• 31.01.2015 10:24

  • von Stefan Ziegler

Wie viel Adrian Newey steckt im Red Bull RB11?

Chefdesigner Rob Marshall und Chefaerodynamiker Dan Fallows geben Auskunft, wie viel Einfluss Adrian Newey auf die Entwicklung des Red Bull RB11 hatte

(Motorsport-Total.com) - Adrian Newey sitzt am Zeichenbrett und entwirft ein neues Weltmeister-Auto. Das war einmal. Denn der Stardesigner aus Großbritannien hat sich teamintern etwas zurückgezogen und überlässt bei Red Bull nun seinen Nachfolgern das Feld. Doch wie viel Newey steckt im neuen Red Bull RB11 für die Formel-1-Saison 2015? Und wie hat sich das technische Team für die Zeit nach Newey aufgestellt?

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo, Sebastian Vettel, RB10, 2014

Der RB10 (hier im Bild) diente Red Bull als Inspiration für den neuen RB11 für 2015 Zoom

Laut dem neuen Chefdesigner Rob Marshall hat der Rennstall aus Milton Keynes erst einmal die Verantwortung auf mehrere Köpfe verteilt: "Wir haben eine technische Kommission ins Leben gerufen, um gemeinsam die Entscheidungen zu treffen, die Adrian in der Vergangenheit alleine getroffen hat. Es liegt nun an mir und meinen Kollegen, die Lücke zu füllen, die er bei uns hinterlassen hat."

Newey, der dem Red-Bull-Team als technischer Berater erhalten bleibt, agiert nun mehr und mehr im Hintergrund. "Adrian ist etwas zur Seite getreten, um Platz zu machen für andere Leute, die nun nachrücken", erklärt Marshall. Doch die Arbeitsweise des Stardesigners habe Schule gemacht. "Adrian ist noch immer ein Teil des Teams. Und wir folgen seiner Philosophie", sagt Chefdesigner Dan Fallows.

Bloß keine weitere Test-Pleite wie 2014...

Der neue RB11 greift daher auf viele Newey-Ansätze zurück. Aber nicht nur. Fallows erklärt: "Wir haben das 2014er-Auto, das wir für einen guten Rennwagen hielten, einfach weiterentwickelt. Es sind uns einige Fortschritte gelungen. Und das soll sich nach unserer Vorstellung auch im weiteren Verlauf des Jahres so fortsetzen, zumal wir nach unseren Forschungen im Winter genug Ideen im Kopf haben."

Vor allem die Aerodynamik biete sich 2015 als Entwicklungsinstrument an. "Überall", so Fallows, "kannst du etwas finden, was dir einen Vorteil bescheren kann. Es geht nur darum, das für sich optimal umzusetzen. Wir haben aber eine gute Basis und können über das Jahr hinweg ein gutes Entwicklungsprogramm laufen lassen. Wichtig wäre daher, schon beim Testen viele Eindrücke zu sammeln."

Das hatte im vergangenen Jahr nicht nach Wunsch funktioniert. Der RB10 kam bei den Wintertests meist nur wenige Meter weit. Ein Reinfall für die damaligen WM-Titelverteidiger. "Für dieses Jahr wünsche ich mir ganz normale Testfahrten mit weniger Dramen", meint Chefdesigner Marshall. "Dass wir den Renault-Antriebsstrang jetzt ziemlich gut kennen, dürfte uns dabei sicher in die Karten spielen."

Zeig' her Deine Nase!

Neu ist hingegen die Gestaltung der Frontpartie des Autos. "Da mussten wir neue Wege gehen", erklärt Chefaerodynamiker Fallows. "Die Nase ist auch die offensichtlichste Veränderung im Vergleich zum 2014er-Modell. Und man darf nicht vergessen: Dieser Bereich hat einen gewaltigen Einfluss auf die Gesamtaerodynamik des Fahrzeugs. Deshalb haben wir unsere Herangehensweise etwas umgestellt."

Der größte Teil der Neuerungen sei jedoch nicht auf den ersten Blick erkennbar, meint Marshall. "Das Offensichtlichste ist die Form der Autonase. Alle weiteren Veränderungen finden sich unterhalb der Motorhaube. Wir haben uns angesehen, wo unsere Schwächen lagen, und haben alles daran gesetzt, diese Schwachstellen auszumerzen. Wir haben viel Arbeit investiert. Das sieht man aber nicht sofort."


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Auch intern habe sich einiges getan. Nicht nur, dass die Nachfolge-Regelung um Newey getroffen worden sei. "Wir haben zudem die Arbeitsweise mit Renault neu aufgestellt", sagt Marshall. "Wir haben mehr Verantwortung übernommen, um ihnen bei der Motorenentwicklung zu helfen. Denn ich denke, man kann inzwischen keine klare Grenze mehr zwischen den Bereichen Chassis und Motor ziehen."

Red Bull verspricht Besserung

"Um die neuen Antriebsstränge bestmöglich zu nutzen, bedarf es eines regen Austauschs zwischen beiden Seiten. Wir arbeiten daher noch viel enger mit Renault zusammen", so der Chefdesigner des Red-Bull-Teams. "Unser Ziel ist natürlich, große Fortschritte zu machen, nachdem wir im vergangenen Jahr doch eine herbe Niederlage einstecken mussten. Und klar ist: Es haperte an beiden Seiten."

"Wir wollen uns daher wesentlich steigern und hoffen, wir können den Abstand deutlich reduzieren. Unterm Strich wollen wir mehr Rennen gewinnen. Das ist das Ziel", meint Marshall. Sein Kollege Fallows zeigt sich ähnlich zuversichtlich: "Wir haben eine gute Basis und können über das Jahr hinweg ein gutes Entwicklungsprogramm laufen lassen. Es wäre schön, wenn wir damit mehr Rennen gewinnen würden."