• 12.05.2017 19:32

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Hilft Mercedes Honda? "Kein Kommentar" von Toto Wolff ...

Schluss mit Dementis, stattdessen lobt Mercedes den Wert Hondas für die Formel 1 und hält es für unwahrscheinlich, McLaren Antriebe zu liefern - Geht auch um Alonso

(Motorsport-Total.com) - Vor vier Wochen bezeichnete Mercedes' Team-Aufsichtsrat Niki Lauda Gerüchte um Hilfestellung seiner Antriebsexperten für Honda gegenüber 'Motorsport-Total.com' als "richtigen Quatsch". Jetzt klingt die Antwort auf die Frage nach einer Unterstützung der Japaner in der Formel 1 ganz anders. "Ich möchte das zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht kommentieren", weicht Sportchef Toto Wolff am Freitag in der FIA-Pressekonferenz aus. Auch im McLaren-Lager gibt man sich schmallippig.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier, Toto Wolff

Eric Boullier und Toto Wolff könnte mehr verbinden, als sie derzeit zugeben Zoom

Unternehmensboss Zak Brown winkt ab: "Alles, was etwas mit Honda zu tun hat und was sie unternehmen wollen, lassen wir Honda kommentieren." Eine Stellungnahme des Automobilriesen gibt es bisher nicht und ist auch nicht zu erwarten - die Pressearbeit im Rahmen des Formel-1-Projektes beschränkt sich auf ein Minimum, bei heiklen Themen herrscht ohnehin großes Schweigen. Solange bleiben Aussagen stehen, die alles andere als ein Dementi sind und Raum für Spekulationen lassen.

Wolff heizt die Gerüchteküche ungewollt an, wenn er sagt: "Honda ist ein wichtiger Faktor in der Formel 1." Heißt im Umkehrschluss: Im Falle eines Ausstiegs würde die Königsklasse an Attraktivität verlieren und der Marketingwert, den der Daimler-Konzern mit seinem Werksteam generiert, sinken. Will Mercedes sich deshalb mit McLaren einen attraktiven Konkurrenten heranzüchten?

Mercedes könnte für einen Verbleib Alonsos sorgen

Nachdem das neue Duell mit Ferrari von den Verantwortlichen fast bejubelt wird, scheint ein solcher Schachzug denkbar. Wolff gibt den Gerüchten erneut Nahrung, wenn er bezüglich Honda andeutet: "Ich habe keinen Zweifel daran, dass sie bald dort stehen werden, wo sie stehen wollen." Er fügt an, dass es sich nicht abzeichnen würde, dass McLaren zu Mercedes-Motoren zurückwechselt - dass Brown und Co. aber mit desolaten Aggregaten weitermachen, ist genauso unwahrscheinlich.

Eine Anfrage seitens McLaren in Brixworth soll es gegeben haben, auch wenn alle Verantwortlichen es bestreiten. Brown und Rennleiter Eric Boullier kämpfen um ihren wechselwilligen Superstar Fernando Alonso, der das Team ohne die Aussicht auf den WM-Titel 2018 verlassen will. "Es wäre töricht zu behaupten, es sei möglich. Aber ich glaube daran", sagt der Franzose 'Sky Sports F1' und nennt es ein Anliegen seiner Truppe, den Spanier in Woking zu halten. Dafür müsse man jedoch binnen fünf Monaten "das Unmögliche" leisten - was in zweieinhalb Jahren mit Honda nicht gelungen ist.


Fotostrecke: Honda-Meilensteine in der Formel 1

Nach Rückschlägen: Zak Brown lässt Honda einfach machen

Es sei denn, Mercedes hilft mit Know-how? Ein Novum wäre Unterstützung für die Konkurrenz nicht. Ende der Achtzigerjahre half Honda selbst Ferrari auf die Beine. Erst vor wenigen Monaten sollen die Silberpfeile der Scuderia etwas geflüstert und bei Renault unterstützend gewirkt haben. "Kein Kommentar", blockt Formel-1-Geschäftsführer Cyril Abiteboul ab. Das Thema ist nicht beliebt, weil es quasi einen Offenbarungseid bedeutet - als Antriebshersteller versagt zu haben.

Zak Brown hätte offenbar nichts einzuwenden, solange seine Autos schneller und weniger defektanfällig werden: "Es ist wichtig, dass Honda seine Herangehensweise, um zu mehr Power und Zuverlässigkeit zu finden, überdenkt", betont der US-Amerikaner und scheint sich nach zahlreichen Rückschlägen aus den Angelegenheiten des Partners heraushalten zu wollen: "Wir gehen die Sache anders an - nach Jahren, in denen wir nicht den Erfolg hatten, den wir uns versprochen haben."

Sauber

Mit Sauber hat Honda bald ein echtes Kundenteam in der Formel 1 Zoom

Nur einer findet klare Worte bezüglich den Mercedes-Honda-Spekulationen: Force Indias Co-Teamchef Robert Fernley, der seine V6-Hybride bei Silber einkauft. Der Brite poltert: "Als Team, das nicht nur für seine Antriebe zahlt, sondern auch zu ihrer Entwicklung beigetragen hat, würde mir es sehr aufstoßen, wenn Technologie an Konkurrenten von uns weitergegeben wird." Zumal im kommenden Jahr auch die Sauber-Mannschaft profitieren würde, die als Neukunde zu Honda stößt.