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  • 25.08.2013 15:29

  • von Roman Wittemeier

Vettel souverän: Lockerer Sieg in Spa-Francorchamps

Sebastian Vettel (Red Bull) zieht in der Meisterschaft davon: Sieg im Grand Prix von Belgien vor Fernando Alonso (Ferrari) und Lewis Hamilton (Mercedes)

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel geht konsequent in Richtung vierter WM-Titel in Folge. Der Red-Bull-Pilot war im Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps nicht zu stoppen. Vettel holte sich souverän seinen fünften Saisonsieg und baute seine Führung in der Gesamtwertung weiter aus. Auf den weiteren Podestplätzen kamen Fernando Alonso (Ferrari) und Polesetter Lewis Hamilton (Mercedes) ins Ziel. Diese beiden sind auch in der Meisterschaft nun die ersten Verfolger des amtierenden Champions.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

31. Grand-Prix-Sieg für Sebastian Vettel: Sichere Führung in der WM Zoom

"Es war ein fantastisches Rennen vom Start bis ins Ziel", sagt Vettel nach seinem 31. Grand-Prix-Erfolg. Der Deutsche hatte von Startplatz zwei nur kurz jemanden vor sich. In die erste Kurve (La Source) hatte sich Polemann Hamilton noch in Führung retten können, doch anschließend machte Vettel kurzen Prozess. Nach der ersten Durchfahrt der berühmten Eau Rouge nutzte der Heppenheimer den besseren Top-Speed seines RB9 und ging kompromisslos an Hamilton vorbei.

"Als ich an Lewis vorbei war, konnte ich das Rennen gut kontrollieren", meint der strahlende Sieger, der fortan nie mehr in Gefahr kam. Bereits nach zwei Runden hatte er einen Vorsprung von mehr als zwei Sekunden. Er baute den Abstand auf knapp fünf Sekunden aus und kontrollierte anschließend mit Leichtigkeit das Tempo. Dahinter konnten Hamilton und dessen Teamkollege Nico Rosberg nicht folgen. Im Gegenteil: Rosberg geriet unter Druck von Jenson Button (McLaren) und Alonso.

Alonso im Eiltempo nach vorne

Der Spanier war von Startplatz neun auf den ersten Metern bis auf Rang fünf nach vorne geschossen. Nach nur vier Runden konnte er sich aufgrund des tollen Rennspeeds des Ferraris an Button vorbeiarbeiten. Nur zwei Runden später war auch Rosberg fällig - Alonso innerhalb kurzer Zeit also auf Podestkurs. Die große Show des Asturiers ging nach der ersten Runde der Boxenstopps weiter. In Runde 15 war Alonso an Polemann Hamilton vorbei und somit Zweiter.

Damit war dann jedoch die Aufholjagd des Spaniers vorbei. Der führende Vettel war unangreifbar. "Ich konnte jederzeit Boden gutmachen", sagt der Rennsieger. "Wir hatten genug Puffer auf die Leute hinter uns. Und Sebastian hatte ein tolles Tempo. Es war eine klasse Leistung. Ein dominantes Auftreten mit tollem Teamwork", freut sich Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Es war recht einfach, aber das weiß man natürlich vorher nie."

Fernando Alonso

Fernando Alonso profitierte in der Frühphase von gutem Topspeed Zoom

"Gestern lief es nicht gut, daher ist der zweite Platz nun richtig fein. Ich konnte einige Autos beim Start überholen, danach war es phasenweise etwas langweilig", fasst Alonso seine Fahrt zusammen. Nach seinem Überholmanöver gegen Hamilton war der zweite Rang des Spaniers kaum noch in Gefahr. "In Monza wäre es sehr wichtig, dass wir vorne dabei sind. Wir wollen den Sieg holen und die Tifosis glücklich machen", blickt der Ferrari-Pilot bereits voraus.

Mercedes nicht schnell genug

Mercedes war am Renntag nicht so konkurrenzfähig wie gedacht. Bei trockenen Bedingungen konnten Hamilton und Rosberg das Tempo nie mitgehen. "Es war ein hartes Rennen. Die Konkurrenz war heute sehr stark", gibt der Brite offen zu. Und auch Rosberg gesteht neidlos: "Ich muss echt sagen, der Sebastian ist wieder ein Wahnsinns-Rennen gefahren. Okay, er hat ein Auto, was ein wenig schneller ist als unseres, aber es ist trotzdem Wahnsinn, wie der da vorne abgehauen ist. Echt stark!"

Beinahe wäre Mercedes sogar gar nicht auf dem Podest vertreten gewesen. Jenson Button war phasenweise auf dem dritten Rang. Der McLaren-Pilot spekulierte zwischenzeitlich mit einer Einstoppstrategie. Doch neun Runden vor dem Ende waren die harten Slicks von Pirelli am Ende. Button drohte durchgereicht zu werden. Man plante schnell um und holte den Champion von 2009 noch einmal herein. Immerhin brachte Button den Wagen auf Rang sechs ins Ziel. Das Team ist im Aufschwung.

