Button: "Wir können um einen Podestplatz kämpfen"

McLaren-Fahrer Jenson Button spricht zuversichtlich über seine Chancen in Spa und erklärt, warum der Traditionskurs bei den Fahrern so ungeheuer beliebt ist

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button reist gern nach Spa-Francorchamps. Und das nicht nur, weil er im vergangenen Jahr dort den Großen Preis von Belgien gewonnen hat. Für den britischen McLaren-Piloten stellt der 7,004 Kilometer lange Kurs eine Strecke der alten Schule dar, auf der das Fahren noch mehr Spaß macht als andernorts. Und wie Button in seiner ausführlichen Medienrunde erklärt, ist Spa der ideale Platz, um nach der mehrwöchigen Sommerpause der Formel 1 in den Rennbetrieb zurückzukehren.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Raus aus der Sommerpause, hinein ins Spa-Vergnügen: Jenson Button Zoom

Frage: "Jenson, wie war deine Sommerpause. Hast du dich gut erholt?"
Jenson Button: "Es war eine lange Sommerpause. Es war richtig toll. Ich habe zweieinhalb Wochen mit meiner Lebensgefährtin verbracht. Wir haben uns in Sardinien entspannt. Es ist aber auch schön, wieder zurück zu sein."

Frage: "Wie sehr magst du die Strecke in Spa-Francorchamps?"
Button: "Ich denke, die meisten Fahrer haben Spaß auf dieser Strecke. Es ist ein Kurs der alten Schule, und ein sehr schneller noch dazu. Über die Jahre hat sich die Sicherheit hier verbessert, was wichtig ist. Wir fahren schließlich unheimlich schnell. Es ist aber immer noch ein ganz besonderes Gefühl, wenn du hier einen Rennwagen bewegst. Spa ist einer der Kurse, die mir etwas besser liegen. Kurse wie Suzuka und Monza stechen nicht nur aufgrund ihrer Historie heraus, sondern auch, weil es dort ungeheuer schnell und flüssig zugeht."

"Eine Strecke, die ich liebe." Jenson Button

Frage: "Wie schön ist es, direkt nach der Sommerpause auf eine solche Strecke zu kommen?"
Button: "Nun, es ist immer toll, eine kleine Pause zu haben, in der du Urlaub machen kannst. In Spa das erste Rennen nach der Sommerpause zu bestreiten, ist etwas Besonderes. Darauf habe ich mich schon die ganze Zeit über gefreut. Eine Strecke, die ich liebe."

"2012 habe ich hier gewonnen. Und es fühlt sich ein bisschen so an, als würde ich wieder Kartsport betreiben, weil es eben eine Strecke der alten Schule ist. Die Fans hier sind echte Fans. Sie reisen aus aller Welt an, um hier dabei zu sein. Das ist toll. Das Wetter ist mal so, mal so. Ein bisschen wie in Großbritannien in meiner Zeit im Kartsport. Das war aber auch einer meiner bisher besten Lebensabschnitte. Ich hoffe also, wir haben viel Spaß hier."


Fotos: Großer Preis von Belgien, Pre-Events


Frage: "Kannst du beschreiben, wie es sich anfühlt, durch die Eau Rouge zu fahren?"
Button: "In einer Qualifikations-Runde sollte man in einem Formel-1-Auto leicht mit Vollgas durchfahren können. Das hört sich aber so an, als wäre es keine Kurve mehr. Man ist trotzdem noch immer am Limit. Das Auto bewegt sich ständig. Die Reifenflanken arbeiten und die Aufhängung vollbringt wahrhaft Höchstleistungen, um das Auto unter Kontrolle zu halten."

"Als Fahrer bekommst du einen Adrenalinstoß. Wir fahren schließlich mit Vollgas und bei 300 km/h durch eine Kurve. Vom Ausgang der Eau Rouge bis hin zum Ende der Geraden legen wir gar nicht mehr so viel an Tempo zu. Es ist einfach eine besondere Kurve und eine, die wir lieben. Es macht Spaß. Vor allem mit wenig Sprit im Tank. Mit viel Sprit oder vollen Tanks ist es eine irre Herausforderung."

