Susie Wolff: "Das Paddock ist ein Haifischbecken"

Susie Wolff glaubt, dass es schon bald weibliche Piloten in der Formel 1 geben wird - Wie sie herausfand, dass sie keine Mädchen-typische Leidenschaft hat

(Motorsport-Total.com) - "Ich denke nicht, dass es eine männliche und eine weibliche Perspektive beim Fahren eines Formel-1-Autos gibt - nur eine Fahrersicht", stellt Williams-Testpilotin Susie Wolff gegenüber 'Formula1.com' klar. Immer wieder wird die Schottin auf die Thematik Frauen in der Formel 1 angesprochen. Doch für die Rennfahrerin zählt einzig und alleine das Fahren selbst.

Titel-Bild zur News: Susie Wolff, Claire Williams

Susie Wolff mit Claire Williams: Zwei starke Frauen im harten Formel-1-Business Zoom

"Es ist das technisch höchstentwickelte Auto der Welt. Du musst dich sehr schnell darauf einstellen, weil alles so schnell passiert - und die Leistung fast mehr ist, als du verstehen kannst. Wenn du dich arrangiert hast, ist es ein überwältigendes Gefühl solch ein Auto zu fahren", schildert Wolff ihre Fahrerlebnisse.

Schon in ihren Anfangsjahren war es für Wolff nichts Ungewöhnliches in den Motorsport einzusteigen. Erst durch diverse Ereignisse hat sie gemerkt, dass es kein typisches Hobby für ein Mädchen ist. "Ich habe angefangen auf vier Rädern zu fahren als ich acht Jahre alt war. Wenn man es so sieht, habe ich zur selben Zeit angefangen Rennen zu fahren wie die Jungs im Fahrerfeld. In diesem Alter denkst du nicht an Karriere, du machst nur das, was dir Spaß macht - und natürlich gibt es schon in diesem Alter das Bestreben erfolgreich zu sein."

Und plötzlich stand sie auf dem Podium...

"Ich war sehr glücklich meine Leidenschaft ausleben zu können und darin eine Karriere zu starten. Als Kind dachte ich nicht, dass ich etwas Untypisches für ein Mädchen machen würde." Auch Wolffs Eltern haben sie in ihrer Leidenschaft unterstützt und sahen es als keineswegs ungewöhnlich an, dass ihre Tochter Rennen fährt. Der Entschluss eine Rennfahrerkarriere einzuschlagen kam der Schottin schon früh: "Als ich 13 war, ist mir eingeschossen, dass Rennfahren eine Karriere sein könnte und dass ich es in die Formel 1 schaffen könnte."

Besonders ein Erlebnis in ihren Anfangsjahren wird die 31-Jährige nicht vergessen. Bei einem Meisterschaftsfinale in Portugal belegte Wolff - damals noch Stoddart - den 15. Rang. "Die Podiumszeremonie fing an und plötzlich gab es einen Anruf: 'Susie Stoddart, bitte komm zur Zeremonie.'"

Wolff kam das sehr merkwürdig vor, weil sie eben nicht unter den besten Drei landete. Ihr damaliger Teammanager meint nur, dass sie schnell laufen solle. "Sie holten mich auf das Podium, weil ich der beste weibliche Fahrer war. Ich dachte nur, dass ich nicht hier bin, um der beste weibliche Fahrer zu sein - sondern der beste Fahrer. Das war der Moment als es dämmerte, dass da etwas dran ist."

Ist der Nachwuchs das Problem?

Trotz der Reduktion auf ihr Geschlecht schaffte es Wolff mit viel Willensstärke in die Formel 1. Sie sieht jedoch weiterhin ein Problem im Nachwuchs: "Erstens gibt es keine wirklichen Vorbilder für Mädchen um nach der Formel 1 zu streben. Was zum zweiten Problem führt: wenn du nicht genügend junge Mädchen zum Kartfahren bringst, werden nicht die besten an die Spitze kommen."

Dennoch glaubt die Pilotin, dass sich das Problem mit der Zeit selbst lösen wird: "Claire Williams ist ein Vorbild, ich bin ein Vorbild - wir zeigen, dass es möglich ist und das wird mehr inspirieren uns zu folgen. Es ist nicht genug nur eine Frau zu sein: du musst gut sein!"

Den Teams schiebt sie nicht unbedingt die Schuld für zu wenige Frauen in der Königsklasse zu: "Ich würde nicht sagen, dass sie zurückhaltend sind. Sie sind nur sehr leistungsorientiert - und es gab nicht genügend Frauen, die auf dem richtigen Level waren, um eine Chance zu bekommen."


Susie Wolff testet den neuen Williams

Wolff's Devise: Nicht aufgeben!

Gegenwind im Fahrerlager bekommt Wolff des Öfteren zu spüren: "Es gibt ein paar Leute im Fahrerlager, die sowieso dagegen sind. Sie können auch dagegen sein, aber früher oder später wird es passieren und sie werden es akzeptieren müssen. Das Paddock ist ein bisschen wie ein Haifischbecken - und es wird immer Leute geben, die gegen weibliche Formel-1-Fahrer sind."

Sie gibt allen Mädchen, die es in die Formel 1 schaffen wollen, folgendes mit auf deren Weg: "Mach es! Lass dich von nichts stoppen. Die guten Dinge im Leben sind immer schwierig zu erreichen, aber wenn du es willst, dann wirst du Erfolg haben, egal wie viele schwere Tage es waren auf deinem Weg."