Carlos Sainz enttäuscht: Genau wie Papa gegen Didier Auriol...

Papas Vorbild macht dem Toro-Rosso-Junior Mut: Wie Carlos Sainz sen. Weltmeister wurde, obwohl Didier Auriol auf dem besseren Weg zu sein schien

(Motorsport-Total.com) - Viele hatten Mitleid mit Daniil Kwjat, als er während der FIA-Pressekonferenz am Donnerstag in Barcelona offensichtlich mehrmals den Tränen nahe war. Aber so schlimm es für den Russen auch gewesen sein mag, ausgerechnet beim Schauen von "Game of Thrones" auf der Couch in seinem Moskauer Appartement von der Degradierung zu Toro Rosso zu erfahren, so schlimm müssen die aktuellen Entwicklungen auch für einen anderen Red-Bull-Junior sein.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz, Daniil Kwjat

Carlos Sainz und Daniil Kwjat waren schon 2013 in der GP3 Teamkollegen Zoom

"Wer mir wirklich leid tut, ist nicht Kwjat, sondern Sainz", sagt Formel-1-Experte Martin Brundle. "Denn der hat seinen Job genauso gut gemacht wie Verstappen - sensationell gut, wie ich finde. Er wurde links liegen gelassen, obwohl er tadellose Arbeit abgeliefert hat." Und es ist eine "Neverending Story": Schon für 2014 wurde ihm Kwjat beim Thema Formel-1-Aufstieg zu Toro Rosso vorgezogen, und jetzt hat er gegenüber Max Verstappen wieder das Nachsehen.

Aber Sainz trägt's mit Fassung: "Ich akzeptiere es", sagt er. "Mein Ziel ist natürlich, irgendwann in einem Topteam zu fahren. Ich habe das Gefühl, von Red Bull weiterhin voll unterstützt zu werden. Helmut Marko hat mir gesagt: 'Kämpf weiter, mach so weiter!' Hoffentlich kommen bald die Ergebnisse. Das ist mein Hauptziel, dass ich den Speed zeigen kann, den ich habe. Der Speed ist ja gut. Es muss nur mal zusammenpassen."

Zahlen sprechen dann doch für Verstappen

2015 gewann Sainz das Qualifying-Stallduell gegen Verstappen mit 10:8 - ein Beweis für seinen hohen Grundspeed. Nach Punkten zog er allerdings mit 18:49 klar den Kürzeren. 2016 sah es bisher schlechter aus: 1:3 Qualifyings, 4:13 Punkte. Dass sich Red Bull für Verstappen entschieden hat, ist angesichts dieser Zahlen nur logisch. Daher sieht Sainz ein: "Ich sehe da keine Verschwörung. So ist das halt im Leben."

Carlos Sainz

Carlos Sainz sen. fuhr 1988 noch bei Ford, wurde 1990 auf Toyota Weltmeister Zoom

Und er macht sich Mut, indem er eine Geschichte aus der Karriere seines Vaters Carlos sen. erzählt. Der war in der Rallye-WM (WRC) 1988 Teamkollege von Didier Auriol bei Ford. Auriol erhielt für 1989 einen Vertrag bei Lancia, "was damals so etwas wie Ferrari heute war", erklärt Sainz jun. und erzählt: "Papa hat sich nicht unterkriegen lassen, hat weiter gepusht - und zwei Rennen später hat ihm Toyota einen Vertrag angeboten."

Der Rest ist Motorsport-Geschichte: Auriol wurde auf Lancia einmal WM-Zweiter und zweimal WM-Dritter, während Sainz im vermeintlich schlechteren Toyota 1990 und 1992 WRC-Champion wurde. "Darum werde auch ich nie aufgeben", lächelt Sainz jun. "Kwjat hat 2014 auch den Vorzug bekommen, aber jetzt sitzen wir wieder gemeinsam bei Toro Rosso. Für mich ändert sich nichts. Wenn du kämpfst und Talent hast, kannst du alles erreichen."

Schlaflose Nächte: Warum er und nicht ich?

Am Mittwochabend nach Sotschi wurde Sainz von Helmut Marko telefonisch darüber informiert, dass Kwjat zu Toro Rosso zurück muss und Verstappen die Chance bei Red Bull bekommt. Für den Spanier im ersten Moment schwer zu verkraften, weil er sich natürlich die Frage stellt: Warum Verstappen und nicht ich? "Wenn ich abends ins Bett gehe, denke ich darüber nach, was ich besser machen hätte können. Ich muss die Antworten für mich selbst herausfinden", sagt er.

Und er hat auch Marko persönlich mit dieser Frage konfrontiert: "Er hat es mir erklärt", zitiert Sainz aus dem Telefonat. "'Schau, wir haben weiterhin Vertrauen in dich. Jetzt bekommt einmal Max diese Chance, aber wenn du so weitermachst und kämpfst und uns deinen Speed zeigst, wenn die Ergebnisse kommen, dann kann auch deine Chance sehr schnell kommen!' Nachdem er mir das gesagt hatte, konnte ich viel ruhiger schlafen."


Fotostrecke: Red-Bull-Junioren in der Formel 1

"Denn jetzt habe ich das Gefühl, dass sie mir genauso vertrauen wie vorher. Jetzt ist halt mal Max dran", sagt Sainz, der "keinen Zweifel" daran hat, dass auch er früher oder später im A-Team fahren wird: "Gebt mir das Cockpit jetzt, ich wäre bereit dafür! Keine Frage. Ich weiß, was ich zu tun habe. Red Bull weiß auch, wozu ich in der Lage bin - und viele andere Leute auch. Es geht nur darum, das auch zu zeigen."