1958 bis 2013: Frank Williams und der Meilenstein Silverstone

Vor 55 Jahren besuchte Frank Williams seinen ersten Grand Prix in Silverstone, 2013 feiert er mit seinem Rennstall sein 600. Rennen auf dem britischen Traditionskurs

(Motorsport-Total.com) - Nachdenklich blickt er nach der Qualifikation. Nur die Plätze 16 und 17 konnten seine beiden Piloten zum 600. Jubiläum von Williams in einer ohnehin schon schweren Saison beitragen. Längst reist Teamgründer Frank Williams nicht mehr zu allen Grands Prix, besonders die längeren Reisen umgeht der an den Rollstuhl gefesselte Brite mittlerweile. Doch zum Teamjubiläum in der Wiege des Motorsports, dort wo für ihn einmal alles angefangen hat, da lässt er es sich natürlich nicht nehmen.

Titel-Bild zur News: Nigel Mansell

Nigel Mansell, Weltmeister von 1992, kommt zum Gratulieren bei Frank Williams vorbei Zoom

Doch eigentlich ist das Jubiläum sogar geschummelt. "Technisch gesehen ist es das 599. Rennen, seit Williams 1977 angefangen hat, aber es ist nur rechtens es auf heimischer Erde zu feiern", schreibt Williams bei den Kollegen von 'Autosport'. Dieses Recht sei dem sympathischen Teamchef gerne eingeräumt. Mittlerweile ist es 55 Jahre her, dass der heute 71-Jährige als 16-jähriger Teenager sein erstes Formel-1-Rennen in Silverstone besuchte. Das war 1958. Williams erinnert sich noch genau.

"Damals bin ich zu allen Rennen per Anhalter gefahren", erzählt er dem 'Telegraph' mit einem Lächeln. "Ich erinnere mich: Ich habe unsere Einfahrt um sechs Uhr morgens an einem schönen Sommertag verlassen und war um 14:15 Uhr an der Strecke. Acht Stunden für eine 70-Meilen-Tour! Aber das war mir egal, ich habe mich einfach riesig gefreut, dort zu sein." Ein Ticket brauchte er nicht: "Alle Tore waren offen, keiner hatte um diese Zeit mehr Belegschaft dort. Ich ging zu Copse und habe eine Lücke gefunden. Es war der Himmel."

Sieben Jahre später gründete Williams den Rennstall Frank Williams Racing Cars, mit dem er erst in der Formel 2 und ab 1969 auch in der Formel 1 antrat. Sechs Jahre später verkaufte er sein Team an den Österreicher Walter Wolf. Diese Zeit zählt Williams nicht einmal zu den 600 Grands Prix seines Teams hinzu. "Ich persönlich zähle über 700 Rennen mit meinem ersten Team. Das war meine Lernkurve."

Mit Patrick Head kam der Erfolg

"Das erste Team hatte einfach nicht die technische Tiefe, die es für einen Erfolg benötigt. Aber dann kam Patrick Head, und die Sonne dämmerte auf meine kleine Welt. Er brachte die stark technische Herangehensweise mit, die den Unterschied gemacht hat." Was folgte, war eine unbestrittene Erfolgsgeschichte. Schon 1979 gelang dem Privatteam durch Clay Regazzoni der erste Sieg - natürlich in Silverstone. "Ich war überrascht, wie schnell wir Erfolg hatten", erinnert sich Williams.

Mit Honda und insbesondere Renault feierte das Team später seine größten Erfolge und war besonders in den 90er Jahren das Maß aller Dinge. 1997 holte Williams mit Jacques Villeneuve den siebten Fahrer- und neunten Konstrukteurstitel. Es sollten die letzten großen Erfolge der Truppe bleiben. "Es gab ein paar Fehler von Zeit zu Zeit, aber wir waren meistens so gut wie jedes andere Team, auch wenn uns Benetton, Ferrari und McLaren manchmal geschlagen haben", so Williams. "Aber als die anderen Hersteller aufgetaucht sind, wurde es härter."

Ayrton Senna, Frank Williams

Auch Ayrton Senna war für das britische Traditionsteam unterwegs Zoom

Zusammen mit BMW konnte man noch einige kleinere Erfolge feiern, bevor das Team langsam im Mittelfeld versank. Mittlerweile ist man nicht einmal mehr Punktekandidat. In den bisherigen Rennen der aktuellen Saison gab es für den Rennstall nichts zu holen. Doch seinen Kampfgeist hat der "Rollstuhlgeneral", wie er häufig genannt wird, noch lange nicht verloren. Er träumt von einer Rückkehr in die Erfolgsspur.

Der langsame Rückzug des Frank Williams

"Ich möchte Williams nicht nur wieder siegen sehen, sondern dominieren", erklärt er. Doch das kann der 71-Jährige nicht mehr so häufig vor Ort. Er überlässt so langsam seiner Tochter Claire das Zepter im Team. "Zu meiner Überraschung scheint es, als sei meine Tochter mehr als kompetent, auf meinem Stuhl zu sitzen", glaubt er, dass sein Team, an dem sein ganzes Herzblut hängt, in guten Händen ist.

"Sie ist wie ihr Großvater, der Vater meiner Frau, der ein sehr gewiefter Geschäftsmann war. Sie hat wahrscheinlich ein bisschen was von ihm, von mir, und von ihrer Mutter geerbt." Jene Mutter, die im März verstarb, und ein bisschen von der Geschichte des Williams-Teams mit ins Grab nahm. Wie lange Frank noch ein Teil bleibt, ist noch offen. Doch langsam aber sicher wird sich auch der Teamgründer immer weiter in den Hintergrund schieben und das restliche Leben genießen. Die Formel 1 wird dabei natürlich ein großer Teil bleiben, denn ohne die Königsklasse kann er nicht.

"Ich genieße es immer noch enorm, zu den Rennen zu kommen - genauso wie vor meinem Unfall." Es war der 7. März 1986, als ein Autounfall auf dem Weg zum Flughafen von Nizza das Leben von Frank Williams veränderte. Seitdem ist er querschnittsgelähmt, was er selbst aber nicht als großes Problem betrachtet: "Der Mensch kann sich sehr gut anpassen. Manche leben am Nordpol, und denken darüber gar nicht nach. In meiner Position ist es dasselbe. Es braucht eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat, aber ich denke überhaupt nicht daran."

Bernard Rey, Frank Williams

Erfolgreiche Williams-Boliden waren in der Vergangenheit keine Seltenheit Zoom

"Ich war sehr glücklich. Ich bin in der sechsten Dekade in der Formel 1. Ich hätte im Leben bezüglich Vergnügen und Befriedigung nichts besser machen können", drückt er seine Liebe zum Motorsport aus. "Es ist ein wundervoller Sport voller talentierter, cleverer Leute und es war ein Privileg, und wird es auch weiter sein, dabei zu sein." In Silverstone, wo vor 55 Jahren alles begonnen hat, soll sich der Kreis für Williams noch lange nicht schließen.

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