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  • 03.08.2016 19:41

  • von Dieter Rencken & Daniel Halder

McLaren erhöht Druck auf Honda: Lücke auch für 2017 zu groß

Wegen des schwachen Antriebs machen sich Fernando Alonso und Jenson Button Sorgen für das kommende Jahr - Honda muss sich bereits in Spa und Monza steigern

(Motorsport-Total.com) - "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen" lautet noch immer das Motto bei McLaren-Honda nach zwölf Rennen der Formel-1-Saison 2016. Zwar werden Fahrer und Teamführung nicht müde, auf die stetigen Fortschritte des Projekts hinzuweisen - in den Ergebnislisten schlagen diese aber noch nicht regelmäßig durch. Bei vier Rennen im Juli konnte sich Fernando Alonso nur in Ungarn als Siebter sechs Zähler sichern. Jenson Button sammelte mit den Plätzen sechs in Österreich und acht in Deutschland immerhin zwölf Punkte.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Eric Boullier

Fernando Alonso und Eric Boullier mahnen Honda zu Fortschritten Zoom

Von den eigenen Ansprüchen ist man damit aber noch meilenweit entfernt - nicht mal den Titel "Best of the Rest" nach den großen Dreien Mercedes, Ferrari und Red Bull darf sich die erfolgsverwöhnte Truppe damit anheften. Williams, Force India und Toro Rosso haben die Nase weiterhin vorn. Zuwenig für zwei Ex-Weltmeister wie Alonso und Button, die im Herbst ihrer Karriere lieber heute als morgen wieder um Siege kämpfen möchten. Bei McLaren schätzt man die Situation deshalb realistisch ein und weiß, dass man noch in dieser Saison einen weiteren großen Schritt machen muss.

Als große Schwäche des Gesamtpakets gilt nach wie vor die Honda-Antriebseinheit, die zwar besser als im hoffnungslos verwachsten Vorjahr ist, aber noch immer zu wenig Leistung liefert. Alonso scheut sich deshalb nicht, das Problem beim Namen zu nennen: "Unsere Power Unit hat einige PS weniger als die Konkurrenz. Da sind Fortschritte am wichtigsten, um den großen Abstand zu verringern." Die Ergebnisse bestätigen den Spanier: Nur auf der Low-Speed-Strecke in Ungarn, wo es wenig auf die Motorenleistung ankommt, gelang im Juli beiden Piloten der Sprung ins Q3.

Alonso: "Einen solchen Abstand kann man im Winter nicht aufholen"

Alonso macht deshalb weiter Druck auf Partner Honda und fordert: "Wir brauchen weitere Updates, um die Lücke in Sachen Antrieb zu schließen." Mit mehr als nur einem Auge schielt der Doppelweltmeister auf die Saison 2017 und weiß: "Wenn der Abstand am Ende dieser Saison immer noch so groß wie jetzt ist, dann wird es schwer, ihn im Winter ganz aufzuholen."

Der Ball liegt nun bei Honda - die Japaner dürften alles andere als eine geruhsame Sommerpause erleben. Da die Motorenhersteller bereits durch die Token-Vorgaben zur Entwicklung der Power Units reguliert sind, gilt für sie die vom Reglement verordnete Zwangspause im August nicht. Während in Woking in den kommenden beiden Wochen alles rund um die Chassis-Entwicklung ruht, stehen Honda-Rennchef Yusuke Hasegawa und seinen Mitarbeitern stressige Tage bevor.

Bereits zum nächsten Rennen, dem Großen Preis von Belgien in Spa, soll ein größeres Antriebs-Update kommen, das den Rückstand weiter verringern soll. Mit Blick auf die kommenden Hochgeschwindigkeitsstrecken in Spa und in Monza ist dieses auch bitter nötig. Während die meisten Teams fast nur noch 2017 im Blick haben, fährt man bei McLaren-Honda also weiter zweigleisig: Obwohl für Alonso und Button in dieser Saison wohl nicht mehr viel zu gewinnen ist, treibt man die Entwicklung weiter voran, um eine akzeptable Ausgangsbasis für das so wichtige kommende Jahr zu haben.


Fotos: McLaren, Großer Preis von Deutschland


"Diese Saison dauert noch ein paar Monate. Jedes Update, das wir nun noch bringen, ist auch für 2017 relevant", bringt es Teamchef Eric Boullier auf den Punkt. Button vergisst nicht, seine Mannschaft für die harte Arbeit zu loben: "Es geht zwar nicht annähernd so schnell, wie man hofft, aber das Team macht einen fantastischen Job und bringt bei jedem Rennen etwas Neues. Ich wette, dass es kein anderes Team gibt." Solange sich die Updates aber nicht in passable Ergebnisse ummünzen lassen, wird in Woking und Sakura keine Ruhe einkehren. Bereits die kommenden Rennen in Belgien und Italien werden also eine weitere Nagelprobe für das Team darstellen.