Regeln 2017: Verschiebungen nicht so dramatisch wie 2009

Pat Symonds hat seine Meinung geändert: Zwar seien stabile Regeln besser für das Racing, aber er hat sich mit den 2017er-Autos inzwischen angefreundet

(Motorsport-Total.com) - Breitere Reifen, spektakulärere und schnellere Autos, mehr Herausforderung für die Fahrer: Die neuen Formel-1-Regeln für 2017 sind in den Augen vieler Fans genau das, was die Königsklasse gebraucht hat, um wieder als echter Rennsport akzeptiert zu werden. Doch Williams-Technikchef Pat Symonds, seit mittlerweile mehr als 30 Jahren in der Königsklasse, gehörte zunächst zu den Skeptikern, was das künftige Reglement angeht.

Titel-Bild zur News: Pat Symonds

Pat Symonds war zu Beginn kein Freund der neuen Regeln für die Saison 2017 Zoom

"Ich mag stabile Regeln, weil sie das Racing besser machen", hatte er erst Anfang Juni gesagt und lapidar angefügt: "Wenn dann jemand um die Ecke kommt und meint, es sei wirklich wichtig, dass die Autos um fünf Sekunden schneller sind, dann muss man die Regeln eben ändern." Aber inzwischen scheint der 63-Jährige seine Meinung geändert zu haben, wie er im Interview mit 'Motorsport-Total.com' verrät.

"Ich halte das neue Auto für attraktiv", erklärt Symonds nun. "Als wir zu reden begonnen haben, war ich besorgt, dass die Regeln zu sehr retro ausfallen könnten. Das wäre schade gewesen, aber das ist nicht der Fall. Natürlich werden die Leute denken, dass der Heckflügel wie vor 20 Jahren aussieht, aber das ist nicht der zentrale Punkt." Und er unterstreicht: "Es ist alles in allem ein sehr gut aussehendes Rennauto."

Neue Regeln bieten neue Chancen

Er sei keineswegs ein deklarierter Gegner des Reglements 2017, "sondern ich begrüße Veränderungen. Das eröffnet Chancen, die Hackordnung zu verändern. Ich glaube aber nicht, dass sich so viel tun wird wie bei vergangenen Regeländerungen." Die letzten größeren Einschnitte gab es 2009, als die Aerodynamik entscheidend verändert wurde (Comeback der Slicks, breitere Front-, schmalere Heckflügel), und 2014 mit dem neuen Motorenformat.

Der große Unterschied zur Regelreform von 2009: "Damals konnte man zwei oder drei Windkanäle parallel nutzen", erklärt Symonds, warum die großen Teams in der Vergangenheit im Vorteil waren. "Toyota hat das getan und extra für dieses Auto einen zweiten Windkanal gebaut. Und der durfte dann auch noch 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche laufen. Das war natürlich ein Riesenvorteil für die großen Teams. Das war 2014 schon nicht mehr ganz so."


Sauber erklärt den Windkanal

Als leitender Aerodynamiker bei Sauber hat Willem Toet den Durchblick und lässt uns detailgetreu an den Geheimnissen des Windkanals teilhaben Weitere Formel-1-Videos

Windkanal: Optimal zur Kosteneinsparung

Die Einschränkung der Nutzung ist laut Symonds "die effizienteste Regel zur Kosteneinsparung, die wir je hatten", denn: "Wenn du den Windkanal 24/7 nutzen darfst, baust du für jedes Rennen einen neuen Flügel." Ein komplettes Windkanalverbot hält er für möglich, aber: "Wahrscheinlicher ist, dass wir einen Punkt erreichen, an dem die Windkanäle an Bedeutung verlieren, weil sie ohnehin kaum genutzt werden." Davon sei die Formel 1 jedoch noch "relativ weit" entfernt.

Das Williams-Team ist Mitte Juli schon "ziemlich auf das 2017er-Auto konzentriert", erklärt Symonds weiter: "Das ist sicher bei allen Teams so. Zu Beginn der Entwicklung gibt es so viel zu gewinnen, dass man es sich nicht leisten kann, zu lange zu warten. Aber nicht die ganze Entwicklungsarbeit ist aerodynamischer Natur. Der Windkanal ist ziemlich auf 2017 ausgerichtet, aber es gibt auch Bereiche, in denen sich Entwicklungen von 2016 auf 2017 übertragen lassen."


Fotostrecke: Formel-1-Strecken 2016: Budapest