Direkt neben dem Red-Bull-Campus: Racing Bulls kündigt Umzug an

Racing Bulls bezieht Ende des Jahres einen neuen Standort direkt neben Red Bull, Hauptsitz bleibt aber Faenza - Laurent Mekies erhält die Vorteile

(Motorsport-Total.com) - Laut Teamchef Laurent Mekies wird Racing Bulls bis Ende 2024 in das neue Aerodynamik-Zentrum neben dem Red-Bull-Campus in Milton Keynes umziehen. Der Hauptsitz des Teams bleibt aber im italienischen Faenza, wo es seit der Gründung von Minardi in den späten 1970er Jahren ansässig ist.

Titel-Bild zur News: Laurent Mekies

Laurent Mekies sieht in dem Umzug viele Vorteile für Racing Bulls Zoom

Den kleinen Aerodynamik-Standort in Bicester wird Racing Bulls jedoch verlassen - ein logischer Schritt, nachdem die Mannschaft 2022, als sie noch AlphaTauri hieß, bereits in den größeren Windkanal des Schwesterteams Red Bull gewechselt war.

Man hofft, dass die verbesserte britische Infrastruktur mehr Mitarbeiter nach England locken wird, wobei Mekies im Interview mit der italienischen Ausgabe von Motorsport.com betont, "dass wir keine unserer Ingenieure gebeten haben, nach England zu ziehen".

"Faenza ist die historische Heimat des Teams und gleichzeitig eine ziemlich moderne Einrichtung, in die erst kürzlich investiert wurde. Wir haben hier sehr gute Produktionstools und einen großen Teil des Konstruktionsbüros", erklärt der Teamchef.

Formel-1-Team ist Bicester zusehends entwachsen

"In Bicester haben wir die Aero-Abteilung, die Konzeptentwicklung und einen Teil des Konstruktionsbüros", umreißt er den Status Quo. "Alles an einem Standort, der so gewählt wurde, dass er in der Nähe des Windkanals liegt. Vor fünfzehn Jahren war das Team kleiner als heute, und Bicester machte Sinn."

"Heute hat sich die Größe der Aero-Abteilung verdreifacht. Wir nutzen diesen Windkanal nicht mehr, weil wir einen anderen haben und der Standort nicht mehr geeignet ist. Wir werden ihn also Ende des Jahres verlassen und in eine neue Einrichtung in Milton Keynes umziehen, direkt neben dem Red Bull Campus."

"Es handelt sich um eine Veränderung, die Teil des Projektwachstums ist, wobei die Mitarbeiter in die Lage versetzt werden sollen, ihr Bestes zu geben", so Mekies.

Und er ergänzt: "Es gibt noch einen weiteren sehr wichtigen Aspekt: Wir wollen in der Lage sein, Mitarbeiter sowohl in England als auch in Italien einzustellen und eine Struktur zu schaffen, die es uns ermöglicht, an beiden Standorten zu arbeiten."

Der Vorteil bestehe darin, dass das Team auf dem Markt für Ingenieure sowohl in Italien als auch in England rekrutieren kann. "Wir sehen das als großes Plus, denn es ist nicht immer einfach, Menschen mit Familie von einem Wohnortwechsel zu überzeugen."


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"Wir wissen, dass es auch Risiken gibt", schränkt Mekies ein. "In der Vergangenheit hat dieser Ansatz nicht immer funktioniert, aber heute haben wir Technologien, die uns bei der Fernarbeit sehr helfen, und auch die Einstellung der Mitarbeiter hat sich geändert."

"Der Hauptsitz wird weiterhin in Faenza sein. Die Aerodynamik-Abteilung wird hauptsächlich in England sein, aber das Auto wird am historischen Standort montiert und betrieben. All das wird am Ende dieser Saison in Betrieb gehen, wir haben also noch einige Monate vor uns, um den Prozess abzuschließen."

Kritik an Red-Bull-Allianz lässt Mekies völlig kalt

Rivalisierende Teams, allen voran Zak Brown von McLaren, haben wiederholt Bedenken geäußert, dass der gemeinsame Besitz von zwei Teams durch Red Bull es beiden Formel-1-Teams ermöglicht, unter dem Kostendeckel finanziell effizienter zu sein.

Der Umzug nach Milton Keynes führte auch zu einigen Spekulationen über Personalwechsel zwischen Racing Bulls und Red Bull. Mekies hat dieses Gerücht jedoch entkräftet.

Er sagt: "Die Vorschriften sind sehr klar. Es ist sehr klar definiert, dass man einen Personaltransfer nicht dazu nutzen kann, um die Vorschriften bezüglich geistigen Eigentums zu umgehen. Man kann also nicht eine Person von Team A zu Team B versetzen, um Wissen zu transferieren, zum Beispiel über Aerodynamik."

"In unserem Fall kann ich sagen, dass diese Wechsel selten waren, aber jedes Mal, wenn es einen Wechsel gab, haben wir die FIA gefragt, ob die Versetzung eines Technikers oder eines Ingenieurs in einer bestimmten Rolle im Einklang mit den Bestimmungen des Reglements zu betrachten ist", betont der Franzose.


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Und er versichert: Es sei immer erst dann gehandelt worden, nachdem die FIA ihr Okay gegeben habe. Vor diesem Hintergrund sieht Mekies keine berechtigten Zweifel daran, dass Racing Bulls als eigenständiges Team zu begreifen ist, das auf eigenen Füßen steht.

"Ich denke, dass alle Zeichen, die man auch von außen sehen kann, sehr deutlich sind. Wir stellen Personal ein, die Eigentümer investieren in neue Infrastrukturen, wir haben bereits über 600 Mitarbeiter, und ich glaube nicht, dass das ein Ansatz für jemanden ist, der nur ein Auto kopieren will", sagt der Teamchef.

"Wir wissen, wo wir hinwollen, und wir wissen, dass es Zeit brauchen wird, dass wir es mit starken Konkurrenten zu tun haben und dass es schwer sein wird. Aber das ist die Herausforderung, die wir angenommen haben, und wir werden uns ihr von jetzt an bis in die nächsten Jahre hinein mit Begeisterung stellen."