Carlos Sainz: Der Vorsprung der Topteams ist "ein Witz"

Der Vorsprung der drei Topteams auf das Mittelfeld wächst und wächst - Carlos Sainz spricht über diese Situation: "Erster Verfolger zu sein ist wie ein Sieg"

(Motorsport-Total.com) - Große Regeländerungen bevorzugen traditionell gesehen die großen Formel-1-Teams, weil sie über mehr Geld und Ressourcen verfügen. Dementsprechend ist es keine Überraschung, dass mit Mercedes, Ferrari und Red Bull die finanzstärksten Teams das Geschehen dominieren. Der Abstand zum Mittelfeld ist dennoch groß. "Für mich ist das eine andere Kategorie. Ich schaue gar nicht auf sie", winkt Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz ab. "Es ist ein kompletter Witz." In China war der Spanier der erste Verfolger der Top 6, doch die Zahlen zeigen ein ernüchterndes Bild.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz

Toro Rosso hält nach zwei Rennen den vierten Platz bei den Konstrukteuren Zoom

Sainz beendete das Rennen in Schanghai auf dem siebten Platz. Sein Rückstand auf Sieger Lewis Hamilton (Mercedes) betrug 1:13 Minuten. Damit war Sainz der letzte Fahrer in der Führungsrunde, alle anderen acht Fahrer wurden überrundet. Ein ähnliches Bild zeigte bereits der Saisonauftakt in Australien. Dort entging Williams-Pilot Felipe Massa als Sechster knapp einer Überrundung durch Sebastian Vettel (Ferrari). Ab Platz sieben lagen alle Fahrer mindestens eine Runde zurück.

"Das ist natürlich schmerzhaft", verdeutlicht Sainz die Lage der kleineren Rennställe. "Wenn ich in einem der drei Topteams sitzen würde, würde es mir wohl nichts ausmachen, wenn man 2,5 Sekunden Vorsprung pro Runde auf Platz sieben hat. Ich denke, das macht nicht einmal Lewis Spaß. In diesem Jahr kann er kämpfen und findet es deshalb spannender. Deswegen kann man sich gut vorstellen, wie glücklich ich war, als ich sie einholen konnte", blickt der Spanier auf sein starkes Rennen in Schanghai zurück. "Ich wusste, dass ich wegen der geänderten Bedingungen um eine Sekunde schneller geworden bin. Das stimmte mich sehr glücklich",

Sainz sicher: Rückstand wird noch größer werden

Der jetzt schon große Abstand zwischen den drei Topteams und dem Mittelfeld wird im Laufe der Saison noch größer werden, wenn das Entwicklungsprogramm greift und sich der Unterschied zwischen "arm" und "reich" noch deutlicher auswirkt. "Die Lücke kann nur wachsen", malt Sainz ein düsteres, aber realistisches Zukunftsbild. "Man braucht mehr Geld. Renault könnte mit mehr Budget den Unterschied machen. Ich vertraue Toro Rosso, dass wir gute Updates bringen und im Kampf dabei bleiben werden."

Auch wenn Toro Rosso, Williams, Force India, HaasF1 und Renault derzeit nicht aus eigener Kraft gewinnen können, so birgt der Kampf um Platz sieben doch eine gewisse Würze. "Ich muss sagen, dass es mir in diesem Jahr viel Spaß macht. Für mich ist es ein Sieg, wenn ich der beste Fahrer hinter Mercedes, Ferrari und Red Bull bin", sagt Sainz zur Situation. "Im Mittelfeld gibt es viel Talent. Es ist zwar im Vergleich zu den Top 6 eine andere Formel 1, aber ich finde es spannend und motivierend, zu pushen."


Fotostrecke: F1 Backstage: Schanghai

Platz sieben: Duell Williams gegen Toro Rosso

Melbourne und Schanghai haben gezeigt, dass das Duell um Platz sieben Williams gegen Toro Rosso lautet. "Im Laufe der Saison wird sich das immer verändern. Momentan glaube ich, dass Williams im Qualifying und im Rennen das beste Auto im Mittelfeld hat", schätzt Sainz. "Dann kommt der Rest. In einer Qualifying-Runde können zwei Zehntel viel ausmachen. Es sieht danach aus, dass Force India hier ein Update bringt. Wir werden eines in Barcelona haben und dann kommt das Update von Renault."

Trotzdem glaubt Sainz nicht, dass Williams einen großen Vorsprung vor Toro Rosso hat: "Im Qualifying sind es drei Zehntel, im Rennen ist es weniger, weil Mercedes im Quali mehr Leistung freigeben kann, was niemand versteht. Man kann das bei Lewis sehen, wie sie in Q3 aufdrehen können. Das ist bei Williams auch der Fall. Aber im Rennen können wir mit ihnen spielen, auch wenn sie ein klein wenig schneller sind." In der Konstrukteurswertung ist Toro Rosso nach zwei Rennen vor Force India und Williams Vierter.

Daniil Kwjat, Sergio Perez, Felipe Massa

Im Mittelfeld geht es turbulent und abwechslungsreich zu Zoom

Das zeigt, dass Teamchef Franz Tost richtig lag und neben Sainz weiterhin an Daniil Kwjat festhält. "In meinem Team geht es zwischen den Fahrern sehr eng zu", so Sainz über das Stallduell mit dem Russen. "Deswegen ist Toro Rosso sehr zufrieden, weil beide Fahrer an jedem Rennwochenende innerhalb einer Zehntelsekunde sind. Wir sind in Bezug auf die Pace auch das konstanteste Team. Wir müssen das zu unserem Vorteil nutzen und sind jetzt WM-Vierter, obwohl wir nicht das viertschnellste Auto haben. Deswegen war es ein sehr guter Saisonstart für Toro Rosso."

Auffällig ist im Mittelfeld vor allem die Startaufstellung, die deutlich durchmischter ist als noch im Vorjahr, wo oft die Teamkollegen nebeneinander standen. Das liegt an der Qualität der Fahrer, glaubt Sainz: "Manche Teamkollegen machen den Unterschied, es gibt viele enge Duelle. Glaubt mir, es gibt da hinten viel mehr Überholmanöver als im Fernsehen gezeigt werden. Es ist genau so, wie die Formel 1 sein soll: Harte Duelle, enge Abstände bei den Rundenzeiten und die Fahrer machen im Qualifying und im Rennen den Unterschied."

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