Vollgas pur in Spa

Frage: "Ihr steht hier 23 Sekunden am Stück auf dem Gas. Wie sehr gefällt dir das?"
Button: "Das bedeutet nicht allzu viel, es ist einfach nur furchtbar laut. Das ist das einzige Negative daran. Mit vollem Tempo in die Eau Rouge zu fahren und einzulenken, ist wohl das Aufregendste. Auf einer Geraden wartest du sonst nur auf die nächste Kurve. Das Spannende an diesem Kurs ist für mich, dass die Strecke so unheimlich flüssig ist. Es fühlt sich so an, dass du viel mehr Zeit auf dem Gas verbringst. Das ist aufregend. Deshalb lieben wir diesen Kurs. Und so viele Strecken dieser Art gibt es nicht mehr in der Formel 1."

"Mein Gefühl sagt mir: Wir können hier um einen Podestplatz kämpfen." Jenson Button

Frage: "Du hast schon in Budapest gesagt, dass du in Spa durchaus mit einem Platz auf dem Podest spekulierst. Stehst du noch immer zu dieser Prognose oder hat sich seither etwas verändert?"
Button: "Ich denke, wir müssen optimistisch sein. Das bin ich auch. Ich weiß nur nicht, welche Position wir letztendlich einnehmen werden. Mein Gefühl sagt mir aber: Wir können hier um einen Podestplatz kämpfen."

"Sollten wir Fünfter werden und fünf Sekunden hinter dem Dritten ankommen, dürften wir ziemlich zufrieden sein. Ich will auf jeden Fall nicht Fünfter oder Sechster sein und 30 Sekunden zurückliegen. Wir wollen Fortschritte sehen. Unser Ziel sollte daher ein Podestplatz sein."

"Ich sehe keinen Grund, weshalb das nicht so sein sollte. Wir brauchen es einfach, denke ich. Ich habe kein Problem damit, das so in Worte zu fassen. Wir sind dem Podest in diesem Jahr zwar noch nicht allzu nahe gekommen, aber man muss sich ja schließlich auch große Ziele setzen und hohe Erwartungen an sich selbst haben."

Frage: "Warum gerade hier in Spa?"
Button: "Ich mache das am Layout des Kurses fest. Monza könnte ebenfalls eine Chance bieten. Es sind das Layout der Strecke und das Abtriebsniveau, auf das es hier ankommt. Ich hoffe, das spielt unserem Auto in die Karten. Das sollte besser für uns sein, ja."

Frage: "Gibt es Gründe, weshalb du dir größere Fortschritte dieser Art versprichst?"
Button: "Ja. Gute Gründe (lacht; Anm. d. Red.). Wir haben ein paar neue Kleinigkeiten am Auto, aber nichts Großes. Ich kann dazu nicht sehr viel sagen, aber wir haben nun mehr Werkzeuge an der Hand, um das Setup des Fahrzeugs einzustellen."

"Es geht also nicht um Dinge, die die reine Geschwindigkeit des Autos verbessern, sondern um Dinge, die dir beim Abstimmen helfen. So kriegen wir eine bessere Balance ins Fahrzeug. Das hatten wir in Budapest nicht oder nur sehr eingeschränkt. Das hat mich speziell im Qualifying behindert."

McLaren kennt keinen Entwicklungsstopp

Frage: "Schnelle Abschnitte könnten dem Auto liegen..."
Button: "Ja, könnte sein. Wir haben unsere Effizienz verbessert. Ich denke, das war zu Beginn des Jahres ein Problem. Da sind uns Fortschritte gelungen. Und auf Kursen wie Spa oder Monza ist das auch dringend erforderlich. Mittelschnelle und schnelle Stellen sollten uns besser liegen als langsame Passagen. Das ist unsere Schwäche."

