• 21.02.2014 20:44

  • von Roman Wittemeier

Von wegen zu langsam: Der Turbo schiebt!

Beim Test in Bahrain sind die Rundenzeiten der "neuen Formel 1" auf gutem Niveau: Aktuelle Top-Speed-Messungen bringen beeindruckende Werte

(Motorsport-Total.com) - Die Diskussionen um das Tempo der neuen Formel-1-Autos sind verstummt. Beim aktuellen Test in Bahrain fuhr Lewis Hamilton (Mercedes) am Freitag eine Rundenzeit von 1:34.263 Minuten und war somit nur noch knapp zwei Sekunden langsamer als Nico Rosberg 2013 bei seiner Pole-Position-Runde in Manama. Von der GP2 hat man sich also jetzt schon wieder weit entfernt. Die Befürchtungen, die Königsklasse könne zu langsam werden, sind offenbar gänzlich unbegründet.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Die Formel-1-Autos sind vor den Bremszonen erheblich schneller geworden Zoom

"Es ist ja noch früh im Jahr. Wir werden uns schon noch steigern. Die Ingenieure finden doch immer noch irgendwo mehr Performance", meint Nico Hülkenberg, der die aktuellen Autos zu Beginn auch "etwas zu langsam" fand. "Es ist gut, wenn die Formel 1 wieder so schnell wird wie zuvor. Zu langsam sollte es nämlich nicht sein", meint der Emmericher. "In Jerez hatte ich auch den Eindruck, dass es vielleicht etwas lahm sein könnte. Aber hier in Bahrain ist das überhaupt nicht der Fall", sagt McLaren-Neuling Kevin Magnussen, der am Donnerstag die Tagesbestzeit markiert hatte.

"Ich schätze, wir werden irgendwann im Verlauf der Saison sogar schneller sein als die Formel 1 des Vorjahres", drückt der Däne seinen Optimismus aus. Diese Einschätzung findet bei den Fans sicherlich Anklang - und sie ist alles andere als unbegründet. Einen wichtigen Hinweis darauf, was möglicherweise noch kommen könnte, lieferte Hamilton nach seiner Bestmarke am Freitag. "Wir müssen ja erstmal Qualifyingrunden ausprobieren und richtig Druck machen", wird der Brite von 'Autosport' zitiert. Da kommt noch was!

Die neuen Formel-1-Autos sind quasi noch im Schonbetrieb unterwegs. Die Tanks sind nie nur minimal gefüllt, das Setup weit vom Optimum entfernt und die Antriebe längst noch nicht an der Grenze des Machbaren. "Wir sind längst nicht am Maximum, weil wir erst einmal eine Grundlage brauchen", erklärt Renault-Einsatzleiter Remi Taffin. Nach und nach werde man sich in Sachen Leistung an das Optimum herantasten. "Das geht nicht durch Schalter umlegen, sondern man nähert sich dem schrittweise an", so Taffin.

Die Top-Speeds sind schon jetzt sehr hoch

Aus Sicht des Franzosen ist es "kein Geheimnis, dass kein einziger Motorenhersteller seine Triebwerke ausdreht". Von den maximalen 15.000 Umdrehungen pro Minute seien alle noch recht weit entfernt. Und dennoch bringen die neuen Zündsätze in Kombination mit den Hybridelementen schon erhebliche Power. "Mehr als in den Vorjahren", meint Hamilton. "Wir sind schneller auf den Geraden. Ich weiß den genauen Wert nicht, aber es müsste bei etwa 20 km/h liegen."

Eine solche Steigerung der Top-Speeds war erwartet worden, denn schließlich ist die Gesamtleistung des Antriebs nicht geringer, das Drehmoment höher und der Luftwiderstand geringer als 2013. Simulationen der Teams hatten ergeben, dass man am Ende der langen Geraden um etwa 15 bis 20 km/h schneller sein müsste. Die Realität sind allerdings anders aus: man ist noch um einiges schneller, obwohl man noch nicht einmal ansatzweise die volle Leistung abruft!

Wie die Kollegen von 'auto motor und sport' berichten, sind die Formel-1-Autos in Bahrain pfeilschnell am Ende der Geradeauspassagen. Fernando Alonso wurde offenbar mit Tempo 336,4 km/h geblitzt. Das ist um 22,2 km/h schneller als der beste Top-Speed aus dem Bahrain-Grand-Prix 2013. "Wir sind irre schnell auf den Geraden. Ich schätze, dass wir in Monza auf 360 km/h kommen werden", wird Nico Rosberg von 'auto motor und sport' zitiert. Der offizielle Monza-Rekord liegt bei 369,9 km/h (Antonio Pizzonia 2004).


Fotos: Testfahrten in Sachir


An der Top-Speed-Messung werden die Unterschiede der Antriebe deutlich. Während Ferrari und auch die von Mercedes-Power angetriebenen Autos von McLaren und Williams sehr gute Werte erzielen, sind die Renault-Partnerteams weit zurück. Jean-Eric Vergne (308,5 km/h) fehlten im Toro-Rosso-Renault als bestem Vertreter mit französischem Antrieb fast 30 km/h auf den Topwert von Alonso. "Ich glaube nicht, dass man die Formel 1 als langsam bezeichnen kann", sagt Magnussen, der mit weiteren Steigerungen rechnet.