Giovinazzi bei Haas: Grosjean dank Vertragsklausel im Vorteil

Haas-Pilot Romain Grosjean muss für Testfahrer Antonio Giovinazzi nur einmal aussetzen, Kevin Magnussen ganze sechs Mal - Grund ist eine Vertraugsklausel

(Motorsport-Total.com) - Ab Mitte Juli wird der italienische Nachwuchsfahrer Antonio Giovinazzi sieben Trainingseinsätze im VF17 von Haas bestreiten. Dabei wird der 23-Jährige in sechs Fällen in das Cockpit von Kevin Magnussen steigen und nur einmal das Auto von Romain Grosjean besetzen. Das hatte in der Öffentlichkeit durchaus für Verwunderung gesorgt, da sich die meisten Teamkollegen damit abwechseln, ihr Cockpit an einen Testpiloten abzutreten.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Romain Grosjean hat gut lachen: Er hat mit Haas clever nachverhandelt Zoom

Nun enthüllten die Stammfahrer am Rande des Kanada-Grand-Prix, wie es zu dem Unterschied kommen konnte. Dieser liegt nämlich in der Verträgen der Beiden begründet. Grosjean, der seinen Vertrag mit Haas 2015 unterzeichnete, verhandelte nach. Er wollte nach seiner Erfahrung bei Lotus nicht das Risiko eingehen, noch einmal 13 von 19 ersten Trainingsessions auslassen zu müssen, wie es in der Formel-1-Saison 2015 der Fall war.

"Günther (Steiner, Teamchef; Anm. d. R.) fragte mich, ob ich ein Training abgeben würde, und ich sagte zu. Ich denke, für das Team ist es auch gut ein gewisse Beständigkeit zu haben und in der Lage zu sein, das Auto weiterzuentwickeln", erklärt Grosjean. Zwar habe ihn die verlorene Zeit auf der Strecke 2015 nicht allzu geschmerzt, da die Basis des Autos ziemlich gut gewesen sei. Wenn das allerdings nicht zutrifft, werde es schon schwieriger.

Kevin Magnussen hegt keinen Groll gegen Haas

Sind die sechs Trainingspausen gerade für Magnussen, der erst 2017 zum Haas-Team stieß, deshalb ein besonderer Nachteil? Der Däne gibt zwar zu, dass es nicht ideal sei, beteuert aber, sich keine Sorgen zu machen und gibt sich selbstbewusst: "Ich werde es einfach wieder gutmachen müssen." Der Unterschied zwischen seinem Vertrag und dem von Grosjean war Magnussen laut eigener Aussage zum Zeitpunkt der Unterzeichnung nicht bewusst.

"Ich wusste nicht, dass der andere Vertrag so war! Ich nahm an, er wäre gleich", gibt der Haas-Neuling zu und machte sich in der Folge keine Gedanken dazu. Folglich kam er auch gar nicht auf die Idee, wie Grosjean nachzuverhandeln: "Ich denke, Romain hatte schlechte Erfahrungen gemacht mit seinem früheren Team, wo sie ihm viele Freitage nahmen. Deshalb war er in diesem Punkt viel härter als ich." So sei es erst zu der Abweichung gekommen.


Großer Preis von Kanada

Magnussen, der die Vertragsgespräche selbst führte, hakt das als Lernerfahrung ab. Er habe keinen Grund sich zu beschweren. Und auch Teamchef Steiner beschwichtigt, dass die unterschiedlichen Verträge keine Aussage über die Stellung der Fahrer im Team treffen würden: "Einige Leute schlussfolgern daraus, dass es eine Nummer eins und eine Nummer zwei bei uns gibt. Aber damit hat das nichts zu tun", betont der Südtiroler.

Giovinazzi soll selbes Feedback geben wie Stammfahrer

Nachteile für Magnussen sieht auch er nicht. Schließlich habe das Team die Einsätze von Giovinazzi aus Rücksicht ohnehin für jene Rennen eingeplant, "wo es den geringsten Einfluss haben dürfte". Zudem finde der erste Tausch zur Saisonmitte statt. "Bis dahin haben sich die Fahrer mit der Basisabstimmung schon genug vertraut gemacht", so Steiner, der sich von dem Testpiloten dieselben Informationen erhofft wie von seinen Stammfahrern.

Antonio Giovinazzi

Ab Silverstone wird Antonio Giovinazzi siebenmal im Haas-Cockpit sitzen Zoom

Dank der Erfahrung von Giovinazzi bei Sauber und Ferrari setzt der Haas-Teamchef großes Vertrauen in das Feedback des Nachwuchspiloten. "Er führt dieselben Tests durch wie unsere Fahrer", sagt Steiner. "Kevin wird für das zweite Training also mit der Erfahrung, die wir auch mit ihm gewonnen hätten." Den ersten Einsatz für Haas wird Giovinazzi in Silverstone haben, es folgen Ungarn, Italien, Malaysia, Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi.