• 13.05.2024 08:39

  • von Stefan Ehlen, Co-Autor: Filip Cleeren

Teamchef: Wie das "Magnussen-Problem" gelöst werden kann

Wie Racing-Bulls-Teamchef Laurent Mekies für Abschreckung sorgen würde, um die "Bummel-Taktik" von Kevin Magnussen in der Formel 1 zu unterbinden

(Motorsport-Total.com) - Wie sehr darf ein Formel-1-Fahrer auf der Rennstrecke seinem Teamkollegen helfen? Diese Frage wird in der Saison 2024 kontrovers diskutiert, vor allem aufgrund der jüngsten Vorfälle rund um Haas-Fahrer Kevin Magnussen. Denn wie er Nico Hülkenberg im Rennen Schützenhilfe bietet, das lässt bei der Konkurrenz den Ruf nach härteren Strafen laut werden.

Titel-Bild zur News: Kevin Magnussen im Haas vor Yuki Tsunoda im Racing Bull und Lewis Hamilton im Mercedes

Kevin Magnussen im Haas vor Yuki Tsunoda im Racing Bull und Lewis Hamilton im Mercedes Zoom

Nach McLaren-Teamchef Andrea Stella fordert nun auch Racing-Bulls-Teamchef Laurent Mekies ein anderes Vorgehen, wenngleich er Verständnis aufbringt für Magnussen: "Es ist eine Sache, aus strategischen Gründen langsam zu machen, um den Teamkollegen zu unterstützen oder für sich selbst etwas zu gewinnen. Das gehört dazu."

"Aber es ist etwas anderes, wenn man die Strecke verlässt und dabei jemanden überholt, nur um ihn dann einzubremsen. Das muss die Formel 1 verhindern."

Das sei "gar nicht so schwierig", betont Mekies. Er weiß, wovon er spricht: Von 2014 bis zu seinem Wechsel zu Ferrari in der Saison 2018 war er als Renndirektor-Stellvertreter beim Automobil-Weltverband (FIA) unmittelbar in das Formel-1-Geschehen auf der Rennstrecke involviert.

Die Vorteile der Durchfahrtstrafe

Nun schlägt er vor: Statt immer neuen Zeitstrafen sollen die Sportkommissare lieber eine Durchfahrtsstrafe aussprechen, wie sie bis vor wenigen Jahren in der Formel 1 noch häufig angewendet wurde. "Wenn du dir vorher im Rennen schon etwas hast zuschulden kommen lassen, dann wäre die Durchfahrtstrafe meiner Meinung nach genau das Richtige", sagt Mekies.

Der Vorteil für die nicht betroffenen Fahrer liegt auf der Hand: Bei einer (weiteren) Zeitstrafe verliert der bestrafte Fahrer zwar zunächst virtuell Zeit und im Endergebnis vielleicht Positionen, aber seine aktuelle Position auf der Rennstrecke bleibt erhalten. Er kann also weiter als "rollende Schikane" auftreten und die hinter ihm Fahrenden behindern.


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Eine Durchfahrtsstrafe aber würde genau das nicht zulassen: Der Fahrer müsste von der Rennstrecke abfahren und seine Position aufgeben, um einmal langsam durch die Boxengasse zu rollen. Eine "Magnussen-Taktik" wie zuletzt mehrfach gesehen wäre damit also nicht mehr möglich.

Mekies glaubt: Schon eine kleine Ansage genügt

Mekies betont den dringenden Handlungsbedarf, wenn er weiter sagt: "Wir sollten es nicht einfach so weiterlaufen lassen. Sonst kürzt womöglich wer in Monaco in der Schikane ab und macht dann langsam. Und selbst eine große Strafe oder Strafpunkte verhindern [vielleicht] nicht, dass der Teamkollege punktet."

Die Formel 1 müsse sich nun die Frage stellen, ob das so "korrekt" sei, meint Mekies. Seine Meinung: "Wir müssen sicherstellen, dass sich dergleichen verhindern lässt. Es gibt [im Reglement] die Möglichkeit dazu. Die Sportkommissare sollten sie nutzen können." Schon eine kleine Ansage in der Fahrerbesprechung am Freitag vor einem Rennwochenende reicht laut Mekies aus als Warnung für die Fahrer.

"Wir dürfen die Sache nämlich auch nicht zu kompliziert machen", sagt der Racing-Bulls-Teamchef. "Die Formel 1 neigt ja generell dazu, die Regeln zu kompliziert zu gestalten."

"Es braucht einfach eine Durchfahrtsstrafe statt einer [weiteren] 10-Sekunden-Strafe. Denn es sollte bei zwei gleichen Vergehen nicht zweimal die gleiche Strafe geben."