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Fahrer gespalten: Nach Halo auch "Shield" umstritten

Nach dem Scheitern von Halo will die FIA ab 2018 den Cockpitschutz "Shield" einsetzen, doch ausgerechnet bei den Fahrern hält sich die Begeisterung in Grenzen

(Motorsport-Total.com) - Der Cockpitschutz Halo war bei Teams und Fahrern aus ästhetischen Gründen so unbeliebt, dass er sich nicht durchsetzen konnte. Jetzt versucht es die FIA mit dem sogenannten "Shield", einer transparenten PVC-Schutzscheibe, die auf Höhe der Vorderradaufhängung beginnt und bis zum vorderen Cockpitrand nach hinten gezogen ist. Sie soll Objekte, die maximal ein Kilogramm schwer sind bei Tempo 225 km/h vom Cockpit abwehren können.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Max Verstappen ist der Wortführer gegen den neuen Cockpitschutz "Shield" Zoom

Das Ziel ist es, das neue System, das den Fahrern bislang nur als Entwurf präsentiert wurde, bereits in der kommenden Saison einzusetzen. Doch erneut ist das Fahrerlager gespalten. Am klarsten bezog Red-Bull-Youngster Max Verstappen gegen den "Shield" Stellung. "Bei der Formel 1 handelt es sich um Rennsport mit offenen Cockpits", fackelt er nicht lange herum. "Und das Risiko gehört in jeder Sportart dazu. In der Vergangenheit gab es ein paar sehr unglückliche Unfälle, aber das kann man nicht kontrollieren. Der 'Shield' würde keinen Unterschied machen."

Was er damit meint? "Wenn ein Reifen auf dem Auto landet, dann schützt er dich nicht", argumentiert der Niederländer. Außerdem findet er das System optisch nicht ansprechender als den ungeliebten Halo. "Ich finde, dass beides nicht gut aussieht", antwortet er auf auf die Frage, welche Variante er optisch bevorzuge. "Lassen wir es doch, wie es ist. Wenn ich mir diesen Entwurf ansehe, dann würde ich es nicht genießen, so zu fahren."

Ist die Sicht bei "Shield" ein Problem?

Verstappen ist aber nicht der einzige Gegner. Auch Haas-Pilot Romain Grosjean outet sich als Purist und verzichtet dafür gerne auf ein bisschen Sicherheit. Auf die Frage, ob Halo oder "Shield", sagt er: "Ich würde keines der beiden Systeme auswählen. Ich war kein großer Halo-Fan, und ich bin auch kein Fan des 'Shield'." Obwohl die Sicherheit Priorität sei, fürchtet er um die Identität der Formel 1: "Ich will nicht, dass die Formel 1, wie ich sie immer schon kenne, Geschichte ist. Der nächste Schritt wäre dann eine geschlossene Kuppel."

Auch Toro-Rosso-Pilot Daniil Kwjat findet den aktuellen Schutz ausreichend und fürchtet um die Optik der Boliden. Andere Piloten wie Nico Hülkenberg zeigen sich durch die Debatte bereits genervt. Der 'Shield' überzeuge ihn nicht und lieber wolle er über etwas anders sprechen. Auch Kevin Magnussen reiht sich in die Riege der Zweifler ein: "Vor allem, wenn es nass ist, wird es mit der Scheibe schwierig. Man sieht ja schon ohne Scheibe nicht viel. Das wird gefährlich!"

Daniel Ricciardo mit Aeroscreen (Windschutzscheibe)

Das "Shield"-System ähnelt der von Red Bull getesteten Frontscheibe Zoom

Force-India-Pilot Esteban Ocon, der optisch die bereits gescheiterte Schutzscheibe von Red Bull bevorzugt, glaubt hingegen, dass es dafür eine Lösung gäbe. "Wenn man die Scheibe beheizt, wie das bei Pkws der Fall ist, dann wäre das in Ordnung. Das wird in Kampfflugzeugen eingesetzt, also warum sollte es bei uns nicht auch funktionieren?"

Mercedes-Piloten und Ricciardo als Befürworter

Während Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen der Angelegenheit gleichgültig gegenüber steht, outen sich die Mercedes-Piloten als Befürworter. "Halo sah nicht großartig aus", äußert Lewis Hamilton einmal mehr seine Abneigung gegenüber Halo. "Aber ich finde 'Shield' ziemlich cool, zumindest besser als die anderen bisherigen Optionen." Zunächst müsse aber testen, was das System bringt.

Lewis Hamilton

Halo-Gegner Lewis Hamilton könnte sich mit "Shield" anfreunden Zoom

Auch Teamkollege Valtteri Bottas zeigt sich von der Optik angetan. "Mir persönlich gefällt die Optik, es ist also ein guter Schritt." Der Finne zeigt sich interessiert, den "Shield" auszuprobieren. Und auch Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo findet es "gut, dass sie sich nach wie vor um diesen Kopfschutz kümmern". Und dass Felipe Massa ein Befürworter der Bemühungen ist, darf am wenigsten verwundern: Der brasilianische Williams-Pilot war 2009 in Ungarn einer der Auslöser der Debatte, als ihm eine Feder auf den Helm prallte.

Selbst Halo hat seine Fürsprecher

"Die Sicherheit ist das Wichtigste", bezieht der Routinier klar Stellung. Und dafür kämpfen wir." Er würde das abgeblitzte Halo-System - übrigens wie Sauber-Pilot Marcus Ericsson - aber sogar als die bessere Lösung ansehen. "Ich finde, dass der 'Shield' besser aussieht, daher werden es die Fans bevorzugen, aber es ist schlechter für die Sicherheit. Und wenn ein Unfall passiert, und wir verlieren einen Freund, weil es nicht sicher genug war, dann ist das nicht schön." Der "Shield" könne aber noch weiterentwickelt werden. Außerdem sei er besser als gar keine Lösung.

Doch was müsste noch passieren, damit das neue System tatsächlich eingesetzt werden kann? Zuerst werden Computersimulationen durchgeführt, dann muss der "Shield" einen Test bestehen, bei dem die Scheibe mit einer Kugel beschossen wird. In der zweiten Phase kommt der Fahrer ins Spiel: Zuerst muss bewiesen werden, dass der Pilot bei einem Unfall schnell genug aus dem Cockpit kommt, abschließend wird auf der Rennstrecke in Trainings getestet, ob die Sicht und das Wohlbefinden der Fahrer beeinträchtigt wird.

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