• 29.10.2013 20:03

  • von Christian Schrader

Lotus: Von gefressenen Hüten über Langeweile am Steuer

Kimi Räikkönen und Romain Grosjean blicken auf den Grand Prix von Indien zurück, schauen auf das anstehende Rennen in Abu Dhabi und freuen sich aufs Ausschlafen

(Motorsport-Total.com) - Die beiden Lotus-Piloten Kimi Räikkönen und Romain Grosjean erfreuen sich beim Großen Preis von Abu Dhabi am kommenden Wochenende (1. bis 3. November 2013) an dem Umstand, dass das Rennen um erst um 17:00 Uhr Ortszeit (14:00 Uhr MEZ) gestartet wird und somit Ausschlafen auf der Agenda stehen kann. Während der Finne zwiespältige Erinnerungen an den Yas-Marina-Circuit hat, zeigt sich sein französischer Teamkollege gespannt auf ein Versprechen.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen reist mit zwiespältigen Erinnerungen nach Abu Dhabi Zoom

"Wir haben mit der Einstopp-Strategie etwas anderes probiert und es hat nicht funktioniert", gibt Räikkönen zu seinem Indien-Grand-Prix, der auf Rang sieben endete, zu Protokoll. "Wir haben aber im Vergleich mit einer normalen Zweistopp-Strategie keine Zeit verloren. Ich hatte das gesamte Rennen über Bremsprobleme aufgrund von Überhitzen. Das war schlecht im Verkehr und somit konnte ich nicht überholen", resümiert der Finne.

Wenn der nächstjährige Ferrari-Pilot an Abu Dhabi denkt, so fallen ihm zwei Ereignisse ein, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Im vergangenen Jahr konnte der Finne seinem Team und sich selber den ersten Sieg nach dem Comeback schenken, beim ersten Auftritt auf dem Yas-Marina-Circuit im Jahr 2009 "hatte ich ein sehr langweiliges Rennen, bei dem ich in der Mittelfeldgruppe stecken blieb", erinnert sich Räikkönen.

Sieg contra Langeweile

Den Grand Prix beendete er als zwölfter, die Erinnerungen daran sind nach wie vor nicht erloschen. "Es gab nichts, was ich dagegen tun konnte. Diese Art von Rennen sind nicht die besten." Drei Jahre später war der Rückkehrer im Gegensatz dazu der gefeierte Sieger. "Ich habe mich sehr für das Team gefreut", berichtet Räikkönen rückblickend. "Natürlich auch für mich, aber insbesondere für die ganze Crew und jeden in Enstone. Es war eine harte Saison, der Sieg war also für jeden wohlverdient und genau das, was wir gebraucht haben."

"Es war auch für all die Fans, die das Team und auch mich immer weiter unterstützt haben, etwas Großartiges. Für mich war es einfach nur ein weiterer Sieg auf der Liste", so Räikkönen nach dem damals 19. Triumph seiner Formel-1-Karriere. Dennoch sei es "natürlich großartig, weil es schon ein paar Jahre her war, aber die Siege zuvor waren sehr ähnlich. Wir hatten nicht das beste Auto, wir haben aber hart gekämpft und noch gewonnen", bilanziert der Finne rückblickend.


Fotostrecke: F1 Backstage: Neu-Delhi

Die 5,554 Kilometer lange Strecke in Abu Dhabi beschreibt Räikkönen als "ziemlich herausfordernd zum Überholen, da es nicht so viele Möglichkeiten dazu gibt." Sein Rat: "Du musst dich gut qualifizieren, um vorne zu sein und ein gutes Resultat mitnehmen zu können. Es gibt viele Kurven, in denen du insgesamt guten Abtrieb und Grip brauchst, zudem muss das Auto gut über die Randsteine fahren können. Es ist eine Strecke, wo du regelrecht hoffst, dass du das gesamte Wochenende alles schön zusammenbekommst. Wenn du das hinbekommst, kannst du da gut fahren", weiß er.

"Es ist eine Strecke, wo du regelrecht hoffst, dass du das gesamte Wochenende alles schön zusammenbekommst. ." Kimi Räikkönen

Räikkönen im Ausschlaf-Modus

Weniger herausfordernd ist für den Finnen die Logistik vor Ort, die ihm nach eigenen Aussagen sehr entgegenkommt. "Die Distanz vom Hotel zur Strecke ist eine, die ich mag", hebt Räikkönen hervor. Außerdem schätzt er, dass "man normal aufstehen und alles in der erwarteten Reihenfolge erledigen kann. Das ist eines der schönen Dinge an diesem Rennen; besonders, dass es so spät startet", so der 33-Jährige, der sich als Langschläfer outet: "Ein Rennen am Abend bedeutet, dass ich später aufstehen kann."

"Ein Rennen am Abend bedeutet, dass ich später aufstehen kann." Kimi Räikkönen

Probleme bezüglich des späteren Rennstarts kann Räikkönen nicht ausmachen. Vielmehr schätzt der Lotus-Pilot die Abwechslung. "Wenn man eine Mischung aus Tag und Nacht hat, dann ist es eine andere Herausforderung, als wir sie von anderen Kursen kennen. Wir starten mit der Sonne und beenden das Rennen mit Lichtern. Es ist anders, interessant und für die Fans spektakulär anzuschauen", so Räikkönen.


Fotos: Lotus, Großer Preis von Indien


Sein Ziel für Abu Dhabi? "Es ist gut, auf einem Kurs zu fahren, bei dem man zuvor bereits ein starkes Resultat hatte", sagt er. "Ich würde gerne ein weiteres gutes Resultat einfahren, du weißt aber nicht, wie stark du sein wirst, bevor du auf die Strecke kommst", zeigt sich Räikkönen realistisch. Eins weiß er aber genau: "Ein Rennen wie vergangenes Jahr wäre gut, aber nicht so eins wie 2009."

"Ein Rennen wie vergangenes Jahr wäre gut, aber nicht so eins wie 2009." Kimi Räikkönen

Da frisst doch einer den Hut...

Teamkollege Romain Grosjean ist in der Formel 1 - neben Sebastian Vettel versteht sich - der Mann der vergangenen Rennen. Dreimal in Folge konnte der Franzose auf das Podium fahren, in Indien gelang ihm das gar von Startplatz 17. "Wenn mir einer nach dem Qualifying gesagt hätte, dass ich in Indien auf dem Podium sein würde, dann ich ihn für verrückt erklärt", zeigt sich auch Grosjean ungläubig ob des Husarenritts.

"Beim Rennstart war unsere Prognose bestenfalls der vierte Platz, wenn wir einen guten Start hinlegen und von da an ein perfektes Rennen fahren", gibt er zu. "Es war also ein erstaunliches Resultat und eine großartige Performance vom Team. Ein Freund von mir sagte, er würde einen Hut fressen, sollte ich mit einer Einstopp-Strategie durchkommen. Ich freue mich also, das zu sehen", erinnert Grosjean an das Versprechen.

"Ein Freund von mir sagte, er würde einen Hut fressen, sollte ich mit einer Einstopp-Strategie durchkommen." Romain Grosjean

Wäre mit einem besseren Startplatz gar der Sieg auf dem Buddh International Circuit möglich gewesen? "Wenn wir weiter vorne in der Startaufstellung gestanden hätten, dann wäre der Kampf um Platz eins definitiv möglich gewesen", ist sich Grosjean sicher, "aber Sebastian (Vettel; Anm. d. Red.) war einfach zu schnell."

Yas-Marina-Circuit zählt nicht zu Grosjeans Lieblingsstrecken

Über die Strecke in Abu Dhabi wird Grosjean zitiert: "Es ist eine erstaunliche Anlage und es sieht sehr beeindruckend aus. Sie wird nicht so häufig genutzt wie einige andere Kurse im Rennkalender. Wir wissen also, dass es zu Beginn des Wochenendes weniger Grip geben wird. Wenn man mich fragt, so ist es nicht mein Lieblings-Streckenlayout", gibt der Franzose zu. "Es gibt für meinen Geschmack zu viele Zweite-Gang-Kurven. Aber nicht jeder Kurs kann dein Favorit sein, allerdings scheint der E21 im Moment jede Strecke zu mögen."

