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1983: (K)ein Sowjet-Grand-Prix für die Ewigkeit

Kaum jemand weiß: Der Grand Prix der Sowjetunion war bereits 1983 im provisorischen Formel-1-Kalender - Die Hintergründe des Rennens, das nie stattfand

(Motorsport-Total.com) - Das Datum stand bereits fest: Der 22. August 1983. Als Schauplatz war Moskau geplant - ein Straßenkurs direkt gegenüber der Universität. Ein anderer Vorschlag sah den Roten Platz als Austragungsort vor. Ein Rennen vor der Kulisse des Kreml? Es hätte die Erfüllung von Formel-1-Boss Bernie Ecclestones Traum sein sollen, endlich ein Formel-1-Rennen in der damals noch kommunistischen Sowjetunion auszutragen. "Die Formel 1 ist eine Weltmeisterschaft, und der Ostblock gehört zur Welt", argumentierte der Formel-1-Boss, der nach den Olympischen Spielen 1980 in Moskau mit den Verhandlungen startete.

Titel-Bild zur News: 12.07.2008 Moskau, Russland: Mikhail Aleshin steuert seinen Red Bull in einer F1-Präsentation um den Kreml

1983 hätte die Formel 1 unweit des Kremls gastieren sollen Zoom

Der Grand Prix der Sowjetunion schafft es sogar in den provisorischen Kalender für die Saison 1983, doch dann brachte die Bürokratie das ambitionierte Projekt, von dem heute nur noch wenige wissen, doch noch zum scheitern. "Das macht es unmöglich, hier ein Rennen zu veranstalten", biss sich der Formel-1-Zampano die Zähne aus. Auch der Kalte Krieg zwischen dem Westen und dem Ostblock trug dazu bei.

Das Ergebnis: Ecclestone dachte um und konzentrierte seine Bemühungen auf das kleine Ungarn. Die Idee ging auf: Im Jahr 1986 debütierte die Formel 1 auf dem vom Briten mitkonzipierten Hungaroring hinter dem Eisernen Vorhang vor 200.000 Zuschauern. Inzwischen wurden 19 Kilometer außerhalb der Hauptstadt Budapest 30 Grands Prix ausgetragen.

Doch der erste Grand Prix in Russland fand nicht - wie viele glauben - 2014 in Sotschi statt, sondern schon zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts: 1913 und 1914, als die Anzahl der Grands Prix pro Saison noch einstellig war, fuhr man auf einem 30,404 Kilometer langen Kurs am nordwestlichen Stadtrand von St. Petersburg.

Nelson Piquet

Hätte Weltmeister Nelson Piquet 1983 auch in Moskau gewonnen? Zoom

Die Premierenausgabe gewann sogar ein Lokalmatador: Georgi Suvorin entschied das Rennen nach 2:23 Stunden für sich. Auch der zweite Sieger fuhr für Benz: Der Deutsche Willy Scholl setzte sich durch, ehe das Rennen 1915 wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs abgesagt wurde und der Grand-Prix-Sport durch die Gründung der Sowjetunion eine 100-jährige Russland-Pause einlegte.

Somit ist auch klar, dass bislang in der Geschichte des Grand Prix von Russland bloß Mercedes-Piloten siegten, denn 2014 und 2015 triumphierte jeweils Weltmeister Lewis Hamilton in seinem Silberpfeil. Hamiltons einfache Erklärung dafür: "Es zeigt Russland, dass Mercedes die Besten sind." Man darf gespannt sein, ob man die weiße Weste auch 2016 bewahren wird können.