Nico Rosberg: Keine Angst vor Negativtrend gegen Hamilton

Trotz erneuter teaminterner Niederlage blickt Nico Rosberg bei Mercedes kämpferisch in die Zukunft - Experte Eddie Jordan sieht Lewis Hamilton klar im Vorteil

(Motorsport-Total.com) - Beim Formel-1-Saisonfinale 2014 in Abu Dhabi stellte Lewis Hamilton im WM-Kampf gegen Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg den Titel sicher. Am Auftaktwochenende der Saison 2015 fuhr Hamilton im Albert Park von Melbourne zunächst auf die Pole-Position und gewann tags darauf auch das Rennen. Im Qualifying zum Grand Prix von Malaysia in Sepang behielt der Brite erneut die Oberhand, sicherte sich seine zweite Pole-Position des Jahres und jagt damit bei seinem 150. Grand-Prix-Einsatz von seiner 40. Pole seinen 35. Sieg.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Nico Rosberg

Nico Rosberg steht derzeit im Schatten von Weltmeister Lewis Hamilton Zoom

Rosberg hingegen startet nur von Position drei in den Grand Prix von Malaysia. Von einem teaminternen Trend pro Hamilton will der Vize-Weltmeister aber nichts wissen. "Meiner Meinung nach ist das im Moment keine generelle Sache", sagt Rosberg. "Es ist eine neue Saison. Wir sind gerade mal beim zweiten Rennwochenende und haben an diesem erst das Qualifying hinter uns gebracht. Ich möchte daher nicht von einem generellen Trend sprechen."

"Beim ersten Rennen ist mir im Qualifying ein Fehler unterlaufen. Damit hat er das Wochenende für sich entschieden", blickt Rosberg auf den Australien-Grand-Prix zurück und erinnert, dass sein Renntempo mit jenem von Hamilton "absolut vergleichbar" war. Im verregneten Qualifying in Sepang habe der Brite am Samstag einfach "einen besseren Job gemacht, aber der Sonntag ist der Tag, der zählt. Ich mache mir keine Sorgen, dass er jetzt da vorne ausreißt", gibt sich Rosberg kämpferisch.

Duell Mercedes vs. Ferrari?

Im Kampf um die Spitzenplatzierungen in Sepang muss Rosberg womöglich nicht nur Mercedes-Teamkollege Hamilton, sondern auch Ferrari-Pilot Sebastian Vettel fürchten. Dieser startet nach starkem Qualifying von Position zwei und hat damit erstmals seit dem Grand Prix von Ungarn 2014 eine reine Mercedes-Frontreihe verhindert. Damals griff Vettel noch für Red Bull ins Lenkrad. Inzwischen ist er eines der Zugpferde eines zu beobachtenden Ferrari-Aufschwungs.

Lewis Hamilton, Sebastian Vettel

Ferrari ist in der Frühphase der Saison 2015 erster Mercedes-Verfolger Zoom

Was hält Rosberg von der Ferrari-Vorstellung? "Mein Ego ist so gestrickt, dass ich am liebsten ein Auto hätte, das eine Sekunde schneller ist als alle anderen. Ich möchte einfach dominieren, keine Frage", gibt der Sohn von Ex-Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg einen Einblick in sein Seelenleben, um sofort anzufügen: "Andererseits bin ich aber auch ein großer Fan unseres Sports. Ich möchte, dass unser Sport der aufregendste in der Welt ist."

"Ich weiß, dass es für die Fans eine unglaublich tolle Sache wäre, wenn Mercedes und Ferrari auf Augenhöhe um die Spitze kämpfen. Wenn Ferrari also näher kommt, ist das in meinen Augen eine gute Sache", sagt Rosberg, um abschließend klarzustellen: "Es sollte nur nicht zu oft passieren, dass sie vor mir liegen."

