Sebastian Vettel richtet Mercedes aus: "Haben das beste Auto"

Sebastian Vettel wehrt sich weiter gegen Mercedes: Warum er sein Auto für das beste hält und der Ungarn-Sieg beweist, wie gut Ferrari diese Saison wirklich ist

(Motorsport-Total.com) - Ferrari kämpft an allen Fronten für den ersten Fahrer-WM-Titel seit bereits zehn Jahren. Sebastian Vettels Sieg in Ungarn, der an einem seidenen Faden hing, war dafür ein wichtiger Meilenstein, denn vor den wahrscheinlichen Mercedes-Strecken in Spa-Francorchamps und in Monza beträgt der Vorsprung auf Lewis Hamilton 14 WM-Punkte. Das bedeutet: Selbst mit zwei zweiten Plätzen wäre Vettel mit Hamilton vor Singapur punktegleich.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Vettel und sein Ferrari: Ist die Scuderia inzwischen die technische Referenz? Zoom

Und Vettel ist nach wie vor von der Stärke seines Teams überzeugt, auch wenn man vor dem Ungarn-Grand-Prix vier Mal in Folge nicht gewonnen hatte. "Ich denke, dass wir das beste Auto haben", sagt der WM-Leader. Man kenne zwar die Schwächen des SF70H und wisse, wo man Hand anlegen müsse, im Vergleich zum Vorjahr sei Ferrari aber "das Team, das den größten Sprung von allen gemacht hat".

Dazu kommt, dass auch die Konkurrenz den Ferrari laut Vettel als Trendsetter sieht. "Viele Teams haben von uns kopiert, haben sich die Sachen genau angesehen, die wir gebracht haben", fällt dem Heppenheimer auf. Auffällig ist: Während Ferrari in den vergangenen Jahren auf ein konservativeres Design setzte, ist agiert man dieses Jahr unter der Leitung von Technikchef Mattia Binotto mutig wie schon lange nicht mehr.

Welche Ferrari-Tricks bereits verboten wurden

Sebastian Vettel

Vettel jubelt, hinten sieht man die Schlitze im Ferrari-Unterboden Zoom

Und kommt dabei sogar mit den Regelhütern in Konflikt. In Spielberg wurde Ferrari die Biegsamkeit des Unterbodens zum Verhängnis. Mit der Methode, dass sich die Seitenkanten des Unterbodens ab einer gewissen Belastung Richtung Asphalt biegen, dichtete man den Unterboden seitlich ab und brachte somit den Diffusor besser zum Arbeiten. Da aber bwegliche aerodynamische Hilfen in diesem Bereich verboten sind, führt die FIA seit dem Österreich-Grand-Prix Unterboden-Tests durch, bei denen sich der Unterboden bei einer Belastung von zwei Kilogramm um nur einen Millimeter bewegen darf.

Ferrari fiel durch und musste nachbessern. Die Umbauten sieht man auf den ersten Blick: Mit zwei Metallverstärkungen wird nun verhindert, dass sich der Unterboden nach unten biegt. Doch Ferrari hat schon in Ungarn bewiesen, dass man mit seinem Latein noch lange nicht am Ende ist. Mit zusätzlichen Löchern versucht man nun, einen ähnlichen Effekt zu kreieren und den Unterboden seitlich zu versiegeln, ohne mit dem Reglement in Konflikt zu geraten.

Öl im Benzin: Ferrari von FIA-Regelung am stärksten betroffen

In anderen Bereichen konnte die Scuderia den verlorenen Boden nicht gutmachen: Weil das Vettel-Team im Verdacht stand, über einen zusätzlichen Öltank den Sprit anzureichern und so im Qualifying die Leistung der Antriebseinheiten aufzudrehen, führte die FIA neue Grenzwerte ein: Auf 100 Kilometer dürfen seit Kanada nur noch 1,2 Liter Öl verbrannt werden. Zudem muss der Schmierstoff dem entsprechen, der auch im Rennen verwendet wird. So soll ein speziell für das Qualifying angefertigtes Gemisch verhindert werden.


Fotostrecke: GP Ungarn, Highlights 2017

Für Antriebseinheiten, die ab Monza eingebaut werden, gelten noch strengere Grenzwerte: Dann dürfen überhaupt nur noch 0,9 Liter Öl auf 100 Kilometer verbrannt werden. "Ferrari ist nicht das einzige Team, das es getan hat. Das weiß man im Paddock", erklärt Ex-Williams-Technikchef Pat Symonds gegenüber 'Sky Sports F1'. "Aber Ferrari hat es einen Schritt weiter getrieben."

Das beweist auch die Tatsache, dass Ferrari im Qualifying seitdem im Verhältnis zu Mercedes und Red Bull zurückgefallen ist. Nur in Ungarn, wo sich die Bedeutung des Motors in Grenzen hält, belegte man die erste Startreihe.

Vettel mahnt: "Jetzt nicht ablenken lassen"

Und noch einem Ferrari-Trick ist die FIA auf die Schliche gekommen: das Öffnen und Schließen der Luftleitung durch die Vorderachse. Durch das Einlaufen der Luft und das Austreten in der Felge wird die Luftführung um die Vorderräder verbessert. Das Schließen auf den Geraden, wo der Anpressdruck nicht benötigt wird, verringert hingegen den Luftwiderstand. Doch die FIA bewertete das System in Baku wie auch den Unterboden-Trick als aerodynamisches Hilfsmittel. Ferrari musste es ausbauen.

Was die Ferrari-Techniker in Anbetracht der vielen Verbote optimistisch stimmen sollte: Die Scuderia hatte trotzdem in Ungarn die Nase vorne. Das hatte zum Saisonauftakt kaum jemand der Truppe aus Maranello zugetraut, die sich nicht so einfach einbremsen lässt. "Die positiven Aspekte überwiegen in dieser Saison ganz klar", macht auch Vettel seiner Mannschaft Mut.

Er weiß aber auch, wie sehr Ferrari unter Druck steht: "Wenn man ein Rennen gewinnt, das nächste aber nicht gewinnt, dann wollen alle die Gründe wissen. Diese Fragen muss man beantworten, man darf sich dadurch aber nicht ablenken lassen, sondern muss weiter arbeiten."