Ricciardo ortet Aufbruchsstimmung: "Mehr Kopffreiheit" und "neue Welle"

Für die Fahrt aus der Krise benötigt Daniel Ricciardo mehr Geduld, insgesamt weht aber bei ihm und auch im Team ein frischer Wind, wie er in Imola betont

(Motorsport-Total.com) - Der Qualifying-Tag in Imola begann für Daniel Ricciardo mit dem Wiedersehen eines alten Bekannten: Seite an Seite mit Sebastian Vettels Vater Norbert kam der Australier ins Fahrerlager, den Vettel-Papa kennt Ricciardo noch aus seiner Saison als Teamkollege des Deutschen bei Red Bull.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo beim Heimspiel der Racing Bulls in Imola

Daniel Ricciardo beim Heimspiel der Racing Bulls in Imola Zoom

Zehn Jahre ist das jetzt her, und so wie Ricciardo damals als Jungspund auf einmal dem etablierten Vettel um die Ohren fuhr, so ergeht es ihm dieser Saison bisweilen selbst mit Teamkollege Yuki Tsunoda bei den Racing Bulls.

Zwar gelang Ricciardo am Samstag mit Rang neun der erste Q3-Einzug seit Mexiko letztes Jahr, und auch die zwei Zehntel Rückstand auf Tsunoda im Endklassement lesen sich nicht zu gravierend: Das Problem ist aber, dass der Japaner seine Runden in Q3 nicht perfekt hinbekam und trotzdem vorne lag.

So nah dran am Teamkollegen wie am Ende des Qualifyings war Ricciardo sonst eigentlich nie in Imola: Nur im mehrmals unterbrochenen dritten Training hatte er kurz die Nase vor Tsunoda, ansonsten war der Rückstand auf den Japaner stets offensichtlich, lag am Freitag sogar bei jeweils sechs Zehnteln.

Ricciardo: "Kann keine Wunder erwarten"

Ricciardo will sich davon aber nicht entmutigen lassen, denn insgesamt, so beteuert der Australier, geht es sehr wohl aufwärts bei ihm: Nach dem schwachen Saisonstart ohne Punkte in den ersten fünf Rennen, fuhr Ricciardo zuletzt im Miami-Sprint endlich die dringend benötigten ersten Zähler des Jahres ein.

Norbert Vettel und Daniel Ricciardo kommen plaudernd ins Imola-Fahrerlager

Norbert Vettel und Daniel Ricciardo kommen plaudernd ins Imola-Fahrerlager Zoom

"Es ist immer noch nicht perfekt, aber niemand ist perfekt", sagt Ricciardo in Imola mit Blick auf seine aktuelle Verfassung und glaubt: "Es steckt immer noch ein bisschen mehr in mir, wenn ich es zusammenbekomme. Das steht und fällt mit guter Form, so wie in Miami. Dann, denke ich, kommt die Konstanz irgendwann ganz automatisch mit."

Dabei sei vor allem "Geduld" gefragt, denn Ricciardo ist mit Blick auf die Ergebnisse in Imola ehrlich: "Tief in mir drinnen, bin ich da mit zwei Zehnteln Rückstand (im Qualifying) zufrieden? Nein. Aber ich kann auch nicht erwarten, dass mir auf einmal Wunder gelingen. Wir sind das ganze Wochenende schon am Aufholen und Yuki ist sehr gut gefahren."

In Q3 hatte der Australier, der deshalb sogar während der Session kurz aus dem Cockpit klettert und die Zeit lieber für eine kurze Gewichtsreduktion auf dem stillen Örtchen nutzt, außerdem nur einen Schuss zur Verfügung: "Ich hatte nur noch einen (frischen) Satz Reifen in Q3", erklärt Ricciardo, dass es aktuell eben auch "auf die kleinen Dinge" und Details ankomme.

Ricciardo lobt neuen Geist im gar nicht mehr so alten Team

Insgesamt sieht die Welt für den Australier trotzdem deutlich rosiger aus als noch zu Saisonbeginn: "Ich komme nun mit, sagen wir mal, guter Kopffreiheit ins Wochenende und dem Wissen, dass wir ein gutes Auto haben, mit dem wir in Q3 kommen können."

Daumen hoch: Bei Daniel Ricciardo und auch seinem Team geht es bergauf

Daumen hoch: Bei Daniel Ricciardo und auch seinem Team geht es bergauf Zoom

Der Aufschwung bei den Racing Bulls hängt für Ricciardo auch mit der neuen Führungsstruktur des Teams um Peter Bayer und Laurent Meckies zusammen: "Ich denke, sie haben einen wirklich guten Job gemacht." Den Umbruch und dessen Begleiterscheinungen hatte am Samstag auch schon Stallgefährte Tsunoda betont.

"Es sind einige Leute neu reingekommen und ich würde sagen, man spürt eine Veränderung, aber auch, dass es alles ziemlich nahtlos abgelaufen ist, dass sich alle gut integriert haben", sagt Ricciardo und verrät: "Wir waren vor ein paar Tagen in der Fabrik. Wenn du eine lange Zeit bei einem Team warst, und viele Leute von Toro Rosso sind noch da, kannst du irgendwann auch ein bisschen müde werden."

"Aber", so betont Ricciardo, "das Gefühl in der Fabrik war, dass es ein neues Gefühl ist", und ortet Aufbruchsstimmung in Faenza. "Die Leute haben das Gefühl, dass sie an etwas Neuem teilhaben, einer neuen Struktur, einem neuen Team. Und das ist, wo ich glaube, dass sie einen sehr guten Job gemacht haben, diese neue Welle und Energie reinzubringen", sagt der Racing-Bulls-Star mit Blick auf die neuen Bosse Bayer und Meckies.

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