Eddie Jordan sieht Hamilton klar im Vorteil

Für Eddie Jordan ist derweil eine andere Frage entscheidend: Wie geht das teaminterne Duell bei Mercedes weiter? "Ich habe nicht erlebt, dass Lewis Hamilton in der Vergangenheit so gut ausgesehen hat. Er muss einen tollen Winter gehabt haben", bemerkt der ehemalige Teamchef und führt nicht zuletzt Hamiltons privaten Lebensstil auf die aktuelle Hochform zurück.

Eddie Jordan, Lewis Hamilton

Wie Bernie Ecclestone: Eddie Jordan ist von Lewis Hamilton begeistert Zoom

"Er macht jetzt in L.A. seinen Rock 'n' Roll. Das ist seine Karriere, die er sich für die Zeit nach der Formel 1 ausgesucht hat. Wenige Fahrer denken über die Karriere nach der Formel 1 nach. Er hat jetzt schon ein Aufnahmestudio mit Kanye West besucht und wer weiß, wann er ein Album aufnehmen wird? Ich möchte da nichts vorgreifen, aber in vielerlei Hinsicht macht ihn das so erfolgreich und so selbstbewusst. Denn für ihn sieht einfach alles toll aus", urteilt Hobby-Musiker Jordan über Hobby-Musiker Hamilton.

Rosberg hingegen müsse sich laut Jordan fragen "'Was kann ich dagegen unternehmen?'" Der ehemalige Teamchef gönnt beiden Mercedes-Piloten den Erfolg, erwartet von Rosberg aber eine andere Einstellung als beim Saisonauftakt in Melbourne. "Mir gefiel es nicht, wie er auf dem Podium stand. Ich möchte, dass er an sich glaubt. Ich möchte, dass er sich jetzt einmal durchschüttelt und dann sagt 'Ich kann genauso gut sein wie Lewis Hamilton.' Momentan aber finde ich, dass er nicht das nötige Selbstvertrauen hat, um das zu sagen."

Hamilton-Abschied von Mercedes unvorstellbar

So kommt Jordan zum Schluss: "Momentan muss man sein Geld auf Lewis setzen, denn er sieht so stark aus und ich kann mir keinen vorstellen, der ihn besiegen kann." Dabei hat es dem Iren nicht nur des Weltmeisters aktuelle Form auf der Strecke angetan. Jordan stimmt Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone zu, indem er Hamilton auch für sein Auftreten abseits der Strecke lobt: "Ich denke, Bernie hat Recht. Wenn man an alle Fahrer der zurückliegenden Jahre denkt, wer war da der Positivste für die Formel 1? Ganz sicherlich Lewis."

In diesem Zusammenhang stellt Jordan auch den positiven Effekt für den Arbeitgeber heraus. "Mercedes war bisher eher eine Firma für ältere Menschen. Jetzt bringt Lewis jugendlichen Elan in diese Marke. Das ist natürlich riesig für diese Firma", urteilt der ehemalige Teamchef und ist sich sicher, dass eine Vertragsverlängerung zwischen Hamilton und Mercedes nur noch eine Frage der Zeit ist.

"Ich denke, wir können ganz sicher davon ausgehen, dass es eine ganz sichere Sache ist, dass Lewis bei Mercedes bleiben wird. Da geht es vielleicht noch um ein paar kleine Details. Ich denke aber wirklich kleine Details, die da noch geregelt werden müssen. Sicherlich wird Lewis sehr, sehr lange bei Mercedes bleiben", sagt Jordan und zieht abschließend einen Vergleich: "Kann man sich vorstellen, dass Niki Lauda um 9 Uhr Abends ins Bett geht, ohne zu wissen, dass Lewis Hamilton sein Fahrer sein wird? Das ist unvorstellbar."

"Kann man sich vorstellen, dass Niki Lauda um 9 Uhr Abends ins Bett geht, ohne zu wissen, dass Lewis Hamilton sein Fahrer sein wird?" Eddie Jordan