiche auch für Konkurrent Marussia, die im Grunde die gesamte Saison performancemäßig hinter Abitebouls Team lagen. Dennoch halten sie Schwarz-Roten derzeit noch den wichtigen zehnten Konstrukteursrang inne. "Jeder glaubt, dass wir es verdienen", sagt Abiteboul über den Rang, der viele Einnahmen für die kommende Saison garantieren würde und relativiert: "Bei allem Respekt: Ich denke, beide haben einen guten Job gemacht, aber die Zahlen sagen, dass wir es ein kleines bisschen mehr verdient hätten."

Doch eigentlich sagen die Zahlen ja, dass Marussia derzeit eben den anvisierten Rang hält - und die Millioneneinnahmen. Doch Abiteboul spielt die finanzielle Bedeutung, die Konkurrenz noch abzufangen, herunter: "Egal welches Resultat herauskommt, wir sind an den Sport gebunden, es wird also keinen großen Unterschied machen. Es wird meinem Finanzdirektor ein paar Kopfschmerzen verursachen, aber sonst wird es unsere gesamte Strategie in der Formel 1 nicht verändern."

Lediglich der Moral des Teams sei es nicht gerade zuträglich, wenn man am Ende der Saison die rote Laterne trägt. Das Gefühl kennt man bei Marussia aber bereits - und möchte es ungern wiederholen. "Es gibt vielleicht kleine finanzielle Überlegungen, aber es ist die sportliche Angelegenheit, die zählt", stimmt Marussias Teamchef John Booth seinem Kollegen zu. "Wir sind das kleinste Team mit dem kleinsten Budget - aber wir sind Racer und wollen uns verbessern. Der zehnte Platz wäre ein massives Plus für die Jungs in der Fabrik."

Ein Rennen muss man in Banbury noch überstehen, wenn man endlich zum ersten Mal in der Teamgeschichte auch in den Top 10 über die Ziellinie kommen möchte. Der 13. Rang von Jules Bianchi in Malaysia ist aktuell das Ergebnis, das für das Team Gold wert ist - seitdem kam keine Verbesserung. "Das letzte signifikante Update, das wir ans Auto gebracht haben, war aus Barcelona. Es war also eine lange Saison, in der wir uns an den zehnten Platz geklammert haben, und es war ziemlich nervenaufreibend, um ehrlich zu sein", so Booth.

Alles konzentriert sich jetzt nur auf das finale Rennen in Brasilien. Spielt der Wettergott verrückt, dann erwartet die Fans ein spannender Kampf im Hinterfeld, dessen Sieger am Ende wohl noch etwas mehr feuchtfröhlich feiern darf - auch wenn am Ende der vierten Saison wohl immer noch kein einziger Punkt auf dem Teamkonto zu finden sein wird.