Vasseur: "Wir entwickeln uns alle in einem Höllentempo"

Ferrari-Teamchef Fred Vasseur erklärt, wo Leclerc und Sainz im Qualifying von Imola die Chance auf die Pole verloren, und warum er trotzdem positiv gestimmt ist

(Motorsport-Total.com) - Ziel von Ferrari war die Heimpole in Imola. Doch nicht nur damit klappte es am Samstag nicht. Charles Leclerc und Carlos Sainz verfehlten auch noch die erste Startreihe und reihten sich hinter Max Verstappen sowie den beiden McLaren ein.

Titel-Bild zur News: Charles Leclerc

Was kann Ferrari in Imola gegen Max Verstappen und McLaren ausrichten? Zoom

Zwar erbten Leclerc und Sainz je eine Position, weil Oscar Piastri eine Startplatzstrafe kassierte. Das änderte aber nichts daran, dass sich Ferrari mehr versprochen hatte, vor allem angesichts des großen Updates, das man nach Imola mitgebracht hatte.

Teamchef Fred Vasseur zieht dennoch ein positives Zwischenfazit: "Von Beginn des Wochenendes an war klar, dass wir in guter Form sind. Aber Lando (Norris; Anm. d. R.) und Max (Verstappen) sind auch dabei, und zwischen den Sessions war alles sehr eng."

"Wenn wir den Windschatten ausschließen, den Max beim letzten Versuch hatte, wären wir innerhalb einer Zehntelsekunde gewesen", rechnet Vasseur vor." Ich hätte lieber eine Zehntel Vorsprung als eine Zehntel Rückstand gehabt, aber der Kampf ist eng, auch wenn Imola keine Strecke ist, auf der man leicht überholen kann."

Es werde ein langes Rennen, aber die Pace seiner Fahrer sei in den Simulationen am Freitag gut gewesen. "Das ist unsere Basis für Sonntag. Wir werden auch mit einem guten Windschatten bis zu Kurve 2 starten, dann werden wir sehen, was wir tun können."

Ferrari in den letzten beiden Sektoren schneller

Wo man im Vergleich zu Verstappen zu viel liegen gelassen hat, weiß der Ferrari-Teamchef genau: "Ich denke, was uns im ersten Streckenteil etwas gekostet hat, ist unsere Charakteristik. Max ist bis Kurve 4 viel schneller als alle anderen, während wir im zweiten Sektor schneller sind, und man kann nicht gegen den Charakter des Autos kämpfen."

"Man muss mit dem zurechtkommen, was man hat. Aber am Ende geht es um eine Zehntelsekunde in einer Runde. Wir sehen, dass Max nach dem ersten Sektor mehr als zwei Zehntel Vorsprung auf uns hatte, während unser Rückstand am Ende der Runde geringer war. Wir haben also in den nächsten beiden Sektoren aufgeholt", so Vasseur.

Dennoch werde man sich den ersten Sektor noch einmal genau ansehen. "Denn es könnte ein Bereich sein, den wir verbessern können. Auch hier geht es um Hundertstel, also kann jede Kleinigkeit, die wir einbringen, einen sehr wichtigen Unterschied ausmachen."


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Mit einem Zehntel mehr Speed wäre die erste Reihe oder gar die Poleposition möglich gewesen, ist sich Vasseur sicher. Doch so ist die Ausgangslage auf einer Strecke, auf der die Fahrer das Überholen als "fast unmöglich" bezeichnen, nun eben etwas schwieriger.

"Und die Tatsache, dass sie die DRS-Zone reduziert haben, wird beim Überholen definitiv nicht helfen. Es war schon vorher schwierig, zu überholen, und wenn wir es am Sonntag tun müssen, dann entweder am Start oder mit der Strategie. Das bedeutet, dass wir uns etwas anderes einfallen lassen müssen, um die anderen zu überraschen."

"In diesem Jahr kommt dann noch der Faktor der Kiesbetten in den Auslaufzonen hinzu", ergänzt Vasseur. "Es könnte Safety-Cars geben. Wenn wir uns die Nachwuchskategorien ansehen, die hier gefahren sind, gab es mehr Runden hinter dem Safety-Car als tatsächliches Racing. Das sind Dinge, die wir in Betracht ziehen müssen."

Vasseur: Entwicklungsrennen wird immer enger

Deshalb glaubt er, dass Ferrari im Kampf um den Sieg mitspielen kann. "Und ich denke, eine gute Botschaft für das Team und die Fans ist, dass wir da sind, nahe an der Spitze."

Vasseur ist bewusst, dass es noch einen langen Atem braucht, damit das auch so bleibt und sich die letzte kleine Lücke schließt. "Ab Montag sind es noch 17 weitere Rennen. Die Weltmeisterschaft ist sehr lang", sagt er. "Wir haben weitere Entwicklungen für den Rest der Saison in Vorbereitung, aber das haben die anderen auch."


Fotos: Ferrari, F1: Grand Prix der Emilia-Romagna (Imola) 2024


"Es bedeutet also nicht, dass eine Verbesserung um zwei, drei Zehntel einen großen Unterschied ausmachen kann. McLaren hat zwischen Miami und diesem Wochenende ein fast komplett neues Auto gebracht. Das Gleiche gilt für Mercedes und Red Bull. Wir entwickeln uns alle in einem Höllentempo und haben fast den gleichen Speed."

"Das Wichtigste ist die Übereinstimmung zwischen der Strecke und den Simulationen, und wir sind glücklich, dass wir diese Übereinstimmung wirklich gefunden haben."

"Die eingeschlagene Richtung ist die richtige. Wir haben die Schritte nach vorne gemacht, die wir erwartet haben", hält der Ferrari-Teamchef fest. "Wir können auf die Entwicklung vertrauen und an den Schwachstellen des Autos arbeiten, weil wir ein klareres Bild davon haben, wie es funktioniert. Wir sind also bereit, uns weiterzuentwickeln."

"Aber wenn wir uns weiterentwickeln, bedeutet das nicht, dass die Schritte nach vorne riesig sind, denn die Konkurrenz entwickelt sich schließlich auch weiter", so Vasseur.