Qualifying-Ziel erreicht: Durchbruch für Lance Stroll?

Williams-Pilot Lance Stroll kann mit Platz zehn im Qualifying zum China-Grand-Prix einen ersten Rookie-Erfolg feiern - Felipe Massa souverän in der Verfolger-Rolle

(Motorsport-Total.com) - Sein Debüt hatte er sich noch selbst schwer gemacht, doch in Schanghai würde er von den Umständen geprüft. Trotz mangelnder Vorbereitung schaffte es Williams-Rookie Lance Stroll beim Qualifying zum Grand Prix von China aber in die Top-10. "Q3 war das ausgemachte Ziel heute und das haben wir geschafft", jubelt der Teenager. Sein erfahrener Teamkollege Felipe Massa holte mit Startplatz sechs einmal ehr das Maximum heraus.

Titel-Bild zur News: Lance Stroll

Lance Stroll erlebte in China sein erstes problemfreies Qualifying Zoom

Zwischen dem Anfänger und dem Routinier lagen dabei 0,713 Sekunden. Nach dem beschnittenen ersten und dem ausgefallenen zweiten Training am Freitag ist Stroll davon aber nicht entmutigt: "Gestern war kein einfacher Tag, es ist für mich eine neue Strecke und ich hatte nur das dritte Training als Vorbereitung. Deswegen macht es ein Ergebnis in Q3 zu einem guten Tag."

Dass es der junge Kanadier in Schanghai wissen wollte, zeigt er schon am Samstagmorgen. Im dritten Freien Training platzierte er sich auf Rang acht und war auch nur vier Zehntelsekunden langsamer als Massa. Das Qualifying lief für ihn nicht ganz fehlerfrei, aber die Mauern konnte er auf Abstand halten.

Warum Stroll in China besser fährt

"Die erste Runde war nicht so gut und wir mussten einen zweiten Satz Reifen aufziehen, was wir eigentlich vermeiden wollten", beschreibt er seinen ersten Qualifying-Abschnitt. "Aber Q2 war gut genug um in Q3 zu kommen. Und in Q3 hatte ich nur noch einen Reifensatz. Ich habe ein paar kleine Fehler gemacht. Es war nicht die Zeit, die wir dachten erreichen zu können."


Fotos: Williams, Großer Preis von China, Samstag


Trotzdem gab es sogar Anerkennung von ganz oben - Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nahm sich extra die Zeit, Stroll im Fahrerlager für seine Leistung zu beglückwünschen. Seine Leistungssteigerung kam nicht von ungefähr.

"Wir hatten in Australien noch eine andere Einstellung bei der Lenkhilfe, das Lenkrad war sehr schwergängig", erklärt er. "Bei den Tests hatte ich noch das Gefühl, ich käme damit zurecht, aber dann hatte ich das ganze Wochenende Probleme damit. An diesem Wochenende haben wir es viel leichter eingestellt und damit das Problem behoben."

Massa und die Hülkenberg-Hürde

Technikchef Paddy Lowe verrät außerdem, der 18-Jährige habe zu Beginn der Qualifying-Session mehr Motorenleistung abgerufen, um den Sprung in Q3 zu schaffen. Stroll meint aber auch: "Im dritten Training habe ich sofort gemerkt, dass das Auto gut liegt und ich mit der Strecke zurückkomme. Das hat mir viel Selbstvertrauen gegeben. Jedes Mal wenn man ins Auto steigen, und das Unbekannte bekämpfen kann, wird es besser."

Am Ende war er mit einer Zeit von 1:34.220 Minuten aber auch eine halbe Sekunde langsamer als Daniil Kwjat Toro Rosso auf Platz neun.

Auf einen ähnlichen Abstand kam Massa an den Red Bull von Daniel Ricciardo heran. Zuvor hatte er aber noch die Force-India-Hürde zu nehmen. Denn Nico Hülkenberg hatte in Q3 eine starke erste Runde hingesetzt. Massa unterbot sie um gerade einmal sieben Hundertstelsekunden.

"Best of the Rest"?

"Ich denke, das war eine gute Leistung und das Maximum, zu dem wir heute fähig waren", so der Brasilianer. "Es war recht schwierig, die Zeit von Hülkenberg zu knacken. Ich konnte am Ende gerade noch so eine gute Runde hinbekommen. Wir hatten zwei Reifensätze für Q3 aufbewahren könne, das war gut. Ich bin zufrieden mit dem Qualifying."

Ähnlich sieht es auch das Team: "Felipe hat gute Arbeit geleistet und es war gut zu sehen, wo wir auf dieser aussagekräftigeren Strecke von der Pace her liegen", so Lowe. "Und Lance war für mich der Rookie des Tages. Platz zehn zu erreichen war unglaublich von ihm."


360 Grad: Eine China-Runde mit Kwjat

Der Toro-Rosso-Pilot zeigt im Simulator, auf was es in Schanghai ankommt Weitere Formel-1-Videos

Williams will sich beim zweiten Rennen der Formel-1-Saison 2017 als "Best of the Rest" hinter Mercedes, Ferrari und Red Bill etablieren. Dafür konnten sie wieder einen guten Grundstein legen. Im Rennen werden sie es mit den Rivalen von Renault, Force India und Toro Rosso zu tun bekommen.

"Keiner weiß, wie das Wetter wird"

"Heute Morgen konnten wir sogar besser abschneiden als Red Bull, obwohl die vielleicht auch noch nicht ganz da waren", so Massa optimistisch. "Aber trotzdem: Wir sind mitten im Kampf und können hoffentlich ein gutes Rennen haben."

Hinter dem Grand-Prix-Ausgang steht aber nach wie vor das große Fragezeichen der Bedingungen, die bisher nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden können. Es gibt eine große Wahrscheinlichkeit auf Regen am Sonntag.


Fotostrecke: FIA-Fast-Facts Schanghai

"Keiner weiß, wie das Wetter wird. Das könnte verrückt werden", prophezeit Massa. "Wir müssen auf alles vorbereitet sein. Heute Morgen konnte ich einen kleinen Longrun absolvieren. Das hat gereicht, um einiges zu verstehen. Ich denke, wir stehen für das Rennen recht gut da."

Stroll war allerdings dafür verantwortlich, dass Williams mit am wenigstens auf Regen eingestellt ist. Wegen seiner Crashs während der ersten Testwoche konnte das Team nicht am Regenreifentest in Barcelona teilnehmen.

"Ich freue mich auf mein erstes Rennen unter nassen Bedingungen", betont er dennoch. "Aber ich hatte gestern auch erst meinen ersten Versuch einem Formel-1-Auto bei solchen Bedingungen in. Es wird ein langes und schwieriges Rennen - und hoffentlich auch ein gutes!"