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton konnte sich nur beim Start an der Spitze halten Zoom

Wenn der Grand Prix von Belgien nur wenige Runden länger gedauert hätte, dann wäre Button möglicherweise sogar noch Fünfter geworden. Mit den frischeren Pneus am Ende konnte er in großen Schritten auf Mark Webber (Red Bull) aufholen, der seinen Platz jedoch ins Ziel retten konnte. Platz fünf ist zu wenig für den Australier, der von Startplatz drei gekommen war. Wieder einmal war ein mieser Start für das schlechte Abschneiden verantwortlich.

Webber: Mal wieder der Start...

Der zukünftige Porsche-Le-Mans-Pilot, der kurz vor dem Start im australischen TV seinen Nachfolger benannt hatte ("Wir wissen alle, wer es ist. Das ist toll für ihn und für Australien"), hatte am Sonntag beim Start einen Leidensgenossen. Felipe Massa kam mit seinem Ferrari auch nicht in Fahrt. Der Brasilianer fiel zunächst auf Rang zwölf zurück, kämpfte dann mit einem defekten KERS, schaffte es mit einer guten Taktik und sauberen Fahrt aber noch auf Rang sieben.

Die größten Verlierer des Tages findet man wohl im Lager von Lotus. Vor allem Kimi Räikkönen hat keine gute Laune. Der Finne bekam früh im Rennen starke Probleme mit den Bremsen an der Vorderachse, immer wieder gab es große Staubwolken aus den Rädern. Nach 26 Runden war Schluss. Räikkönen wollte sich gerade an Massa vorbeikämpfen, als die Bremsen nicht mehr mitmachten. "Dann war das Rennen beendet", so der Finne trocken - sein erster Ausfall seit dem Comeback 2012 und ein herber Rückschlag im Titelkampf.

Räikkönen lag während seiner Fahrt sicher in den Punkten, konnte aber das Tempo der Spitze nicht einmal ansatzweise mitgehen. Ebenso sein Teamkollege Romain Grosjean. Der "Start-Rambo" von 2012 probierte als einziger Fahrer eine Einstoppstrategie, die ihn aber auch nur auf Rang acht führte. Grosjean hatte am Ende einen sicheren Vorsprung auf Adrian Sutil (Force India), der einen interessanten Nachmittag in den Ardennen erlebte.


Fotos: Großer Preis von Belgien


In der 19. Runde stand Sutil gemeinsam mit Esteban Gutierrez (14./Sauber) im Fokus. Die beiden lieferten sich durch Eau Rouge ein Duell mit Feindkontakt und fliegenden Teilen. "Der hat mir in die La Source hinein plötzlich extrem die Tür zugemacht. Da wollte ich ihm zeigen, dass das nicht richtig war", sagt der Deutsche, der beim Paarflug in Richtung Eau Rouge keinen Zentimeter nachgab. "Wenn man im Auto drinsitzt, dann macht man das irgendwie automatisch. Man hat das Gefühl, dass es geht und dann hält man drauf. Im Fernsehen sieht es dann immer spektakulär aus, aber es war kontrolliert."

Vettel-Vorsprung so groß wie nie zuvor

Sutil konnte trotz seines leicht lädierten Autos in der Folge gute Runden drehen. Und er hatte mehr Glück als sein Teamkollege Paul di Resta, der nach eine kuriosen Kollision mit Pastor Maldonado (17./Williams) ausschied. Sutil hatte den Venezolaner im dichten Verkehr vor der letzten Schikane berührt. Maldonado wollte offenbar sofort reagieren und instinktiv in die Boxengasse abbiegen. Er übersah dabei aber di Resta und rammte ihn heftig von der Piste. Ende für den Schotten, Stop-and-Go-Strafe für den Williams-Piloten.

Den letzten Punkt holte sich nach toller Aufholjagd in den abschließenden Runden der zukünftige Vettel-Teamkollege Daniel Ricciardo. Der Toro-Rosso-Pilot kam spät zu seinem letzten Stopp und ließ in der Folge Nico Hülkenberg (13./Sauber), Jean-Eric Vergne (12./Toro Rosso) und Sergio Perez (11./McLaren) stehen. Die Teams Sauber und Williams blieben somit wieder einmal ohne Punkte, auch Caterham und Marussia waren trotz ausnahmsweise besserer Startplätze chancenlos.

Kimi Räikkönen

Ausfall von Räikkönen: Die Serie von Punkteplatzierungen ist gerissen Zoom

In der Gesamtwertung hat Vettel nun 197 Punkte. Verfolger Alonso (151) ist nun schon 46 Zähler zurück. Einen solch großen Vorsprung hatte Vettel noch in keiner Saison! "Das fühlt sich gut an. Unser Auto war hier besser als erwartet. Mit einem solchen Tempo kann man ein Rennen kontrollieren. Jetzt freue ich mich auf Monza. Mal schauen, was dort passieren wird", sagt der Champion. Lewis Hamilton (139 Punkte) und Kimi Räikkönen (134) haben wohl nur noch theoretische Chancen auf die Krone.