Hamiltons Familiengeschichte: So hart war es wirklich

Lewis Hamilton vergleicht sein Leben mit einem Eisberg: Von oben sieht es nach Glamour aus, doch tief unten ist er seiner Familie für alles dankbar

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton ist ein Mensch mit Ecken und Kanten. Der Brite wird im Fahrerlager als einer der extravagantesten Personen wahrgenommen. Er ist Weltmeister, fährt das schnellste Auto, trägt massig Bling-Bling um den Hals und hat mit Nicole Scherzinger eine berühmte Freundin. Mit seinem (mittlerweile Ex-)Manager Simon Fuller wollte der Brite eine Marke aus sich machen, ähnlich wie es Fuller einst mit David Beckham gelungen war.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton genießt in der Formel 1 einen extravagenten Ruf Zoom

Doch das ist eigentlich nur Fassade, meint Hamilton selbst. Im Grunde habe er nie vergessen, aus welch einfachen Verhältnissen er einst gekommen war. Manchmal glaubt er es selbst nicht, wie er es aus dem ländlichen Stevenage in Großbritannien in den glitzernden Formel-1-Zirkus geschafft hat. All das spiegle sich am besten in einem Bild wieder, das er kürzlich auf Twitter gepostet hat. Es zeigt einen Eisberg, bei dem man in natura auch nur einen kleinen Teil sieht, während das meiste verborgen bleibt.

"Ich dachte, dass es eine coole Beschreibung der Wirklichkeit ist", erzählt Hamilton gegenüber der 'BBC'. "Und so ist es. Die Leute schalten den Fernseher an und sehen: 'Ah, er ist Formel-1-Fahrer. Er hat eine schöne Sonnenbrille, er hat eine schöne Uhr, er hat Diamanten und macht all die coolen Dinge.'" Doch das sei eben nur die Oberfläche: "Aber sie haben keine Ahnung, was wir getan haben, um hierher zu kommen."

Denn bis der Brite den Weg in die Königsklasse geschafft hat, sei viel Arbeit und Entbehrung nötig gewesen, von denen der Zuschauer am Fernseher überhaupt nichts mitbekommen hat. "Es war wirklich hart, und ich war da und habe erlebt, was meine Familie gemacht hat", sagt der Mercedes-Pilot. "Ich habe meine Familie, die ihren gesamten Lebensstil für mich 'geopfert' hat, um mich hierhin zu bringen. Ich glaube nicht, dass sich die Leute dessen immer bewusst sind."

Denn finanziell war die Familie Hamilton absolut keine reiche, wie er erzählt: "Ich weiß, dass ich auf dem Sofa meines Vaters gelebt habe. Ich musste das Sofa und einen Stuhl zusammenstellen, und das war mein Bett - in einem Einzimmer-Apartment." Vater Anthony habe teilweise vier Jobs gleichzeitig gehabt und alles Nötige gespart, damit sein Sohn beim nächsten Rennen beispielsweise einen neuen Reifensatz hatte.

Sein erstes Go-Kart sei "aus fünfter oder sechster Hand" gewesen, doch sein Vater zog los, besorgte Farbe und strich es komplett neu an. "Es sah brandneu aus", lacht Hamilton. Auch seine Stiefmutter Linda trug ihren Teil bei: "Wenn sie neue Kleidung shoppen wollte, dann wurde das Geld für Essen an den Rennwochenenden ausgegeben. Und dann saßen wir da mit unseren Behältern mit Nudeln oder haben Sandwiches getoastet", erinnert er sich.


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Und während die anderen Familien mit großen Caravans oder beinahe richtigen Motorhomes zu den Rennen kamen, verdingte sich Hamilton sen. während der Rennen als Streckenposten. "Ich werde das nie vergessen. Das spornt mich all die Jahre an", sagt der Brite. "Mein Vater wollte, dass seine Kinder nicht so leiden müssen, wie er, als er aufgewachsen ist. Er wollte das für mich und meinen Bruder so sehr."

Lewis Hamilton

Der Brite hat nie vergessen, was seine Familie für ihn alles getan hat Zoom

Allein deshalb sei der Weltmeister von 2008 stolz, den Namen Hamilton zu tragen. "Weil es um uns als Familie geht." Zu Beginn der Formel-1-Karriere war Vater Anthony als Manager bei jedem Rennen dabei, mittlerweile ist er nur noch stolzer Papa und nur noch sporadisch anwesend - wie der Rest der Familie. "Man muss nicht zu allen Rennen kommen", sagt Hamilton. "Aber ich bin sicher: Wenn ich sie brauchen würde, dann wären sie da. Und das ist mehr wert als alles andere."