Lotus spricht Pastor Maldonado frei: Meistens andere schuld

Federico Gastaldi sieht die Hauptschuld für Pastor Maldonados Zwischenfälle bei den Rivalen, doch wie sieht das Sündenregister des Lotus-Fahrers 2015 wirklich aus?

(Motorsport-Total.com) - Ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Ein Sprichwort, das bei Pastor Maldonado nicht ganz zutrifft. Der Venezolaner ist seit Jahren immer wieder in Zwischenfälle verwickelt und wird daher den Nimbus als Crashpilot nur schwer los. Die Serie will auch 2015 nicht abreißen, weshalb der Venezolaner sich weiterhin mit heftiger Kritik konfrontiert sieht.

Titel-Bild zur News: Pastor Maldonado

Pastor Maldonado war auch 2015 bereits in einige Zwischenfälle verwickelt Zoom

Zu unrecht? Ja, wenn es nach seinem Rennstall geht. "Pastor fährt wirklich gut, und wurde dieses Jahr zu oft das Opfer der Fehler anderer Piloten", schiebt der stellvertretende Lotus-Teamchef Federico Gastaldi den Schwarzen Peter den Rivalen Maldonados zu. An der Motivation seines Schützlings liegt es laut dem Argentinier jedenfalls nicht, dass Maldonado 2015 noch punktelos ist: "Niemand will die Punkte mehr als der Mann selbst."

Auch Maldonado führt die Punkteflaute - Teamkollege Romain Grosjean hat bereits zwölf Zähler auf dem Konto - auf die Umstände zurück: "Das war ein komplizierter Saisonauftakt, und die ersten vier Rennen waren hart. Es ist nicht einfach, wenn man sowohl in Australien als auch in Malaysia von anderen Fahrern getroffen wird."

in Australien und Malaysia schuldlos

'Motorsport-Total.com' hat Maldonados Saisonauftakt noch einmal unter die Lupe genommen, um zu überprüfen, ob dem 30-Jährigen wirklich unrecht getan wird: In Melbourne, wo er von Felipe Nasr in der zweiten Kurve in die Reifenstapeln geschoben wurde, und in Sepang, als ihm Valtteri Bottas den Reifen aufschlitzte, war der Lotus-Pilot tatsächlich unschuldig an seinen Zwischenfällen. Während er beim ersten Rennen sofort aufgeben musste, schied er beim zweiten Grand Prix später nach einem Bremsdefekt aus.

Pastor Maldonado

In Australien wurde Maldonado von Nasr aus dem Rennen bugsiert Zoom

Pech hatte Maldonado auch in China, als er nach einem aufregenden Zweikampf mit Jenson Button kollidierte. Der McLaren-Routinier fuhr dem Lotus-Piloten ins Heck - die Schuldfrage lag laut den Rennkommissaren klar bei Button, der eine Fünf-Sekunden-Strafe erhielt.

Zahlreiche Fettnäpfchen in China und Bahrain

Doch Maldonado stand in Schanghai noch öfter unfreiwillig im Rampenlicht: Auf dem Weg zur Box war er viel zu schnell, schaffte die Kurve nicht und parkte seinen Boliden einige Sekunden lang vor der Mauer, ehe er den Rückwärtsgang einlegte - ein tollpatschig anmutender Fehler. Eleganter war da schon sein Hochgeschwindigkeitsdreher, der ihn aber ebenfalls einige Sekunden kostete.

Fehlerhaft ging es auch in Bahrain weiter: Maldonado fand am Ende der Aufwärmrunde seine Startposition nicht und stellte seinen Lotus in die 18. Startbox, obwohl er im Qualifying 16. gewesen war. Nach einer kleinen Kollision mit Williams-Pilot Felipe Massa, über die sich der Brasilianer lautstark via Funk beschwerte, starb Maldonado beim Boxenstopp der Motor ab - eineinhalb Minuten verstrichen, ehe er in aussichtsloser Position das Rennen wieder aufnahm.

Pastor Maldonado, Fernando Alonso, Sergio Perez

In Bahrain reihte sich Maldonado in der Startaufstellung zu weit hinten ein Zoom

Kann er nun in Barcelona die Trendwende einleiten und ein makelloses Rennwochenende hinlegen? "Wir wissen, dass er den E23 mag und damit sehr schnell sein kann", ist Gastaldi zuversichtlich. "Außerdem hatte er in Barcelona vor ein paar Jahren großen Erfolg, und das ist ein gutes Omen für ihn."

Rückkehr an die Triumphstätte

Tatsächlich gelang Maldonado 2012 mit einem fehlerlosen Wochenende sein bislang einziger Grand-Prix-Sieg auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya. Er leistete sogar gegen den Druck machenden Fernando Alonso Widerstand und ließ sich in keine Falle locken. "Das war ein großartiger Tag", erinnert sich Maldonado voller Freude. "Wir hatten es damals verdient."

Wie es der damalige Williams-Pilot schaffte, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen? "Ich habe mich einfach so ruhig gefühlt - und bereit für den Sieg", sagt er. Und schöpft aus den damaligen Ereignissen neuen Mut: "Wir waren damals im ersten Training 17. Das Wochenende zeigt also, warum man in der Formel 1 niemals aufgeben darf."

Der Sieg hat aus Maldonado laut eigenen Angaben einen anderen Fahrer gemacht: "Ich habe dadurch viel Selbstvertrauen bekommen, denn mein erstes Formel-1-Jahr war schwierig. Als aber das Auto konkurrenzfähig war, da war ich vorne dabei und habe gegen die Top-Piloten gekämpft. Meine Mentalität hat sich geändert, und das hilft mir jetzt in harten Zeiten."