Konservative Silberpfeile und Höhenluft: Red Bull im Vorteil?

Red Bull rechnet sich mit den Gegebenheiten in Mexiko im Kampf um den Sieg einiges aus: Sorgt die Höhenluft für Schwierigkeiten bei Mercedes?

(Motorsport-Total.com) - Während die Formel-1-Welt diskutiert, ob Lewis Hamilton mit einem Sieg in Mexiko den Rückstand in der WM verkürzen kann oder ob möglicherweise Nico Rosberg mit einem Erfolg den Sack schon zumachen kann, wird Red Bull in vielen Betrachtungen außer Acht gelassen, dabei ist der Rennstall seit einiger Zeit der einzige ernsthafte Konkurrent der Silberpfeile und kann Mercedes in Mexiko durchaus gefährlich werden.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo hat keine Lust auf eine silberne Feier in Mexiko Zoom

"Wir können eine gute Rolle spielen", gibt sich Daniel Ricciardo vor dem Wochenende selbstbewusst und zieht Zuversicht aus dem Vorjahr, wo man mit einem schlechten Auto Vierter und Fünfter wurden - na gut, dafür mussten auch beide Ferraris ausfallen. Doch 2016 sind die Karten neu gemischt und schon in Austin hat sich gezeigt, dass die Bullen Rosberg durchaus in die Suppe spucken könnten bei seinem Plan, überall mindestens Zweiter (und einmal Dritter) werden zu müssen, um den Titel sicher zu haben.

"Red Bull ist überall nah dran. Sie werden hier auch nah dran sein. Wir müssen sie im Auge behalten", ist der Deutsche gewarnt. "Aber wir haben das bessere Auto. Ich bin zuversichtlich, dass es genug sein wird, um nach dem Sieg zu greifen." Bei Red Bull will man dennoch alles herausholen, um den Silberpfeilen das Leben in den letzten drei Rennen so schwer wie möglich zu machen.

WM-Kampf ist Ricciardo egal

Dass man dabei in den WM-Kampf zwischen Rosberg und Teamkollege Hamilton eingreift, ist den Bullen egal: "Ob ein gutes Ergebnis von mir die Balance in der Meisterschaft ändert, ist am Ende nicht mein Business", winkt Ricciardo ab. "Ich versuche im Auto einfach, alles zu geben. Ich werde versuchen, so viele Punkte wie möglich zu bekommen." Und womöglich ist der WM-Kampf auch einer der Vorteile von Red Bull.

Denn während Ricciardo und Max Verstappen frei auffahren können, ist Rosberg vielleicht etwas konservativer unterwegs, wodurch sich die Möglichkeit ergeben könnte, im Zweifel vorbeizukommen. Konservativ ist auch ein anderes Stichwort: Auch die speziellen Gegebenheiten von Mexiko könnten Red Bull zum Vorteil werden. Mexiko-Stadt ist mit 2.285 Metern die höchstgelegene Strecke im Formel-1-Kalender.

Auf dieser Höhe sind nur 78 Prozent des Sauerstofflevels auf dem Meeresspiegel vorhanden, wodurch die Power-Units weniger Leistung entfalten können, beziehungsweise stärker arbeiten müssen, um auf die Power zu kommen. Gleichzeitig ist weniger Sauerstoff auch Gift für die Temperaturen in Motor und Bremse, und weil Mercedes in diesem Bereich häufiger am Limit war, könnte es für Red Bull Spielraum geben.

Zuverlässigkeitssorgen bei Silber?

"Vielleicht hat Mercedes ein paar Bedenken, nachdem sie zuletzt ein wenig konservativer waren. Wenn sie konservativ sein müssen, dann sind das für uns gute Neuigkeiten", sagt Ricciardo, und auch Verstappen stimmt zu: "Im vergangenen Jahr hatten viele Teams Probleme. Sie werden alle besser vorbereitet sein, dennoch werden alle am Limit sein", ist der Niederländer überzeugt. Welcher Motor aber mehr Probleme mit der Höhenluft haben wird, da tappen beide im Dunkeln.

Auch im Auto lässt sich die Luftveränderung spüren. Zwar fährt man in Mexiko mit viel mehr Abtrieb, dennoch fühlt es sich fast wie in Monza an, wo die Heckflügel richtig flach sind, meint Ricciardo. Kommt dann wie im Vorjahr eine rutschige Piste hinzu, dann ist es wie Fahren auf rohen Eiern. "Ich weiß schon jetzt, dass ich morgen kein Auto mit tollem Handling erwarten kann", lacht Ricciardo, ist aber gespannt, ob der Grip mittlerweile zugenommen hat.


Fotostrecke: Formel-1-Strecken 2016: Mexiko-Stadt

"Im Vorjahr war es schon ziemlich frustrierend, weil es ziemlich schwierig war, die Balance zu finden. Wir mussten mit einem ziemlich schlecht balancierten Auto leben, aber in diesem Jahr können wir ein wenig mehr rausholen", ist er überzeugt, dass der Asphalt nun eingefahren ist. Auch das macht Mut: "Wenn es mehr Grip gibt, dann sollten wir unser gewünschtes Abtriebsniveau fahren und die Stärken von Red Bull zeigen können."