• 29.03.2014 17:31

  • von Craig Scarborough (Haymarket)

Neues aus Sepang: Von Haifischen und Ameisenbären

Technikneuerungen der Teams: Wie die Formel-1-Autos auf Malaysias Hitze vorbereitet werden und wieso der Lotus E22 wieder ein Fall für die FIA sein könnte

(Motorsport-Total.com) - Wegen hoher Temperaturen in Malaysia gibt es an jedem Auto ungeachtet leistungsbezogener Updates Veränderungen am Chassis, die mit der Kühlung speziell für Sepang zu tun haben. Lange Geraden und lange Bremszonen haben zur Folge, dass die Bremsbelüftung erweitert werden muss und Schächte die heiße Luft nicht in Richtung der Räder transportieren dürfen. Schließlich ist Reifenabbau durch hohe Temperaturen am Wochenende mit Sicherheit wieder ein Thema.

Titel-Bild zur News: Kühlung am McLaren

Kühlung am McLaren: So wird der "Chrompfeil" der Tropenhitze gerecht Zoom

Die Lüftungsschächte der meisten Teams umschließen die Bremsscheiben und führen über den inneren Radkranz direkt aus dem Rad heraus. Bei den hinteren Bremsen wird die Hitze ebenfalls aus dem inneren Bereich hinausgeleitet. Dieser Richtungswechsel bewirkt, dass sowohl Bremsen als auch Reifen nicht von erhöhten Temperaturen betroffen sind.

McLaren

McLaren-Nase

McLaren-Nase im Vergleich: Das tat sich binnen zwei Wochen Zoom

McLaren wollte eine halbe Sekunde Zeit gewinnen, teilweise mit überarbeiteter Aerodynamik und mit Hilfe des Antriebsstrangs. Auffällig ist am MP4-29 die neue Nase. McLaren ist eines der wenigen Teams, die ihr Design in diesem Bereich veränderten. Die eingeschlagene Richtung erinnert an die, die Toro Rosso im Winter vorgab. Beide Wagen waren so genannte "Ameisenbären" mit einem keilförmigen oberen Teil der Nase und einem relativ konservativem Design darunter. In Sepang hat McLaren die Spitze der oberen Nase erhöht und verbreitert. Das bewirkt eine Änderung des Luftstroms unter dem Auto. Daran anknüpfend wurden Platten so modifiziert, dass sie Luft zum Heck leiten.

Das sollte insgesamt mehr Abtrieb auf der Hinterachse bringen. Um die neue Nase zu testen, ist McLaren im Freien Training mit einem Luftsensor gefahren. Auch eine Entlüftung am Unterboden ist neu, allerdings nur am rechten Seitenkasten, wo Hitze von den Wasserkühlern ferngehalten werden soll. Seit 2009 sind Öffnungen an den Seitenkästen limitiert, aber die Regeln erlauben einen Abstand von 50 Millimetern über dem Boden (100 Millimeter über der entsprechenden Platte), wo Öffnungen gestattet sind. Lotus hat diesen Bereich ebenfalls für sich entdeckt. McLaren hat einen Schacht entwickelt, der feinsäuberlich zwischen den beiden Bodenplatten endet.

Mercedes

Mercedes-Diffusor

Nico Rosberg verfügt in Sepang über einen Diffusor mit einem Paar Flügelchen Zoom

Wie McLaren hat auch Mercedes neue Teile für den W05 gebracht. Wichtig ist ein neuer Unterboden. Der scheint komplett anders geformt und sich nicht nur darauf zu beschränken, dass kleine Teile des bestehenden Modells modifiziert wurden. Die erkennbare Schlüsselkomponente ist ein Paar Doppelflügelchen in der Mitte des Diffusorausgangs. Diese sind die Fortsetzung einer Erweiterung, die beim Bahrain-Test begonnen wurde. Die Regeln erlauben einen Freiraum von 200 Millimeter über der Diffusormitte.

Diese Freiheit erlaubt komplexere Aerodynamik, die dem Luftstrom hilft, in das Innere des Diffusors zu gelangen. So entsteht mehr Abtrieb. Für Malaysias Hitze hat Mercedes seinen größten Heißluftausgang über dem Chassis angebracht. Der ist so groß, wie es die Regeln maximal erlauben. Er leitet Hitze von verschiedenen Kühlern über den Motor hinweg in die Seitenkästen.

Lotus

Romain Grosjean

Romain Grosjean und Lotus verfügen über eine raffinierte Nasenlösung Zoom

Lotus hatte wieder Probleme. Das Team hat eine Nase entwickelt, die über einen Flügel zwischen der Doppelspitze verfügt und dem Prinzip des Heckflügels folgt. Dazu werden verwundene vertikale Platten genutzt. Eine ähnliche Lösung nutzte BAR bereits im Jahr 2003. Wahrscheinlich wird sich die Konkurrenz genau wie die FIA die Sache ganz genau ansehen. Außerdem hat Lotus neue Bremsschächte vorne, die über drei "Haifischflossen" an der Oberseite verfügen. Mit der Kühlung haben sie nichts zu tun, sondern verfolgen aerodynamische Zwecke. Der Bremsschacht soll dabei helfen, den Luftstrom um die Vorderreifen zu leiten.

Ferrari

Bei Ferrari gab es keine wesentlichen leistungsbezogenen Updates für Sepang, das Team hat aber die Kühlung modifiziert. Genutzt wird die Motorabdeckung aus Melbourne, die an der Rückseite über einige Kühlschlitze verfügt. Sie leiten heiße Luft aus dem Auto, die sich am Turbolader sammelt.

Red Bull

Auch am RB10 gibt es nichts grundlegend Neues. Das Team versucht die anfänglichen Probleme beim Testen auszumerzen. Mit dem Auto wurde am Freitag aber zumindest ein Versuch mit Farbe zur Erkennung des Luftstroms unternommen. Wird sie auf den Heckflügel geschmiert, ist das nicht ungewöhnlich. In anderen Bereichen wie den Platten unterhalb der Nase deutet es aber darauf hin, dass neue Teile verwendet werden. Auch wenn es keine sichtbaren Neuerungen gibt, hat Red Bull wohl an der Frontpartie geschraubt.