"Es gibt für meinen Geschmack zu viele Zweite-Gang-Kurven." Romain Grosjean

Wie Teamkollege Räikkönen zieht auch Grosjean den späteren Rennstart vor. "Ich mag es, weil es bedeutet, dass ich länger schlafen kann und ich mag es zu schlafen! Die Logistik des Rennens ist ziemlich gut, da wir genau neben der Strecke untergebracht sind", freut sich der Franzose.

"Am Freitag fängt das erste Freie Training nicht bis zum Nachmittag an. Das Qualifying und das Rennen selber starten auch ziemlich spät am Nachmittag. Es ist also ein Unterschied zu vielen anderen Rennen", so Grosjean, der wie Räikkönen auch kein Problem darin sieht. "Wenn du im Cockpit sitzt, denkst du nicht an die Tages-, sondern an die Rundenzeit!"

"Wenn du im Cockpit sitzt, denkst du nicht an die Tages-, sondern an die Rundenzeit!" Romain Grosjean

Grosjean: Gute Erinnerungen an Abu Dhabi

Auch die wärmeren Temperaturen können dem Lotus-Mann nichts anhaben. Er weiß sich dagegen zu schützen. "Es ist sicherlich ein Kontrast zum aktuellen Wetter in Europa. Das Cockpit eines Formel-1-Boliden kann ziemlich heißt werden, auch wenn es draußen kalt ist. Abu Dhabi ist gewiss einer der heißeren Plätze, die wir besuchen. Es ist sehr wichtig, dass man eine Menge Flüssigkeit über den Tag verteilt zu sich nimmt, nicht nur wenn man im Auto sitzt. Wenn du nicht aufpasst, dehydrierst du", weiß Grosjean.

"Meine Geschichte in Abu Dhabi ist nicht so schlecht" erinnert sich der Franzose an zurückliegende Auftritte. "Vergangenes Jahr war es nicht das beste Wochenende für mich, da ich mich als Zehnter qualifiziert und das Rennen nicht beendet habe. Es war allerdings ein großartiges Rennen für das Team, wir wissen also, was möglich ist."

"Es ist sehr wichtig, dass man eine Menge Flüssigkeit über den Tag verteilt zu sich nimmt,." Romain Grosjean

"Ich stand hier in der GP2-Asia-Serie auf der Pole-Position und kam am Ende als Zweiter ins Ziel, dann habe ich ein Rennen in der GT1-Weltmeisterschaft (2010; Anm. d. Red.) gewonnen. Mein Comeback in der Formel 1 war auch in Abu Dhabi während des Freien Trainings in der Saison 2011. Ich habe also einige gute Erinnerungen an diesen Ort. Es wäre schön, wenn noch ein paar dazukommen würden", frohlockt Grosjean.

Ziel? Podium!

Sein Ziel für Abu Dhabi? "Ich komme mit derselben Philosophie wie in den vergangenen Rennen hierher, einfach das Beste zu geben und zu machen", betont Grosjean zunächst zurückhaltend. "Ich bin in Korea, Japan und Indien auf das Podium gefahren. Es fühlt sich gut an, da zu sein. Ohne mein Motorproblem in Singapur hätte ich dort auch auf dem Podium sein können", glaubt er.

"Zu diesem späteren Zeitpunkt der Saison funktioniert unsere Ausbaustufe des Boliden mit den überarbeiteten Pirelli-Reifen gewiss sehr gut und ich kann damit auf unterschiedlichen Kursen eine gute Performance abliefern", so Grosjean, der sich abschließend forscher zeigt: "Ich möchte einfach nur Punkte für das Team sammeln - und die meisten Punkte bekommt man für das Podium."