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Formel-1-Motoren 2017: Ist der Mercedes-Vorteil weg?

Sergio Perez glaubt, dass Mercedes keinen PS-Vorteil mehr hat, Max Verstappen lacht ihn dafür aus - Ferrari scheint zumindest im Rennen ebenbürtig zu sein

(Motorsport-Total.com) - Sergio Perez glaubt, dass Mercedes 2017 zumindest in puncto Motor keinen entscheidenden Vorsprung mehr hat. Zwischen 2014 und 2016 galt der Antriebsstrang aus Brixworth, der auch im Heck des Force India steckt, als das Maß aller Dinge in der Formel 1. Doch die anderen Hersteller haben aufgeholt.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Mercedes war seit 2014 das Maß aller Dinge im Motorenbereich der Formel 1 Zoom

Der Vorteil sei weg, erklärt Perez vor dem Grand Prix von Russland in Sotschi (Formel 1 2017 live im Ticker): "Ferrari ist definitiv auf dem gleichen Niveau wie Mercedes. Und Renault auch fast. Wir sind nur noch gegenüber Honda im Vorteil." Die Daten sprechen freilich eine andere Sprache: Bei der Topspeed-Messung am Freitag in Sotschi lagen alle sechs Mercedes-Autos in den Top 8.

Max Verstappen glaubt daher schon noch, dass "weiterhin ein großes Defizit" besteht, zumindest was seinen Renault-Antrieb betrifft. Über Perez' Aussage, Renault sei beinahe auf Augenhöhe mit Mercedes, kann er nur lachen: "Dann lass uns doch mal tauschen! Dann würden alle ganz anders reden." Bei Red Bull glaubt man, in Sotschi nur wegen des Motors bis zu sieben Zehntelsekunden pro Runde zu verlieren.

Red Bull: Mercedes-Motor bringt 0,7 Sekunden

"Das ist das Leistungsdefizit auf den Geraden", seufzt Verstappen. "Und mit dem Anpressdruck sind wir auch nicht auf dem gleichen Niveau, also können wir das in den Kurven nicht ausgleichen. Mercedes hat immer noch diesen Qualifying-Modus, mit dem sie kurz aufdrehen können. Den haben sie nicht für das ganze Rennen. Darum sehen wir im Rennen etwas besser aus, aber so viel hat sich sonst nicht verändert."

Zustimmung kommt von Renault-Werksfahrer Jolyon Palmer: "Mercedes hat schon noch einen Vorsprung. Wir sind sicherlich nicht auf dem gleichen Niveau. Unsere Jungs haben über den Winter aber gute Arbeit geleistet und den Rückstand verringert. Ich glaube, dass Ferrari sehr nahe dran ist. Wir haben aufgeholt, aber wir müssen noch mehr aufholen, wenn wir Mercedes einholen wollen."

Bei Renault sieht man das Defizit eher bei drei als bei sieben Zehntelsekunden. Genau beziffern könne man es nicht: "Mercedes beliefert ja mehr Teams, und bei denen ist der Topspeed unterschiedlich. Wie auch zwischen uns und den anderen Renault-Teams. Was du auf den Geraden weniger Topspeed hast, kommt nicht zwangsläufig nur von der Motorleistung", erklärt Palmer. Sondern auch von anderen Set-up-Faktoren wie etwa der Flügeleinstellung oder der generellen aerodynamischen Effizienz eines Autos.

Ferrari bei Topspeed schon fast gleichauf

Während Renault vermutlich noch Aufholbedarf hat, scheint Ferrari zumindest im Renntrimm tatsächlich auf Mercedes-Niveau zu sein. In Sotschi wurde Sebastian Vettel am Freitag mit 324,8 km/h "geblitzt". Da fehlten auf Lewis Hamilton im Werks-Mercedes nur noch 0,8 km/h. Absolut Schnellster war übrigens Lance Stroll im Williams-Mercedes mit 326,3 km/h.

"Schwer zu sagen, wer schneller oder langsamer ist", windet sich Ferrari-Motorenmann Luigi Fraboni um eine Einschätzung. "In den vergangenen Rennen war unser Auto ähnlich schnell. Die Evaluierung der Motorleistung hängt aber immer auch direkt mit dem Auto und der Strecke zusammen." Um dann doch noch auf den Punkt zu kommen: "Unser Verständnis ist, dass wir dabei sind."

Max Verstappen

Red Bull glaubt, dass der Renault-Motor 0,7 Sekunden pro Runde ausmacht Zoom

Mercedes sei allerdings im Qualifying weiterhin besser. "Wo das herkommt, ist schwer zu sagen", meint Fraboni. "Andererseits sind wir mit unserem Tempo im Rennen sehr zufrieden. Im Moment wollen wir da keinen Rückschritt machen, daher machen wir so weiter wie bisher." Auch wenn das bedeutet, im Qualifying gegebenenfalls im Nachteil zu bleiben.

Fraboni: Harte Arbeit wurde belohnt

"Wir mussten hart arbeiten, um den Rückstand zu eliminieren", sagt der Italiener. "Wir haben an allem gearbeitet: Energierückgewinnung, Leistung, Zuverlässigkeit und Gewicht. All diese Themen standen auf unserer Liste, und wir haben wirklich viel erreicht. Ich bin sehr zufrieden damit, wo wir momentan stehen. Aber natürlich müssen wir den Motor trotzdem weiterentwickeln."

Was 2017 gar nicht so einfach wird, denn Ferrari hat am Freitag in Sotschi schon den dritten Turbolader der Saison verbaut. Erlaubt sind vier. Das heißt: Ein Update kann nur noch beim vierten Turbo kommen - oder es muss eine Grid-Strafe in Kauf genommen werden. Nur bei der MGU-K sowie bei Vettels Verbrennungsmotor ist Ferrari bisher noch mit Stand Melbourne unterwegs.


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Die Theorie, dass die Motoren 2017 unter dem neuen Reglement gar nicht mehr so wichtig seien, ist jedenfalls Humbug. Zumindest in den Augen von Perez: "Eher im Gegenteil. Bei diesen Autos ist der Motor noch wichtiger als in der Vergangenheit. Früher sind wir viel weniger Vollgas gefahren", begründet er und hält noch einmal fest: "Ferrari und Renault haben einen Riesensprung gemacht."