Sutil: "Das beste Auto, was ich je gefahren bin"

Adrian Sutil zurück in China: Den Zwischenfall mit Eric Lux vor zwei Jahren will er mittlerweile vergessen haben, ihn interessiert die starke Performance des VJM06

(Motorsport-Total.com) - "Ich habe keine Sorgen, keine Emotionen. Die Vergangenheit ist für mich vorbei und ich konzentriere mich auf meine Zukunft." Adrian Sutil kommt an den Ort zurück, der ihm wohl 2011 die schlimmsten Erinnerungen bereiten dürfte. Vor zwei Jahren war es in Schanghais Nachtleben, wo der Force-India-Pilot seinen Zwischenfall mit Lotus-Teilhaber Eric Lux erlebte, was eine Gerichtsverhandlung und ein Jahr auf dem Abstellgleis zur Folge hatte. Doch das alles will der Gräfelfinger überwunden haben.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil hat sichtlich Freude, wieder zum Formel-1-Zirkus zu gehören Zoom

Die Gedanken gelten der Saison 2013, die für das Force-India-Team so wundervoll begann. In Australien führte Sutil lange Zeit seinen ersten Grand Prix an, was sogar Helmut Marko dazu veranlasste, den Deutschen zur größten Überraschung zu küren. "Es ist sehr schön, das von Dr. Marko zu hören", fühlt sich Sutil gegenüber 'formula1.com' geschmeichelt. "Er hat eine Menge Erfahrung und hat viele Fahrer gesehen und mit ihnen gearbeitet. Es ist auch schön zu hören, dass es noch Dinge gibt, die ihn überraschen", schmunzelt der Force-India-Pilot.

Obwohl es in Malaysia dann die Probleme mit den Radmuttern gab, zeigte der 30-Jährige bis dahin ebenfalls wieder eine ansprechende Leistung, was ihm viele nach dem Jahr Pause nicht mehr zugetraut hätten. Doch für Sutil stellte sich der Einstieg als nicht besonders schwierig heraus: "Ich bin einfach nur so schnell gefahren, wie ich konnte. Ich war glücklich, wieder im Auto zu sein und es hat gut funktioniert."

Boxenstopp-Probleme vorbei

Doch auch der VJM06 trage natürlich seinen Teil dazu bei: "Das Auto ist sehr gut. Es ist das beste Auto, was ich je gefahren bin", lobt der Deutsche sein Arbeitsgefährt. "Es hat eine sehr neutrale Balance, ist gutmütig zu den Reifen und auch die Rennpace ist sehr konkurrenzfähig." Nach dem siebten Platz von Australien wollte man in Malaysia in ähnliche Regionen vordringen - wenn nicht sogar weiter. "Aber im Qualifying wurden wir durch den Regen ein bisschen auf dem falschen Fuß erwischt - und im Rennen haben wir alle die Probleme mit den Boxenstopps gesehen."


Fotos: Force India, Großer Preis von China, Pre-Events


"Aber wir haben diese ausgeräumt", verspricht er. "Ich bin zuversichtlich und bereit für die nächste Mission hier in China. Alles ist möglich, es liegt in meinen Händen. Ich habe Ziele, und ich gebe mein bestes, diese zu erreichen." Wie diese Ziele aussehen, ist auch klar: "Ich möchte aufs Podium", sagt Sutil ganz deutlich. Oder darf es sogar ein wenig mehr sein? "Natürlich wollen wir an der absoluten Spitze sein, darum sind wir hier - um das möglich zu machen."

Natürlich weiß Sutil, dass solche Resultate nicht einfach vom Himmel fallen: "Es ist ein harter Weg. Wir haben hier und da gezeigt, dass es möglich ist, ein gutes Resultat zu erreichen." Besonders die Führung in Australien sei ein positives Zeichen für das Team gewesen, schließlich fing die Saison so an, wie die alte aufgehört hat. "Nico (Hülkenberg; Anm. d. Red.) hat es im letzten Jahr auch gemacht. Das nächste Rennen war Australien, also hat Force India zweimal hintereinander ziemlich viele Runden geführt. Das ist ein Zeichen, dass mit dem Auto definitiv viel mehr möglich ist."

Die Reifen als Schlüssel zum Erfolg?

Doch woran liegt es, dass der VJM06 so stark erscheint? "Das ist vermutlich eine Kombination aus vielem - im Paket mit den Reifen", analysiert Sutil. "Ich hatte einfach nicht so viele Probleme mit den Reifen, wie die anderen. Das ist vermutlich unser Vorteil." Auf dem Gezeigten ausruhen könne man sich allerdings nicht, weiß der Deutsche: "Es waren erst zwei Rennen, also werden wir uns noch länger auf das Auto konzentrieren." Wann die Aufmerksamkeit auf das 2014er-Auto wechselt, könne er auch nicht sagen.

Adrian Sutil

Der Deutsche hatte entgegen mancher Befürchtungen keine Einreiseprobleme Zoom

"Ich denke, das hängt von unserer generellen Performance ab. Wenn wir wirklich gut in der Weltmeisterschaft liegen, müssen wir bis zum letzten Rennen pushen. Wenn nicht, dann wäre es vielleicht klüger, uns auf das nächstjährige Auto zu konzentrieren. Aber es ist zu früh, um das zu sagen. Wir müssen uns nun auf die nächsten Rennen konzentrieren", so der Hobby-Pianist. Zudem gelte es, den aktuell guten Boliden so lange wie möglich auszunutzen: "Wir haben ein starkes Paket und müssen so viele Punkte wie möglich holen, solange wir in dieser Position sind."

"Aber wir machen uns keine Illusionen", ergänzt er. "McLaren wird zurückkommen. Das ist sicher. Aber an diesem Wochenende - und am nächsten in Bahrain - sollten zwei Rennen stattfinden, bei denen wir pushen und um gute Resultate und Punkte kämpfen können. Alles, was danach kommt, bleibt abzuwarten. Also Jenson (Button) und Sergio (Perez; Anm. d. Red.), passt auf!" (lacht; Anm. d. Red.)

Kein Blick zurück

Bisher war China sportlich gesehen nicht das Lieblingsrennen von Sutil. Zwei Ausfälle und drei Platzierungen außerhalb der Punkte stehen für den Gräfelfinger hier auf dem Konto. "Doch wenn ich hier erfolgreich sein werden, dann werde ich die Strecke in Zukunft zu meinen Favoriten zählen", lacht Sutil. Melbourne-ähnliche Bedingungen sollten Force India zumindest in die Karten spielen: "Und mit dem gelösten Malaysia-Schluckauf sollten wir in der Lage sein, um ein gutes Resultat zu kämpfen und viele Punkte mitzunehmen."

Wäre da noch die Sache mit dem Champagner-Glas vor zwei Jahren. Doch das scheint Sutil wirklich nicht negativ beeinflusst zu haben. "Ich schaue nicht zurück. Die Vergangenheit ist vergessen, und letzten Endes - selbst wenn man es in diesem Moment nicht merkt - war es ein gutes Jahr mit vielen wichtigen Erfahrungen, die zu meiner Entwicklung beigetragen haben. So seltsam es auch klingen mag: Vielleicht bin ich nun ein besserer Fahrer."