• 03.10.2014 12:51

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Motorenentwicklung: Ferrari streitet Mehrkosten ab

Die Scuderia entwickelt halbfertige Teile ohnehin weiter und will durch mehr Zuverlässigkeit sparen - Mercedes sieht finanzielle Folgen mit Skepsis

(Motorsport-Total.com) - Die große Regelnovelle mit der Einführung der komplexen Hybridantriebe war im vergangenen Winter das bestimmende Thema der Formel 1 und bleibt es auch über die Implementierung hinaus. Renault und Ferrari wollen mehr Updategelegenheiten und das Homologationsintervall, den so genannten "Freeze", lieber alles sechs Monate als jährlich verwirklichen. "Im Moment sind wir in dieser Debatte weit vorangekommen", erklärt Remi Taffin, der Motorenchef der Franzosen.

Titel-Bild zur News: Pat Fry

Pat Fry würde gerne häufiger neue Teile an die Strecke liefern Zoom

Auch Pat Fry drängt auf mehr Freiräume und glaubt, dass eine Änderung in seinem Sinne keine einschneidende Reform wäre: "Wir entwickeln das ganze Jahr über so schnell wie möglich und nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt hin", argumentiert der Ferrari-Technikchef. "Manche Teile sind im Januar vielleicht nicht fertig, aber wir arbeiten im Jahresverlauf ohnehin weiter an ihnen." Dann mit Blick auf die folgende Saison, schließlich sollen die Regeln bis 2020 stabil bleiben.

Fry ist nicht der Meinung, dass eine Anpassung eine teurere Angelegenheit wäre: "Die Kosten sind nicht immens", winkt der Brite ab. "Da wir die Zuverlässigkeit auch noch verbessern, macht es keinen großen Unterschied." Andy Cowell sieht die Sache fast naturgemäß anders, schließlich ist sein Arbeitgeber derzeit der Klassenprimus und würde eine Regeländerung in der Formel-1-Kommission wohl nur zähneknirschend abnicken: "Das würde eine Strukturänderung bedeuten."

Änderung für Renault "nicht unumgänglich"

Der Mercedes-Motorenchef sieht eine Kostensteigerung, weil für ein Produkt mit kürzerem Entwicklungszyklus die gleiche Zuverlässigkeit gewährleistet sein muss. Kinderkrankheiten darf sich keiner mehr leisten: "Dann muss man etwas von Grund auf neu entwerfen", merkt Cowell an und plädiert für das ursprünglich vereinbarte jährliche Update. "Die Ingenieure mögen es wollen, aber die Finanzchefs dürften die Stirn runzeln." Dabei zählt der Brite zur ersten Gruppe.

Entsprechend erwähnt er die Kehrseite der Mercedes-Medaille: "Das Großartige an der Formel 1 ist, dass sich Rahmenbedingungen schnell ändern. Wer sich zügig darauf einstellt, wird belohnt", so Cowell weiter. Mit dem Entwicklungsvorsprung, der Kompetenz und den Kapazitäten wären die Silberpfeile und ihre Kunden ohnehin in der Pole-Position. Zwar gäbe es eine genaue Planung, wie viel Geld für Material ausgegeben wird, welches Personal zur Verfügung steht und welche Programme auf den Prüfständen abgespult werden. "Aber man motiviert das Team", weiß Cowell.

Taffin macht keinen Hehl daraus, dass ihm und Renault der kurze Zyklus helfen würde: "An unserem Antrieb für 2015 sehen nicht viele Teile so aus wie die, die wir in diesem Jahr verwenden. Ob wir alles in ein Produkt für Melbourne bekommen, ist aber fraglich", beschreibt er ein knappes Rennen um das Einhalten des Homologationszeitpunktes. "Gibt es eine Chance innerhalb der Saison, an dem wir ein neues Modell bringen können, würden wir die Gelegenheit nutzen. Es ist aber für unsere Entwicklung nicht unumgänglich", macht Taffin klar.