• 18.08.2016 13:51

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Free-TV vs. Pay-TV: Was bringt der Formel 1 mehr?

Die mediale Verbreitung der Formel 1 in der Diskussion: Mehr Reichweite im freien TV oder höhere Einnahmen durch den Verkauf der Senderechte an Pay-TV-Sender?

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 verliert derzeit in vielen Regionen an Publikum. Vor allem an einigen europäischen Traditonsstandorten blieben zuletzt viele Tribünenplätze leer, die Einschaltquoten im Fernsehen lassen konstant nach. Die TV-Zahlen dürfen jedoch nicht als direkter Hinweis auf ein schwindendes Interesse an der Königsklasse gewertet werden. Rückläufige Werte haben auch andere Ursachen. Zum Beispiel den Verkauf der Senderechte exklusiv an Pay-TV-Sender, deren Reichweite schlichtweg geringer ist.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Das britische Pay-TV fährt große Geschütze auf: Johnny Herbert, Damon Hill Zoom

Seit beispielsweise die Formel 1 in Frankreich vor drei Jahren vom öffentlich-rechtlichen 'TV1' zum Bezahlsender 'Canal+' gewechselt ist, hat sich die Zuschauerzahl von ehemals acht Millionen pro Grand Prix auf nur noch 700.000 reduziert. In Deutschland sind die Rennen bei 'RTL' (frei emfpangbar) und 'Sky' (Pay-TV) gleichzeitig live zu sehen, in Großbritannien wechseln sich 'BBC' (öffentlich-rechtlich) und 'Sky Sports' (Bezahlfernsehen) bei den Übertragungen ab.

Die Pay-TV-Stationen zahlen für die Senderechte erheblich mehr Geld als die frei empfangbaren Sender. Ein Beispiel: 'Sky Sports' hat kürzlich für eine Verlängerung des Vertrages mit Bernie Ecclestones Formula One Management (FOM) für die Jahre 2019 bis 2024 eine Milliarde Pfund (umgerechnet rund 1,16 Milliarden Euro) auf den Tisch gelegt. Solche Summen siegen über den Wunsch nach maximaler Verbreitung der Formel 1 im TV.

"Es hat mit Geld nichts zu tun, sondern es hängt nur damit zusammen, dass wir uns weiterentwickeln müssen", argumentiert Ecclestone, der davon ausgeht, dass 'Sky Sports' in Zukunft "25 Millionen Menschen mit ihrer Art von Übertragung" erreichen könnte. Bisher sieht die Realtität ganz anders aus, wie am Beispiel Frankreich abzulesen ist. "Man muss da einen Mittelweg finden. Man kann nicht exklusiv im Pay-TV sein, die zwar mehr zahlen, aber weniger Reichweite haben. Da hilft das alles nichts", meint Niki Lauda bei 'ServusTV'.

"Keiner ist damit glücklich", so der Österreicher, dem als Formel-1-Aufsichtsrat von Mercedes an einer maximalen TV-Reichweite gelegen ist. "Wenn er den Mittelweg nicht findet zwischen genügend Zuschauer haben und Geld einnehmen - und manchmal scheint das der Fall zu sein, dass er nur Geld einnehmen will -, dann ist er auf dem falschen Weg", meint Lauda, der allerdings anmerkt, dass in der Formel 1 alle Teams stets auch an zusätzlichen Vermarktungserlösen partizipieren.

Neue Wege der Vermarktung: Die Masse macht es doch

"Auf der einen Seite ist Pay-TV natürlich gut. Vor allem für die echten Fans, denn die Übertragungen sind umfangreicher und meist besser. Wenn man allerdings beispielsweise an die Rennveranstalter denkt, dann ist es schlecht, denn die Verbreitung ist erheblich geringer", findet FIA-Präsident Jean Todt. "Die FIA hat diesbezüglich keine Handhabe, aber meine Meinung ist, dass die Formel 1 möglichst vielen Menschen zugänglich sein sollte."

"Wir befinden uns in einem sehr schwierigen Umfeld. Die Art, wie Sport und Unterhaltung konsumiert wird, verändert sich derzeit erheblich. Da findet gerade so etwas wie eine Revolution statt", meint Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Die gute, alte gedruckte Zeitung leidet darunter genauso wie Free-TV und Pay-TV. In den neuen Medien gehen die Zahlen gleichzeitig durch die Decke, aber wir können daraus keinen Ertrag abschöpfen."

"Es ist eine Tatsache, dass die Verbreitung durch den Wechsel vom freien Fernsehen in die Pay-TV-Kanäle geringer geworden ist. Dadurch haben wir Zuschauer verloren. Da muss man immer die Zuschauerzahl den Einkünften gegenüberstellen und dann rationale Entscheidungen treffen", hat Wolff Verständnis für die Herangehensweise von Formel-1-Vermarkter Ecclestone. Für Formel-1-Vorstand Martin Sorrell geht die Reise in Zukunft sogar noch weiter.


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"Ich halte es für fraglich, ob das bisherige Konzept mit einer Jahresgebühr für die Senderechte die richtige Antwort auf lange Sicht ist", so der Chef des britischen Werbe- und Medienkonzerns WPP auf 'Formula1.com'. "Das könnte bald veraltet sein. Man muss über andere Modelle nachdenken, die der Marke helfen können. Umsätze können auf verschiedenste Arten generiert werden. Man nehme nur mal das kostenlose Stones-Konzert in Kuba vor 1,5 Millionen Menschen. Stellt euch vor, was man dort für Geld umsetzen kann..."