Frage: "Wenn das Auto hier in Spa schnell ist, wird es dann auch in Suzuka schnell sein?"
Button: "Der Unterschied ist: Hier in Spa fahren wir mit recht wenig Abtrieb, aber in Suzuka fahren wir mit viel Abtrieb. Hier sollten wir also konkurrenzfähiger sein als dort. Das ist schade, denn ich würde wirklich gern gut abschneiden in Japan. Jetzt konzentrieren wir uns aber erst einmal auf das Wochenende in Belgien. Ich denke, es könnte ganz gut werden."

"Es wäre falsch, sich schon jetzt völlig auf 2014 zu konzentrieren." Jenson Button

Frage: "Werdet ihr nach Spa noch weitere Entwicklungen am Auto umsetzen oder bekommt ihr dann keine neuen Teile mehr?"
Button: "Wir erhalten weiterhin Neuentwicklungen. Es wäre falsch, sich schon jetzt völlig auf 2014 zu konzentrieren, denke ich. Zum Einen, weil du in dieser Saison noch einiges lernen kannst, obwohl sich das Design des Autos im kommenden Jahr wesentlich verändert. Wir werden Teile nutzen, von denen wir wissen, dass sie uns 2014 helfen werden. Meines Wissens nach entwickeln wir nichts, was sich nicht auf das nächstjährige Auto übertragen lässt."

Frage: "Ein Podestplatz hier in Spa wäre dein 50. Top-3-Ergebnis in der Formel 1. Bedeuten dir solche Statistiken etwas?"
Button: "Nein. Nicht bei Podestplätzen. Wenn es um meinen 50. Sieg gehen würde, wäre ich wohl ziemlich erfreut darüber. Da stehe ich aber ungefähr bei 15. Noch ist es also nicht so weit."

Frage: "Glaubst du, es gelingt deinem Team, so große Fortschritte zu machen, dass ihr Force India noch abfangen könnt?"
Button: "Nun, das ist nicht unser Hauptziel. Priorität hat jedes einzelne Rennen. Wir schauen, was wir bei jedem Grand Prix erzielen können. Die ersten vier Teams in der Herstellerwertung sind außer Reichweite - wenn sie nicht gerade eine furchtbar schlechte Saison-Endphase haben und wir nicht unheimlich konstant und erfolgreich auftreten."

Frage: "Was hältst du von den Rillen im Asphalt der Zielgeraden? Werden die Top 12 weniger gut wegkommen als der Rest?"
Button: "Ich weiß es nicht. Das werden wir aber sicher noch herausfinden. Das Ziel ist natürlich, am Renntag aus der ersten Hälfte des Feldes loszufahren."

Frage: "Die 'Silly Season' ist angebrochen. Und wir haben noch keine offizielle Nachricht bekommen, wie es mit dir 2014 weitergeht..."
Button: "Ich auch nicht (lacht; Anm. d. Red.)! Seltsam eigentlich."

"Ich denke, ich habe einen Vertrag für das kommende Jahr." Jenson Button

Frage: "Bist du auf dem Markt?"
Button: "Ich denke, ich habe einen Vertrag für das kommende Jahr, aber da fehlt, glaube ich, noch die Unterschrift. Ich will im nächsten Jahr hier bei McLaren bleiben. Das könnte man nach dieser Saison als seltsam einstufen. Ich denke aber, dass diese Saison in gewisser Weise gut für uns sein kann. Wir werden 2014 ein viel stärkeres Team sein. Ich will also im kommenden Jahr hier bleiben. Doch wie du schon sagst: Das ist vom Team noch nicht bestätigt worden. Darauf müssen wir wohl noch warten."

Frage: "Im nächsten Jahr könnte es freie Cockpits bei Ferrari oder Red Bull geben..."
Button: "Der Platz bei Ferrari wäre eine klasse Möglichkeit für jeden Fahrer in der Formel 1. Es ist ungeheuer aufregend, die Chance zu bekommen, für ein Team wie Ferrari zu fahren, wenn man ihre Ergebnisse oder die Leidenschaft im Team bedenkt. Es ist eine interessante Kultur. Ich halte das für eine tolle Gelegenheit. Und jemand, der es verdient hat, wird den Platz dann abstauben, schätze ich."

