• 24.03.2013 14:49

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Whitmarsh deutet an: "Ausfall gibt uns Möglichkeiten"

Hinter dem vorzeitigen Rennende für Jenson Button könnte Taktik stecken: Plant McLaren erheblichem Umbau oder Wechsel zum MP4-27?

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button zeigte im Grand Prix von Malaysia eine starke Leistung. Der McLaren-Pilot konnte lange Zeit hinter den schnellen Autos von Red Bull und Mercedes auf Platz fünf fahren und sich Ferrari-Pilot Felipe Massa vom Leib halten. Weil die Briten einen Stopp weniger planten, wäre womöglich sogar ein Podestplatz in Reichweite gewesen, doch ein Fehler beim Reifenwechsel ließ den Traum platzen. In Runde 35 war das Rad vorne rechts nicht fixiert.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh, Jenson Button

In welche Richtung wird es gehen: Martin Whitmarsh und Jenson Button im Gespräch Zoom

"Es geht beim Boxenstopp um Millisekunden. Das grüne Licht wird ausgelöst, wenn rund um das Auto mehrere Knöpfe über mindestens 120 Millisekunden betätigt wurden. Unsere Jungs stehen so dermaßen unter Zeitdruck, dass sie den Knopf kurz vor dem Ende ihrer Arbeit zu drücken beginnen, sie lassen ihn los, wenn alles fertig ist", erklärt Teamchef Martin Whitmarsh. "Dabei war diesmal einer wohl zu schnell. Unsere Fahrer sind sehr reaktionsschnell. Jenson ist sofort herausgeschossen - leider einen Hauch zu früh."

"Das ist einer jener Momente, wo man sich wünscht, dass der Pilot nicht ganz so zügig reagiert. Was heute passiert ist, ist dem Faktor Mensch im System geschuldet. Das passiert eben mal", nimmt es der Brite gelassen und mit Humor. "Beim Stopp war das Rad noch nicht richtig drauf, aber die Ampel sprang schon auf Grün. Das war's", beschreibt Button die vorentscheidende Szene im Rennen von Sepang. "Später hatte ich einen Bremsplatten vorne links, der solch starke Vibrationen verursachte, sodass das Team Angst vor einem Aufhängungsbruch hatte", schildert Button.

Wechselt man zum alten Auto?

Der Weltmeister von 2009 stellte seinen Wagen in der vorletzten Runde an der Box ab. Genau diese Tatsache ist interessant. Der Ex-Champion war mit dem lädierten Reifensatz lange und schnell gefahren. Hätte er die letzten Kilometer nicht auch noch geschafft? "Der Ausfall gibt uns die Möglichkeit, gewisse Dinge mit dem Auto zu machen - um das mal vorsichtig auszudrücken", gibt Teamchef Martin Whitmarsh zu, dass hinter der Button-Aufgabe womöglich auch taktische Erwägungen stehen.

Hintergrund: Nach einem Ausfall dürfen zahlreiche Dinge am Auto verändert werden, ohne dass eine Strafe droht. Beispielsweise könnte das Getriebe getauscht werden. Auch ein Wechsel zum Vorjahreswagen wäre möglich. Der MP4-27 trägt eine andere Schalteinheit. Die des neuen Fahrzeuges ließe sich nur dann mitnehmen, wenn man die komplette Hinterachse samt Getriebe mitnimmt - was niemand will. Gerüchten zufolge soll McLaren zu einem anderen Aufhängungssystem wechseln, das die Dämpfer an der Front und am Heck miteinander verbindet. Andere Teams sollen eine solche Lösung bereits im Einsatz haben.

McLaren MP4-27

Der McLaren MP4-27: Blitzblank geputzt und bereit für weitere Einsätze? Zoom

"Ich denke, dass unsere bessere Leistung in Malaysia zum Teil auch auf die Strecke zurückzuführen war. Es sind uns aber auch kleine Fortschritte mit dem Auto gelungen", sagt Whitmarsh. Der McLaren-Teamboss erkennt zwar gute Signale, aber die Fortschritte sind ihm nicht groß genug. "Wir waren auch hier noch weit vom Optimum entfernt. Ich wäre sehr enttäuscht, wenn uns in China nicht nochmal ein deutlicher Schritt gelingen würde. Selbst mit Platz fünf wären wir unseren eigenen Ansprüchen nicht wirklich gerecht geworden."

"Auf der einen Seite ist es gut, dass nun drei Wochen Pause sind. So können wir mehr Arbeit am Auto erledigen", meint Button nach seinem Aus in Malaysia. "Auf der anderen Seite ist es so, dass du nach einem Ausfall am liebsten sofort das nächste Rennen fahren möchtest." Bei McLaren in Woking wird man die Zeit bis zum nächsten Grand Prix nutzen, um eine Grundsatzentscheidung über die weitere Entwicklung zu treffen. Weiter mit dem MP4-28, oder doch zurück zum altbewährten Auto? "Wir schließen nichts kategorisch aus", hatte Whitmarsh zuletzt mehrfach betont.