Frage: "Hast du es auf eine Zukunft mit Honda abgesehen?"
Button: "Ja, die Zukunft des Teams klingt schon sehr interessant. Das ist spannend. Neue Herausforderungen liegen vor uns. Ich freue mich aber auch schon auf die nächste Saison. Es geht zunächst einmal darum, die neuen Motoren einzuführen und die neuen Autos zu verstehen. Wenn du da über den Winter viel Zeit investierst, kannst du 2014 einen großen Unterschied machen, denke ich. Und ich glaube, ich bin ziemlich gut darin, den Antriebsstrang und dergleichen zu verstehen."

"Keine Ahnung, wer wie dastehen wird." Jenson Button

Frage: "Es heißt immer wieder, Mercedes habe für 2014 das beste Paket. Ist auch das ein Grund, weshalb du gern bleiben würdest?"
Button: "Nun, ich weiß es nicht. Keine Ahnung, wer wie dastehen wird. Es gibt so viele Gerüchte. Manche Motoren sollen vier Rennen hintereinander bei Vollgas aushalten. Andere Motoren sollen es nicht bis zur Zielflagge schaffen, wenn man nicht ständig Tempo rausnimmt. Ich weiß es nicht. Es gibt so viele Gerüchte und niemand weiß, ob es stimmt oder falsch ist. Um ehrlich zu sein: Ich denke nicht, dass man uns allzu viele Informationen an die Hand gibt."

Frage: "Wenn du einen Vertrag hast, warum gibt es dann noch Fragezeichen für 2014?"
Button: "Weil wir noch nicht darüber gesprochen haben. Es ist eine Option."

Frage: "Was war das Verrückteste, das du über dich und die 'Silly Season' gelesen hast? Da gab es doch bestimmt ein paar wilde Gerüchte, oder?"
Button: "Ich war in Österreich und habe einen Anruf von - angeblich - Ron Dennis erhalten. Das war 2002, also nicht gerade zur besten Zeit meiner Karriere. Ich habe ihn dann zurückgerufen und gesagt: 'Hallo, hier ist Jenson. Du hast mich angerufen?'"

"Ich dachte, vielleicht tut sich da eine Möglichkeit für mich auf. Er sagte: 'Jemand hat mich angerufen und gesagt, dass du glaubst, ein Cockpit bei uns zu haben.' Ich sagte: 'Nein, das ist Blödsinn.' Er sagte: 'Wir schauen uns derzeit nicht nach Fahrern um. Und stehst noch zu sehr am Anfang deiner Karriere.' Es war irre. Und jetzt bin ich hier. Eine wirklich verrückte Nummer."

Frage: "Denkst du als Rennfahrer bei all deiner Erfahrung überhaupt an etwas Bestimmtes am Start oder ist das einfach nur 'Business as usual'? Wie empfindest du das?"
Button: "Der Start ist immer etwas Stressiges. Wir alle wollen schließlich so gut loskommen wie möglich. Einfach ist es trotzdem nicht. Du musst die Kupplung und das Gas genau dosieren. Du musst es perfekt erwischen. Ein Bisschen zu viel und schon drehen die Räder durch."

"Es ist schwierig, es genau auf den Punkt zu bringen. Und dein Herz schlägt dir schon bis zum Hals, wenn die Drehzahl in die Höhe geht und die Ampeln nacheinander angehen. Das ist ein ganz besonderer Augenblick. Und daran gewöhnst du dich eigentlich nie. Ich denke, das ist auch ganz gut so. Denn wenn in dir das Adrenalin hochkocht, dann reagierst du auch gut."

Frage: "Denkst du nach dem Start im Cockpit auch gleich darüber nach, wie gut oder schlecht dir der Start gelungen ist? Flucht man da auch mal?"
Button: "Nun, für einen alten Burschen habe ich ziemlich gute Reaktionszeiten. Wenn man sich die Startdaten ansieht, kann man ausrechnen, wer wie schnell reagiert. Ich bin vorn dabei. Das stimmt mich recht zufrieden."